Wermsdorf

Wermsdorf (Sachsen) | PLZ 04779

Jenseits des Muldentals wird die Landschaft welliger. Wer auf der Autobahn nach Dresden unterwegs ist, spürt, wie das auf Beschleunigung getrimmte Betonband Platz in einem ruhigen ländlichen Raum beansprucht. Doch wer dann – kurz nach der Muldebrücke bei Grimma – einfach an Wermsdorf vorbeirollt, der verpasst etwas. Der Charme der ländlichen Gemeinde entspringt der enormen Spannweite aus bürgerlicher Kleinteiligkeit und aristokratischem Gepräge. Denn Wermsdorf zählt gleich zwei Schlösser – eines davon, Schloss Hubertusburg, hält sogar einen Europarekord.

Ein Schloss für adliges Jagdvergnügen


Am Anfang stand der Forst. Rund um Wermsdorf war er so wildreich, dass er sich der Aufmerksamkeit des sächsischen Hofes nicht entziehen konnte. Der dichte, gleichwohl lichte Wermsdorfer Forst avancierte zum Jagdrevier der Landesherren. Rückten sie hier zur Parforcejagd an, brauchte es vor allem Raum für all die Herrschaften und die Gerätschaften, um dem edlen Wild nachzustellen, für Kutschen und Pferde. Ein Rittergut mitten in Wermsdorf stieg zum ersten Jagdschloss auf. 

Ihm sieht jeder Besucher den ursprünglichen Zweck an. Ländliches Bauen bedeutete zweckmäßiges Bauen. Symmetrie war nachrangig. Deshalb weist das „Gesicht“ des ersten Wermsdorfer Jagdschlosses – heutzutage vor allem Sitz der Gemeindeverwaltung – unregelmäßige Gebäudeflügel auf. Pragmatismus galt als Leitmotiv: Hier die Gutsverwaltung, da der Pferdestall, dort der Speicher zum Einlagern der Ernte. Eine unprätentiöse, ländliche Idylle.

Dessen ungeachtet zog hier der Dresdner Hofstaat vor allem zur Jagd in den Wäldern ein. Ja, über das bucklige Pflaster des Torweges holperte die Kutsche sogar des sächsischen Kurfürsten. Ja, hinter dem prächtigsten Giebel des Vorderhauses (wo in unseren Tagen der Bürgermeister sein Amtszimmer genießt) befand sich das Schlafgemach, in dem August der Starke sein Haupt zur Nachtruhe bettete und von dem er tagsüber den Blick in Richtung Forst wandte. Ortsgeschichte und Landesgeschichte formen in Wermsdorf eine traute Einheit.

Mitten auf dem Lande ein großartiges Barockschloss


Symbolträchtig an einem 3. November, dem Hubertustag, der an den Schutzpatron der Jagd erinnert, genügte August dem Starken das vorgefundene bescheidene Jagdschloss dann aber doch nicht mehr. Der Landesherr dachte anno 1721 nicht zuletzt an seinen Sohn, der auf Jahre hinaus seine Wermsdorfer Jagdleidenschaft von einer wahrhaft aristokratischen Basis aus pflegen sollte. Der Blick fiel auf den sanft ansteigenden Hügel im Südosten. Dort sollte es entstehen, das neue, repräsentative, überragende, alle bisherigen Maßstäbe sprengende Jagdschloss des sächsischen Adels. Den Namen Hubertusburg kann jedermann mühelos entschlüsseln, der sich auch nur ansatzweise dem Thema Jagd zuwendet. 

Gebaut wurde recht zügig. Nach zwölf Jahren stand 1733 das größte europäische Landschloss, und diesen Spitzenplatz sollte die barocke, dem symmetrischen Zeitgeist des Bauens und Schauens verpflichtete Anlage nie wieder hergeben. Wermsdorf schrieb sich mit einem Gebäudekomplex der Superlative für immer in die europäische Adelsgeschichte ein.

Wechselnde Nutzungen des grandiosen Anwesens


Die Säle sind prächtig, der Ovalsaal ragt noch einmal besonders aus dem Reigen der Gemächer heraus. Die Räume sind beeindruckend hoch. Der Schlosshof gibt sich als Klein-Versailles (oder Loire-Schloss) mitten in Mittelsachsen. Kenner wissen, welches ausgreifende Kleinod sie hier vorfinden. Wer es noch nicht gesehen hat oder gar den Superlativen misstraut, dem sei ein Besuch dringend empfohlen. 

