Der relativ unscheinbar wirkende Brunnen auf dem Naschmarkt, an dem die meisten Passanten der angrenzenden Grimmaischen Straße achtlos vorbeieilen, besitzt mehrere Alleinstellungsmerkmale. Es handelt sich beim Löwenbrunnen um den ältesten noch funktionierenden Brunnen Leipzigs. Gleichzeitig ist er auch die einzige Doppelhandschwengelpumpe der Stadt. Wer aus dem Brunnen Wasser schöpfen will, muss eine der beiden Handschwengelpumpen in Bewegung setzen. Allerdings ist das Wasser nur zum Erfrischen geeignet, nicht zum Trinken.
Bereits 1688 wurde auf dem Naschmarkt der Herkulesbrunnen mit der Standfigur des Herkules errichtet. Ihn schmückten maritime Fabelwesen, Sandsteinreliefs und eine bemalte kupferne Haube. Um 1820 verlegte man den Brunnen an den Südrand des Platzes und gestaltete ihn als Löwenbrunnen um. Die beiden bronzenen Löwen und die Pumpenschwengel entstanden nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow und wurden in Lauchhammer gegossen. Schadow gilt als bedeutendster Bildhauer des deutschen Klassizismus und schuf auch die Quadriga auf dem Brandenburger Tor.
1918 gestaltete Hugo Licht, der Erbauer des Neuen Rathauses, den Löwenbrunnen um. Der streng symmetrische Brunnen bestand zuvor aus einem Holzkasten. Er beseitigte diese Form und schuf die jetzige steinerne Fassung des Brunnens. An der Vorderseite befindet sich ein Wasserspeier, der ein flaches Becken füllt. An beiden Seiten des Mittelteils gibt es zwei flache Bänke, auf denen jeweils ein nach außen blickender Löwe ruht. Die beiden Löwen und die Pumpenschwengel verblieben nach dem Umbau an den bisherigen Plätzen. Die freute vor allem die Leipziger Studenten, die hier gern den „Löwenritt“ zelebrierten und aufmüpfige Reden hielten.
Den Umbau des Löwenbrunnens ermöglichte eine Stiftung des Zigarrenfabrikanten Hugo Haschke, woran eine Steintafel in goldfarbenen Versalien auf der Rückseite des Brunnens erinnert. Darauf steht: „Im letzten Kriegsjahre 1918 wurde dieser Brunnen in der alten Gestalt des hölzernen Gehäuses vom Rate wieder aufgebaut durch den Architekten Dr. Ing. Hugo Licht. Die Mittel dazu stiftete Kommerzienrat HYPERLINK „https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Haschke“ \o „Hugo Haschke“ Hugo Haschke“.