Eisenbahnobelisk

Goethestraße / Oberer Park | Ortsteil: Zentrum

Der Eisenbahnobelisk befindet sich im Oberen Park am Schwanenteich hinter dem Opernhaus an der Goethestraße. Er erinnert an den Bau und die Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Jahr 1939 als erste deutsche Fern-Eisenbahnstrecke von Leipzig über Oschatz und Riesa nach Dresden. Das Denkmal wurde auf Initiative von Wilhelm Theodor Seyfferth und nach Entwürfen des Architekten Carl Gustav Aeckerlein aus Rochlitzer Porphyr errichtet und am 20. Oktober 1878 eingeweiht.

Von der Postkutsche zur Eisenbahn


Leipzig spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Eisenbahn. Der Volkswirtschaftler
Friedrich List formulierte bereits im Jahr 1833 seine Pläne für ein sächsisches Eisenbahn-System und stellte Leipzig und die Region durch ihr flaches, festes Terrain als idealen Ausgangspunkt heraus. Inspiriert vom amerikanischen Eisenbahnwesen, gelang es List, den Leipziger Unternehmern und Kaufleuten die Bedeutung des Schienenverkehrs für die Entwicklung der Messe- und Handelsstadt näherzubringen. In Zusammenarbeit mit Carl Lampe, Gustav Harkort, Wilhelm Theodor Seyfferth und Albert Dufour-Feronce gründete Friedrich List die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie. Der Startschuss für den Bau der Strecke Leipzig-Dresden fiel im Jahr 1936. Nur ein Jahr später, am 24. April 1837, legte die Lokomotive „Blitz“ mit insgesamt acht Wagen ihre Jungfernfahrt vom Dresdner Bahnhof in Leipzig bis nach Althen östlich der Stadt zurück. Der erste Meilenstein der Eisenbahn war gelegt. Der Ausbau der gesamten Strecke von Leipzig über Wurzen, Oschatz und Riesa nach Dresden war am 7. April 1839 beendet. Die Fahrtzeit auf der 116 Kilometer langen ersten deutschen Fern-Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden betrug nur noch drei Stunden und vierzig Minuten im Vergleich zur vorherigen zweitägigen Postkutschenfahrt.

Seit der Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Jahr 1839 wurde die Weiterentwicklung der Eisenbahn stetig vorangebracht. Dazu zählten die Inbetriebnahme des Bayerischen Bahnhofs 1842 als heute ältester erhaltener Kopfbahnhof der Welt sowie die feierliche Eröffnung des Leipziger Hauptbahnhofes von der Sächsisch-Königlichen Staatseisenbahn und der Preußischen Staatseisenbahn 1915. Noch heute prägen die Eisenbahnspuren auch abseits der Stationen und Bahndämme das Stadtbild. In der Eisenbahnstraße befand sich vor der Versetzung der Bahnanlagen in Richtung Norden einst der ursprüngliche Gleiskörper der Dresder Bahnstrecke. Heute rollen mehrere Straßenbahnlinien der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) durch die Straße. In die Fassade des Kosmoshauses in der Gottschedstraße eingelassen, befindet sich neben diversen Symbolen der Kommunikation und des Verkehrswesens eine Dampflok. Heute beherbergt das Kosmoshaus das Hotel INNSIDE by Meliá Leipzig. Oberhalb der Einfahrt in Oelßners Hof in der Ritterstraße ist in der unteren rechten Ecke innerhalb des prachtvollen Wappens ein Güterzug abgebildet, welcher durch einen Tunnel fährt.

Statt Riesaer Hügel Leipziger Schwanenteich: der Obelisk entsteht


An den Bau der ersten deutschen Fernbahnstrecke Dresden-Leipzig zwischen 1836 und 1839 erinnert in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof auch der Eisenbahnobelisk in der Schwanenteichanlage hinter dem Opernhaus. Das Denkmal entstand anlässlich des Übergangs der privat geführten Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie in Staatshände im Jahr 1878. Der diesem Übergang zugrundeliegenden Bürgerinitiative sollte ein Denkmal gesetzt werden in Erinnerung daran, dass die Leipziger Bürger ohne fremde Unterstützung und aus eigener Kraft heraus den ersten großen Schienenweg Deutschlands eröffneten. Nach dem Wunsch des Bankiers und Mitglied des Eisenbahndirektoriums Wilhelm Theodor Seyfferth sollte dieses in Form eines Obelisken auf einem Hügel nahe Riesa in Erinnerung an die Eisenbahnstrecke entstehen. Der Rat zu Leipzig konnte Seyfferth stattdessen von einem Standort in Leipzig überzeugen. In der Folge erhielten der Architekt
Carl Gustav Aeckerlein und der Gartenbaudirektor Otto Carl Wittenberg von der Stadt den Auftrag zur Unterbreitung von Vorschlägen für einen geeigneten Standort. Neben der zwischen Bahnhof und Neuem Theater, heute Opernhaus, gelegenen Goethestraße standen auch der Roßplatz sowie der Platz vor dem Leipzig-Dresdner Bahnhof zur Debatte. Die Wahl fiel schließlich auf die Goethestraße. Begründet wurde diese Entscheidung mit der Nähe zum Bahnhof sowie der Tatsache, dass der Bahnhofsvorplatz kein städtisches Eigentum war und durch den anvisierten Bau der Staatsbahn ein möglicher Abbruch des Denkmals befürchtet wurde.

Das überlebensgroße Denkmal aus Rochlitzer Porphyr wurde nach Entwürfen auf einem runden Podest aus Beuchaer Granit errichet und am 20. Oktober 1878 eingeweiht. Die zur Goethestraße gerichtete Westseite trägt die Inschrift „Leipzig-Dresdner Eisenbahn“. Auf Bronzetafeln an allen vier Seiten des Obelisken befinden sich Inschriften zur Geschichte, wichtigen Initiatoren und Wegbereitern der Eisenbahnstrecke. Im Jahr 1966 musste der Eisenbahnobelisk im Zuge der Verbreiterung der Goethestraße auf eine weniger prominente Rasenfläche am Straßenrand versetzt werden. 2015 kehrte das Denkmal an seinen ursprünglichen Standort zurück.

Stand: 10.11.2024

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Historisches Bildmaterial - Eisenbahnobelisk

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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