Eingeschrieben in die verworrenen Zeitläufe hat sich das Jagdschloss Hubertusburg allerdings weniger mit seiner faszinierenden Architektur denn vielmehr als erstrangiger Geschichtsort. Zunächst diente der ausgedehnte Gebäudekomplex mit angeschlossenem Park natürlich seinem Bestimmungszweck, der Jagd im Wermsdorfer Forst. Im Laufe der Zeit kreuzten sich hier aber sehr verschiedene Ereignisstränge. Da war zunächst der Siebenjährige Krieg. Als Knotenpunkt sächsisch-preußischer Rivalität löste er tiefe Rachegelüste aus. Die siegreichen Preußen schleppten aus dem Jagdschloss alle beweglichen Gegenstände und Pretiosen weg, derer sie habhaft werden konnten. Verschont blieb einzig und allein die katholische Schlosskapelle, und dieser Glücksfall schmückt die gesamte Anlage bis heute. Raumgestalt und Spitzenakustik fügen sich zusammen mit der original erhaltenen Balustrade für den Landesherrn zu einem beeindruckenden Ganzen. Die Kapelle entging der Plünderung, doch zum Schluss mussten die Ergebnisse des militärischen Ringens besiegelt werden. Es kam 1763 zum Frieden von Hubertusburg, geschlossen in einem Seitenflügel des Jagdschlosses, weil der arg geplünderte zentrale Teil des herrschaftlichen Anwesens dafür nicht mehr geeignet war. Immerhin, Frieden zog ein.

Doch seinen einstigen Spitzenrang hatte das ausgedehnte, aber entleerte Landschloss eingebüßt. Die sich ablösenden Folgenutzungen fielen deshalb eher banal aus: Lager für Landesvorräte, Lazarett für tausende Verwundete der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, Gefängnis, Fliegerschule der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, psychiatrisches Fachkrankenhaus. Sogar ein Mythos rankte sich um Gebäudeflügel und Gewölbe: Schloss Hubertusburg stieg zeitweise zu einem der vermuteten Verstecke für das von den Nazis geraubte und danach verschollene, sagenhafte Bernsteinzimmer aus Zarskoje Selo bei St. Petersburg in Russland auf. Eine äußerst blasse Spur.

Sanierung eines Kleinods von Landesbedeutung


Mit der deutschen Einheit änderte sich auch auf Jagdschloss Hubertusburg alles. Das Fachkrankenhaus verließ seine dafür nicht geschaffenen Räume. Die Dächer und Fassaden mussten restauriert werden. Letztere Mammutaufgabe wurde mit Millioneninvestitionen des Freistaates Sachsen geschafft. Damit bietet sich vom Schlosshof auf der östlichen Seite aus wieder der grandiose, majestätische Anblick. Eine Fachmesse für
Jagd & Angeln ist immer im Herbst zu den Nutzungswurzeln des Schlosses zurückgekehrt. Überhaupt bietet der Herbst einen wahrhaft überwältigenden Anblick von Hubertusburg inmitten der bunt gefärbten Natur der Wermsdorfer Forst- und Teichlandschaft. Derweil finden im restaurierten zentralen Gebäudeteil des Schlosses wechselnde Kunst- und Geschichtsausstellungen in Regie der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden statt. 

Und das erste, kleine ländliche Jagdschloss? Die letzten sächsischen Könige haben es noch einmal für ihre Jagden genutzt, ehe 1918 die staatspolitische Einflusslinie der Wettiner gekappt wurde. An König Albert erinnern sich die Wermsdorfer aber gern. Sie haben ihm am Eingang zum ersten, aber auch finalen Wermsdorfer Jagdschloss ein Denkmal gesetzt. 

Die Landschaft rund um den Collm stellt eine Besonderheit dar. Wermsdorf ist von ca. 4.000 Hektar Wald und einer großen Anzahl Seen und Teiche umgeben. Die bekanntesten davon sind der Horstsee und der Döllnitzsee. Eine Besucherattraktion ist das Horstseefischen. Das große Wermsdorfer Fischfest findet jährlich im Oktober statt.

