Das Karl-Heine-Denkmal befindet sich an der Grünanlage hinter der Klingerbrücke im Clara-Zetkin-Park an der Ecke von Käthe-Kollwitz-Straße und Klingerweg. Die von Carl Seffner entworfene, ca. drei Meter hohe Bronzestatue bildet den Leipziger Industriepionier Karl Heine (auch: Ernst Carl Erdmann Heine) auf einem 3,5 Meter hohen Granitsockel stehend ab. Das Denkmal wurde ursprünglich am 20. April 1896 eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg fiel die Bronzestatue der Rüstungsindustrie zum Opfer, lediglich der Sockel blieb bestehen. Am 22. Juni 2001 wurde im Auftrag der Stadt Leipzig die vom Modelleur Wolfgang Oester entworfene und in Lauchhammer geschaffene Nachbildung der Bronzestatue enthüllt.
Ein Denkmal für Leipzigs Industriepionier
Zu Hochwasserzeiten waren die im Westen Leipzigs gelegenen Dörfer bis ins 19. Jahrhundert zumeist abgeschnitten von der Stadt. Durch die übertretenden Flüsse Elster und Pleiße entstanden Flusswiesen sowie sumpfige und damit unpassierbare Bereiche im Auwald. Dies hatte nicht nur wirtschaftliche, sondern auch aufgrund der von Mücken übertragenen Malaria gesundheitliche Folgen für die Einwohner. Eine Lösung für dieses Problem hatte Karl Heine mit seinem 1841 entwickelten Plan zur Trockenlegung und Bebauung der westlichen Vorstadt bis zum Dorf Plagwitz. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 1819 in Leipzig als Sohn eines Rittergutsbesitzers geborene Karl Heine seine schulische Ausbildung an der Thomasschule beendet und bereits zwei Studienjahre Jura und Nationalökonomie an der Universität Leipzig absolviert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts widmete sich Heine der Erschließung des Leipziger Westens und setzte sich für die industrielle Entwicklung des damaligen Dorfes Plagwitz ein, in dem rund 150 Einwohner lebten. Heine schuf durch großangelegte Wasser-, Straßen- und Brückenunternehmen die Voraussetzung zur späteren Bebauung und Industrialisierung des zuvor durch seine Versumpfung kaum nutzbaren Leipziger Westens. Basis für die erfolgreiche Ansiedlung von zahlreichen Firmen stellte die nach modernsten Gesichtspunkten geschaffene Infrastruktur mit Industriegleisanschlüssen dar. Der 1856 durch Heine angelegte Kanal, welcher von Plagwitz zur Elster führte und heute als Karl-Heine-Kanal nach ihm benannt ist, sollte die Elster mit der Saale verbinden, schiffbar machen und an die Elbe anschließen. Innerhalb weniger Jahre stieg die Einwohnerzahl in Plagwitz von 134 (1834) bis zur Eingemeindung des Ortes nach Leipzig im Jahr 1890 auf 13.045.
Obwohl Heine zu Lebzeiten häufig angefeindet und seine Projekte teilweise umstritten waren, mussten seine Kritiker nach seinem Tod 1888 den Wert seiner Projekte für die industrielle Entwicklung der kurz darauf eingemeindeten westlichen Vororte einräumen. Aus diesem Grund wurden immer mehr Stimmen laut, die eine Ehrung des „Pioniers des Leipziger Westen“ in Form eines Denkmals forderten. Daraufhin kam ein „Ausschuss für das Heinedenkmal“ unter der Leitung des Lindenauer Arztes und Freund Heines, Ferdinand Goetz, zusammen. Aufgrund der in beträchtlicher Summe zusammengetragenen Spendengelder wurde der damals noch relativ unbekannte Bildhauer Carl Seffner ohne vorangegangenen Wettbewerb mit der Schaffung einer naturalistischen Bronzestatue beauftragt. Acht Jahre nach Karl Heines Tod, am 20. April 1896, fand schließlich auf der Grünfläche neben Elsterflutbett, Käthe-Kollwitz-Straße und der Einmündung des Klingerweges am Clara-Zetkin-Park die feierliche Enthüllung des Denkmals statt. Diesem Festakt wohnten neben Bürgermeister Carl Bruno Tröndlin und Bildhauer Carl Seffner sowie hochkarätigen Honoratioren auch studentische Korporationen, Militärvereine ebenso wie Gesangs-, Turn- und Schrebervereine bei.
Dr. Heine im Wettermantel zwischen Eisenbahnschiene und Felsbrocken
Das Denkmal verkörpert bis heute Heines Lebenswerk in Form des industriellen Aufschwungs der Stadt im 19. Jahrhundert, das Leipzig zu einem der bedeutendsten Industriestandorte Deutschlands machte. Bei dem Denkmal handelt es sich um eines der eindrucksvollsten Beispiele deutscher Unternehmer-Standbilder des 19. Jahrhunderts, mit welcher Carl Seffners Karriere als Monumentalbildhauer begann.
Da der vorherige Standort des Karl-Heine-Denkmals an der heutigen Käthe-Kollwitz-Straße zum Haupteingang des Palmengartens umgestaltet werden sollte, wurde das Karl-Heine-Denkmal zum Jahreswechsel 1937/38 auf die gegenüberliegende Straßenseite verlagert, wo es nicht lange stehen sollte: Im September 1942 wurde die Bronzestatue entfernt und im Rahmen der sogenannten „Metallspende des deutschen Volkes für den Führer“ für die deutsche Rüstung im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Nach der Wende setzten sich zahlreiche Leipziger für den Wiederaufbau des Denkmals ein. Nach fast 60 Jahren, während derer der leere Denkmalssockel gegenüber dem Klinger-Hain stand und an das einstige Monument erinnerte, wurde schließlich am 22. Juni 2001 eine Nachbildung der Bronzestatue enthüllt. Dabei handelte es sich um ein rund 70.000 Euro teures Werk, welches im Auftrag der Stadt Leipzig in Lauchhammer nach einem Entwurf des Modelleurs Wolfgang Oester geschaffen wurde. Seitdem steht die Bronzestatue des Industriepioniers wieder auf ihrem Granitsockel an der Grünanlage Käthe-Kollwitz-Straße / Ecke Klingerweg.
Die von Carl Seffner entworfene und bei Pirner & Franz in Dresden gegossene, rund drei Meter hohe Bronzestatue bildet Karl Heine als entschlossen blickenden Mann in Alltagskleidung mit Wettermantel und einer Spitzhacke in der Hand ab. Zu seinen Füßen befinden sich Gegenstände mit symbolischer Bedeutung, darunter ein Stück Eisenbahnschiene, welche an das durch Industriebahnen erschlossene Industriezentrum Plagwitz erinnert. Das sich daneben befindliche Felsstück gilt als Symbol für die Nutzbarmachung des vom Kanalgrund gewonnenen „Heine’schen Knacks“ zu Ausfüllzwecken in der von Karl Heine trockengelegten Westvorstadt. Die sich in der Hand von Heine befindliche Spitzhacke spielt auf das „Vorwärts“ an, mit welchem Heine als Pionier neue Wege erschloss. Das ebenfalls von Carl Seffner stammende 3,5 Meter hohe Postament aus rotem schwedischen Granit wurde von der Firma Kessel & Röhl in Berlin geschaffen und trägt die Inschrift „ Dr. Heine“.
Stand: 26.09.2023