Die vom Leipziger Bildhauer Walter Arnold geschaffene Mendelssohn-Büste wurde am 4. November 1947 am ehemaligen Standort des abgetragenen Mendelssohn-Denkmals vor dem im Krieg stark beschädigten Zweiten Gewandhaus eingeweiht. Die Porträtstele besteht aus einem 2,28 Meter hohen Sockel aus Kalksandstein, auf welchem sich eine 61 Zentimeter hohe Bronzebüste von Felix Mendelssohn Bartholdy befindet. Seit 2007 befindet sich die Mendelssohn-Büste südwestlich des Mendelssohn-Ufers unweit der Mozartbrücke vor dem Bundesverwaltungsgericht.
Keinen Komponisten ehrt die Musikstadt mit mehr Denkmälern…
Nach Wien blickt kaum eine andere Stadt auf eine so vielseitige musikalische Vergangenheit zurück, wie Leipzig. Die durch Unternehmen und Messe prosperierende Stadt ist Heimat des weltberühmten Thomanerchores und war Wirkungsstätte vieler namhafter Komponisten und Musiker, welche sich hier zeitweise aufhielten oder lebten. Einer von ihnen war der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, der zwölf Jahre in Leipzig lebte und mit seinem Wirken einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung Leipzigs als Musikstadt mit internationaler Strahlkraft leistete. Von 1835 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1847 war er Gewandhauskapellmeister, entdeckte die Werke von Johann Sebastian Bach wieder und gilt als Begründer der ersten Musikhochschule Deutschlands im Jahr 1843. Das Conservatorium der Musik wurde später in Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig umbenannt und entwickelte sich seit seiner Gründung europaweit zu einer der renommiertesten Einrichtungen dieser Art. Mendelssohn lebte mit seiner Familie in der ersten Etage eines spätklassizistischen Bürgerhauses in der heutigen Goldschmidtstraße. In dem restaurierten Gebäude befindet sich heute das von Kurt Masur eröffnete Mendelssohn-Haus, welches die restaurierte und rekonstruierte Wohnetage mit Musiksalon sowie zwei weitere Ausstellungsetagen beherbergt. Geehrt wird Felix Mendelssohn Bartholdy auch mit den alljährlich über eine Woche um Mendelssohns Todestag herum stattfindenden Mendelssohn-Festtagen. Als Kooperation zwischen dem Mendelssohn-Haus und dem Gewandhaus zu Leipzig wird im Rahmen von vielfältigen Konzertveranstaltungen an beiden authentischen Orten das umfassende Repertoire aufgeführt, darunter Kammer- und Chormusik sowie Sinfonien.
Für keinen anderen Komponisten gibt es mehr Denkmäler in Leipzig, wie für Felix Mendelssohn Bartholdy. Dazu zählt das 2008 gegenüber der Thomaskirche errichtete Mendelssohn-Denkmal als drei Meter hohe Bronzestatue. Dabei handelt es sich um eine Replik des von Werner Stein entworfenen Mendelssohn-Denkmals, welches sich einst an der Ostseite des Zeiten Gewandhauses befand. Aufgrund von Mendelssohns vermeintlicher jüdischer Abstammung wurde das Denkmal 1936 auf Geheiß des stellvertretenden Leipziger Bürgermeisters, Rudolf Haake, abgebrochen.
Altes Denkmal am neuen Standort
Ein weiterer Ort, der den berühmten Komponisten namentlich ehrt, befindet sich in Form einer Grünanlage im Musikviertel unweit des Bundesverwaltungsgerichtes. Im Rahmen der Offenlegung des Pleißemühlgrabens zwischen 2006 und 2007 und dem Bau einer Tiefgarage unterhalb des Areals wurde von 2005 bis 2012 das sogenannte Mendelssohn-Ufer geschaffen. Eine begrünte Treppenanlage führt hinunter zum Pleißemühlgraben, während die sich auf den Stufen befindlichen Sitzkuben Noten auf Notenlinien symbolisieren. Die lockere Verteilung dieser soll die ersten beiden Takte aus Mendelssohns Violinkonzert e-Moll darstellen. Die grüne Sitztreppe wird von Anwohnern und Studenten in der benachbarten Universitätsbibliothek gleichermaßen als beliebter Aufenthaltsort genutzt.
An der Südwestecke des Mendelssohn-Ufers befindet sich seit dem Jahr 2007 die Mendelssohn-Büste. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Untergang des Nationalsozialismus setzte sich besonders Rudolf Fischer als Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik – Mendelssohn-Akademie (ab 1972 Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig) für eine erneute öffentliche Würdigung von Felix Mendelssohn Bartholdy ein. Mit den vorhandenen Mitteln wurde zunächst am 2. Oktober 1946 ein Gedenkstein mit Namen und Lebensdaten des Komponisten am Standort des 1936 von den Nationalsozialisten abgetragenen Mendelssohn-Denkmals vor den Überresten des stark beschädigten Alten Gewandhauses eingeweiht. Dank einer großzügigen Spende der „Leipziger Zeitung“ über 11.200 Mark konnte der Gedenkstein durch eine von Walter Arnold geschaffene Stele ersetzt werden. Auf einem 2,28 Meter hohen Sockel aus Kalksandstein fertigte der Leipziger Bildhauer eine 61 Zentimeter hohe Bronzebüste an, welche Felix Mendelssohn Bartholdy abbildete und von der Bronzegießerei Noack geschaffen wurde. Die Mendelssohn-Stele wurde am 4. November 1947 durch Erich Zeigner, den damals amtierenden Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, feierlich am einstigen Standort des abgetragenen Mendelssohn-Denkmals in der Grassistraße eingeweiht.
Auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung hin wurde die Stele am 25. Oktober 1967 an das westliche Ende der Fritz-von-Harck-Anlage verlegt, wo sie bis 1999 verblieb. Aufgrund der Umgestaltung der Grünanlage vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde die Mendelssohn-Büste zwischenzeitlich auf das Areal des Mendelssohn-Hauses verlegt, bevor sie 2007 ihren endgültigen Standort südwestlich des Mendelssohn-Ufers unweit der Mozartbrücke erhielt. Der ursprüngliche Plan, die Stele nach Fertigstellung des neuen Universitätskomplexes auf dem Areal des Zweiten Gewandhauses zu platzieren, wurde verworfen.
Stand: 18.01.2024