Stand: 06.08.2023

Leipziger Neuseenland

Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen

Das Leipziger Neuseenland ist eine Bergbaufolgelandschaft, welche aus der Flutung stillgelegter Tagebaulöcher entstand. Die weitläufige Seenlandschaft, bestehend aus derzeit mehr als 23 Seen, bildet gemeinsam mit den Fließgewässern Leipzigs das Leipziger Neuseenland. Das Naherholungsgebiet zählt zu den touristischen Aushängeschildern der Stadt und beherbergt eines der reizvollsten Wassersportgebiete Europas.

Vom Tagebaugebiet zur malerischen Seenlandschaft


Das Gebiet des Leipziger Neuseenlandes gehörte zum Mitteldeutschen Braunkohlerevier und präsentierte sich als karge, vom Braunkohleabbau geprägte Landschaft. Obwohl der Raum Leipzig seit jeher von den Flussauen der Weißen Elster, der Pleiße und ihren Nebenflüssen sowie einem Flossgrabensystem geprägt war, suchte man in Leipzig und der Umgebung vergeblich nach Seen. Seit 1704 setzte allmählich der Braunkohlebergbau ein, welcher sich im 18. und 19. Jahrhundert zunächst noch auf Kleingruben und Tiefbau beschränkte und mit dem Aufschluss der Tagebaue Böhlen 1921 und Espenhain 1937 die Landschaft entscheidend prägte. Ab 1981 drang man mit dem Betrieb des Tagebaus Cospuden weiter in das Stadtgebiet vor sowie in weite Teile des südlichen Auwaldes. Durch die aus dem Braunkohletagebau resultierenden erheblichen Abwasserbelastungen verödeten die innerstädtischen Fließgewässer. Der bis dahin florierende Wassertourismus kam zunächst zum Erliegen. 

Im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Wende 1989/90 wurden die Tagebaue sukzessive stillgelegt. Es blieben lediglich die Restlöcher bzw. Tagebaugruben bestehen, durch deren Flutung neue Seen entstehen sollten. Um überschaubare Flutungszeiträume und eine Badewasserqualität für die Seen zu gewährleisten, wurde das Sümpfungswasser aus den Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain genutzt. Dieses transportierte man ab 1975 durch eine 75 Kilometer lange Rohrleitung ab, welche aktive und Sanierungstagebaue im Leipziger Süden verband. Einige der Bergbaufolgeseen sind zum Teil bereits mit den innerstädtischen Kanälen und Fließgewässern verbunden. Der Gewässerverbund zwischen den neu entstandenen Seen, den künstlich angelegten Kanälen und den Fließgewässern umfasst derzeit eine Länge von etwa 220 Kilometern.

Maritimes Flair in Zentrumsnähe


Durch die wasserbaulichen Maßnahmen präsentiert sich das Leipziger Neuseenland heute als sorgfältig kultivierte Naturlandschaft mit bewaldeten Flächen, großen Seen, weitläufigen Badestränden und kleinen Inseln. Die derzeit mehr als 23 gefluteten Tagebaulöcher rund um Leipzig, Halle, Bitterfeld und Borna entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten zu einem attraktiven Freizeit- und Naherholungsgebiet. Dazu zählen zahlreiche Badeseen, Rad- und Wanderwege, Freizeitattraktionenen, Ferienresorts sowie Veranstaltungen.

Der 400 Hektar große Cospudener See, von Einheimischen auch „Cossi“ genannt, zählt zu einem der beliebtesten Seen des Leipziger Neuseenlandes. Durch seine sehr gute Verkehrsanbindung an das Stadtzentrum und sein maritimes Flair entwickelte er sich in den letzten Jahrzehnten zu einem echten Publikumsmagneten sowie einem beliebtem Ausflugs- und Urlaubsparadies. Der 10,4 Kilometer lange alphaltierte Rundweg um den See wird von Ausflüglern gern zum Wandern, Radfahren und Inlineskaten genutzt, während der zwei Kilometer lange – und damit Sachsens längster – Sandstrand am Nordufer zum Entspannen oder zum Beachvolleyballspielen einlädt. Am Hafen Zöbiker, auch „Pier 1“ genannt, reihen sich Restaurants und Bars mit Sonnenblick aneinander, daneben eine Sauna, ein Fahrgastschiff, diverse Wassersportangebote und ein Boots- und Tretmobilverleih. Über den „Wasserkurs 1“, eine Wasserverbindung von der Innenstadt bis in die Region, kann man innerhalb kürzester Zeit vom Cospudener See durch den Auwald zum Stadthafen Leipzigpaddeln. Ein beendruckender Panoramablick über das Waldgebiet Neue Harth bietet der 35 Meter hohe Aussichtsturm Bistumshöhe am südwestlichen Seeufer, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich Mitteldeutschlands größter Freizeitpark BELANTIS befindet.

Etwas für jeden Geschmack: Kletterparcours, Kanupark, Geopfad…


Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch der 12 Kilometer lange Markkleeberger See mit dem einst für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 geplanten Kanupark Markkleeberg, welcher eine der modernsten Wildwasseranlagen der Welt beherbergt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kanupark befindet sich der Kletterpark Markkleeberg mit einem auf bis zu 13 Meter hohen Holzstämmen errichteten Kletterparcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und einem Panorama-Blick über den See. In den Sommermonaten wird der Markkleeberger See auch zum Paradies für Taucher, Segler und Surfer. Auf dem Geopfad Markkleeberger See–Störmthaler See, bestehend aus 12 an beiden Seen errichteten Stelen, werden Einblicke in die Erdgeschichte während des Braunkohleabbaus im Tagebau Espenhain gegeben. Für Besucher, die ein paar gemütliche Tage am See verbringen möchten, bietet sich ein Aufenthalt im Seepark Auenhain an. Das moderne Ferienresort bietet neben diversen Freizeitangeboten wie Billiard und Beachvolleyball auch eine Wellnesseinrichtung mit vier verschiedenen Themensaunen an. Im Restaurant Seeperle kann man sich auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Markkleeberger See stärken. Von hier aus lohnt sich ein Abstecher in den agra-Park in der Großen Kreisstadt Markkleeberg und ein Besuch im Deutschen Fotomuseum. In der Dauerausstellung „Fotofaszination“ wird die Geschichte der Fotografie illustriert und durch etwa 3.000 Kameramodelle der vergangenen drei Jahrhunderte ergänzt. Wechselnde Foto- und Sonderausstellungen runden das Angebot des Museums ab.

Auch der Störmthaler See in direkter Nachbarschaft zum Markkleeberger See bietet zahlreiche Ausflugsziele. Inmitten des Sees befindet sich mit der schwimmenden Kulturinsel Vineta eines der attraktivsten Ziele in der Seenlandschaft. Dieses im Rahmen der Initiative „Kunst statt Kohle“ entstandene Projekt erinnert an die Orte und Menschen, welche einst dem Braunkohletagebau weichen mussten. Vineta gilt mit einer Höhe von 15 Metern als höchstes schwimmendes Bauwerk auf einem deutschen See und kann mit dem historischen Amphibienfahrzeug oder der Fähre besichtigt werden. Ein paar entspannte Urlaubstage kann man im Ferienresort LAGOVIDA verbringen. Die unmittelbar am See gelegenen Ferienhäuser mit Seeterrasse, Sauna, Badestrand und Minigolfanlage garantieren einen abwechslungsreichen Aufenthalt in malerischer Kulisse des türkisfarbenen Störmthaler Sees. Ein Abstecher lohnt sich auch zur barocken Kirche Störmthal. Diese beherbergt die Zacharias-Hildebrandt-Orgel von 1723, auf welcher einst der ehemalige Thomaskantor Johann Sebastian Bach spielte. Von der Kirche Störmthal aus bietet sich ein Ausflug zum nahegelegenen Schloss Güldengossa an. Dieses idyllische Einöd wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg durch sein Rittergut geprägt und 1720 zum repräsentativen Barockschloss mit Park umgebaut. 

Wenige Kilometer vom Störmthaler See entfernt erhebt sich die eindrucksvolle Kulisse des Bergbau-Technik-Parks an der Autobahn A 38. Zwei riesige Stahlkolosse zeugen von ihrem einstigen Einsatz im Tagebau und bilden zugleich das Kernstück des Freilichtmuseums. In mehreren Ausstellungsräumen wird über den Braunkohlebergbau, die Entstehung des Leipziger Neuseenlandes und die industriekulturelle Entwicklung des Leipziger Südraums informiert. Ein fester Termin im Veranstaltungskalender von Musikfans ist das alljährlich im August am Störmthaler See stattfindende Highfield-Festival.

Das El Dorado der Wassersportler und Radwanderer


Der etwa 12 Kilometer südlich von Leipzig gelegene Zwenkauer See ist mit rund 970 Hektar der größte See im Leipziger Neuseenland. Er kann vom Wasser aus mit dem Fahrgastschiff MS Santa Barbara oder einem anderen Boot erkundet werden. Der Zwenkauer Hafen bietet eine attraktive Flaniermeile mit diversen Restaurants, Bootsverleihs und Ferienunterkünften, während das nahegelegene Waldgebiet Neue Harth zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt. 

Der Kulkwitzer See an der westlichen Stadtgrenze Leipzigs entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Naherholungsparadies für Wassersportler. Das Angebot reicht von zahlreichen Bootsverleihs, zwei Tauchschulen und einer Wasserski- und Wakeboard-Anlage bis hin zu einem Hochseilgarten, einer Minigolfanlage und diversen gastronomischen Einrichtungen. Auch der aus dem Braunkohle-Tagebau „Witznitz II“ hervorgegangene Hainer See bietet vielfältige Wassersportmöglichkeiten, darunter Stand-Up-Paddling, Wasserski und Bananaboat. Im historischen Dorf Kahnsdorf am Südufer des Sees befindet sich die Lagune Kahnsdorf, deren zwei Kilometer lange Promenade zum Flanieren einlädt. Einen Abstecher sollte man unbedingt zum Schillerhaus auf Gut Kahnsdorf mit seinem Café unternehmen. Auf dessen noch im Original erhaltenen Holzdielen flanierten bereits Friedrich SchillerFelix Mendelssohn Bartholdy und Theodor Körner.

Wer das Leipziger Neuseenland zu Fuß erkunden möchte, für den bietet sich die 7-Seen-Wanderung an. Dabei handelt es um eins der größten und teilnehmerstärksten Wanderevents in ganz Deutschland, welches alljährlich im Mai stattfindet. Vom Ausgangspunkt in Markkleeberg führen 11 bis 102 Kilometer lange geführte und ungeführte Touren durch das Leipziger Neuseenland. Auch die von Karl-Detlef Mai entwickelte Phönix-Tour Original „Vom Bergbau zur Seenplatte“ macht Europas größten Landschaftswandel erlebbar und verbindet neben einer Busfahrt durch den aktiven Bergbau touristische Highlights wie Vineta und den Kanupark. Ein Bergbau-Picknick im noch aktiven Tagebau Vereinigtes Schleenhain rundet das Erlebnis ab. Im Rahmen des Radsportevents neuseen classics können Interessierte beim Jedermannrennen zwischen 60, 100 und 300 Kilometer langen Rundkursen wählen, welche unter dem Motto „Rund um die Braunkohle“ auch durch das Neuseenland führen. Für Radfahrer ist auch die Neuseenland-Radroute interessant, da man auf dem etwa 100 Kilometer langen Rundweg den Landschaftswandel der Region nachvollziehen kann.

Kohren-Sahlis

Kohren-Sahlis
PLZ 04655

Inmitten des Kohrener Landes gelegen befindet sich Kohren-Sahlis als Ortsteil der Stadt Frohburg. Als Wahrzeichen der über 1000 Jahre alten Stadt gilt der im Ortskern gelegene und 1928 von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen. Kohren-Sahlis erlangte durch seine lange Tradition des Töpferhandwerks überregionale Bekanntheit. Noch heute produzieren und verkaufen hier zwei Töpfereien ortstypische Keramik, darunter die Töpferei Arnold als ältestes Töpferhaus Deutschlands.

Von der kaiserlichen Übereignung und der einflussreichen Familie von Crusius


Inmitten des 600 Hektar Fläche großen Kohrener Landes mit weitläufigen Waldflächen, Bachläufen sowie Rad- und Wanderwegen befindet sich Kohren-Sahlis. Das Ortsbild ist geprägt von malerischen Gassen, Fachwerkhäusern und den bereits von Weitem sichtbaren zwei Rundtürmen auf dem Burgberg als Überreste der früheren Burganlage.

Die Stadt Kohren wurde zu Zeiten der slawischen Besiedlung im frühen Mittelalter im Jahr 974 erstmals in einer vom Bischof Thietmar von Merseburg stammenden Chronik urkundlich erwähnt. In diesem Jahr übereignete Kaiser Otto II. dem Bischof den Forst zwischen Mulde und Saale. 1190 wurden die edelfreien Herren von Kohren zu den Eigentümern der Burg. Ihre in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgebaute Herrschaft währte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Als letzte Eigentümer der Burg gelten die Herren von Einsiedel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach der Verlegung ihres Wohnsitzes nach Gnandstein wurde die Burg Kohren als Wohnsitz aufgegeben und 1602 schließlich die Rittergüter Kohren und Sahlis verkauft. Zur Gewinnung von Baumaterial wurde die Burg Kohren schrittweise abgebrochen. Übrig blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern der Burganlage sowie die beiden Turmruinen der Bergfriede, welche bis heute das Stadtbild prägen. Vom Burgplateau aus bietet sich ein weitläufiger Rundblick über die Stadt und das hügelige Umland. Im Jahr 1453 erhielt Kohren das Stadtrecht. Mehr als 500 Jahre prägte das Töpferhandwerk das städtische Leben. Zu Hochzeiten zählte Kohren 14 Töpfereien mit 14 Töpfermeistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Durch den Einfluss der Familie von Crusius und ihren Kontakten zu zahlreichen künstlerischen Größen, darunter Felix Mendelssohn BartholdyGottfried Semper und Julius Mosen, entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum in der Region. Davon zeugt noch heute der Schwind-Pavillon als ehemaliger Musiksalon der Familie von Crusius. Die Stadt galt besonders zu Beginn es 20. Jahrhunderts dank der guten Anbindung durch die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fahrende Bimmelbahn als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger.

Das Dorf Sahlis wurde erstmals 1350 als Herrensitz, 1445 als Rittersitz und 1551 schließlich als Rittergut erwähnt. Gemeinsam mit Kohren wurde Sahlis 1602 durch die Herren von Einsiedel verkauft. Eigentümer des Ritterguts Sahlis war bis zur Enteignung 1945 die Textilkaufmannsfamilie von Crusius, welche dieses 1754 käuflich erwarb und zur Gutsanlage ausbauen ließ. 1771 entstand dort ein prunkvoller Park im Rokoko-Stil, 1776 der Neubau des Herrenhauses und 1891 die Orangerie mit Schwind-Pavillon. Nach der Vereinigung der Stadt Kohren und des Dorfs Sahlis entstand 1934 die Stadt Kohren-Sahlis. Diese wurde 2018 nach ihrer Eingemeindung Ortsteil der Stadt Frohburg.

Gelebte Töpfertradition: Museum, Brunnen und älteste Töpferei Deutschlands


Als Wahrzeichen von Kohren-Sahlis gilt der Töpferbrunnen auf dem Markt. Dieses auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff stehende Kunstwerk wurde 1928 als eines der bekanntesten Werke vom berühmten Kunstkeramiker Kurt Feuerriegel geschaffen. Der Brunnen ist deutschlandweit einmalig und gilt als Symbol für das einst den Ort prägende Töpferhandwerk. Ebenfalls auf dem Marktplatz gelegen befindet sich die Hofmannsche Sammlung. Direkt über dem Eingangsportal des Gebäudes ist das ebenfalls von Kurt Feuerriegel geschaffene Tonrelief mit dem Titel „Weberin“ angebracht. Die Hofmannsche Sammlung beinhaltet zahlreiche von Rudolf Hofmann zusammengetragene Gegenstände, welche von der kulturellen Vergangenheit des Kohrener Landes sowie der Stadt Kohren-Sahlis zeugen. Darunter befinden sich neben altkohrener Keramik historische Möbel, Trachten und diverse Textilien. Die Hofmannsche Sammlung kann seit 1999 öffentlich besichtigt werden. Kaum 200 Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich in einem der schönsten Fachwerkhäuser des Ortes das Töpfermuseum, welches über die Geschichte des Töpferhandwerks informiert. Das 1763 erbaute Haus wurde bis 1957 aktiv als Töpferei betrieben. Auf zwei Etagen können die Dauer- sowie wechselnden Sonderausstellungen mit altkohrener Keramik vom 17 bis 20. Jahrhundert, Arbeitsmaterialien, Innungskleinodien sowie die noch original erhaltene Töpferstube besichtigt werden.

Zu den beiden noch aktiven Töpfereien zählen die Töpferei Arnold und die Töpferei Müller. In letzterer werden in Handarbeit Schüsseln, Töpfe, Krüge sowie Garten- und Baukeramik mit verschiedenen Glasuren, Farben und Mustern gefertigt und zum Verkauf angeboten. Im Rahmen von Töpferkursen können sich die Besucher selbst an der Töpferscheibe in der Keramikwerkstatt versuchen. Das Töpferhaus Arnold ist die älteste Töpferei Deutschlands. Die Inschrift über dem Giebel des Gebäudes „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ verweist auf die lange Tradition des Töpferhauses, welches seit 1548 hochwertige Gebrauchs- und Kunstkeramik herstellt. Vorbei an der Töpferei Arnold und die steil verlaufende Burggasse hinauf gelangt man zum Aussichtspunkt mit den beiden die Stadtsilhouette prägenden Rundtürmen der einstigen Burganlage. Ein Abstecher bietet sich auch zur am Bahndamm gelegenen Sommerrodelbahn mit einer Länge von 527 Metern an.Gut einen Kilometer vom Stadtkern entfernt im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf befindet sich der Schwind-Pavillon, der ursprünglich Teil einer Orangerie war. Dieser wurde von 1829 bis 1839 vom einstigen Besitzer des Ritterguts Rüdigsdorf, Wilhelm von Crusius, als Musiksalon errichtet. Namensgebend war der Maler Moritz von Schwind, der neben namhaften Künstlern wie Gottfried Semper und Gustav Adolf Hennig maßgeblich an der klassizistischen Innengestaltung beteiligt war. In den Sommermonaten können Besucher die eindrucksvollen Wandbilder des römisch-antiken Märchens „Amor und Psyche“ bestaunen.

Ausflugsziele für jedermann: Lindigtmühle, Irrgarten und Burg Gnandstein


Nicht wegzudenken aus dem Kohren-Sahliser Veranstaltungskalender ist der traditionelle Töpfermarkt, welcher alljährlich am dritten Maiwochenende stattfindet. Zu diesem Anlass bieten neben den beiden ortsansässigen Töpfereien auch 40 Töpfermeister von außerhalb ihre Ware in authentischer Atmosphäre an. 

Ein lohnenswertes Ausflugsziel rund drei Kilometer entfernt von Kohren-Sahlis ist das Lindenvorwerk mit der Lindigtmühle. Dabei handelt es sich um die einzige noch vollkommen funktionsfähige Wassermühle im Kohrener Land. Das technische Denkmal mit Müllerbuschenkammer, Backhaus und Oberschlächtigem Wasserrad kann jedes Wochenende von April bis Oktober besichtigt werden. Interessierte an einer Führung durch die Mühle in den Sommermonaten können sich im Vorhinein über das Lindenvorwerk anmelden. Neben letzterem befindet sich auch das Mühlenmuseum Lindigtmühle. Die vor dem kleinen See mit Tretboot- und Ruderverleih sowie Minigolfanlage gelegene Gaststätte Lindenvorwerk lädt zum Verweilen und einer Stärkung im Grünen ein. Wenige Meter entfernt befindet sich das Heckenlabyrinth Irrgarten der Sinne, in welchem Besucher durch Experimente und Erklärungen Wissenswertes über die Sinne erfahren. Der Irrgarten ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege durch das Umland. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur über 800 Jahre alten Burg Gnandstein, deren 33 Meter hohe Bergfriedbereits von Weitem das Kohrener Land dominiert.

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