Am Tröndlinring vor dem Ring-Messehaus und seitlich vom Hotel Fürstenhof befindet sich mit dem Villersbrunnen eine der schönsten Leipziger Brunnenanlagen, gestaltet im Jugendstil. Der Zierbrunnen verdeutlicht auf spielerische Weise die Bedeutung des Wassers für den Menschen und seine erfrischende und Durst stillende Wirkung. Aufgrund der Lage direkt am Ring und den damit verbundenen Verkehrsströmen wird die beschauliche Oase von den vorbeieilenden Passanten kaum wahrgenommen. Im Sommer sind es vor allem die Gäste des seit 2017 im Ring-Messehaus eröffneten Budget-Hotels Travel24, die sich eine kleine Abkühlung gönnen. Früher galt das Areal, das über 70 Jahre Löhrs Platz hieß, als eine der besten Adressen Leipzigs. Der Brunnen stand vor dem Baumgartenschen Haus, das 1924 dem Bau des Ring-Messehauses weichen musste.
Lebendige Erinnerung an zwei Schwestern
Die Initiative für die Errichtung des Villersbrunnen stammt von Stadtrat Carl Geibel und Alphons Friedrich Dürr, dem Besitzer des Wissenschaftsverlags Duncker & Humblot. Beide Verlagsbuchhändler waren mit der namengebenden Familie von Villers verwandt, der das Grundstück am heutigen Tröndlinring 9 gehörte. Dürr war mit Helene von Villers verheiratet, die bereits 1854 nach kurzer Ehe verstarb. Ihre Schwester Mathilde Baumgarten (geb. von Villers) war die Schwiegermutter von Carl Geibel. Die Anlage erinnert an die beiden Schwestern von Villers. Für den Entwurf des Brunnens wurde 1903 Max Unger-Steglitz beauftragt. Der Berliner Bildhauer hatte zuvor 1898 das Standbild Otto I. für die damalige Siegesallee in Berlin geschaffen und 1900 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Ulm.
Das wechselvolle Schicksal des Zierbrunnens
Die feierliche Einweihung des Villersbrunnen fand am 6. November 1903 vor dem Haus Löhrs Platz 5, seit 1909 Tröndlinring 9, statt. Er befindet sich inmitten einer attraktiven Blumenrabatte. Sein Fundament besteht aus einem ovalen Brunnenbecken, hergestellt aus Donaukalkstein. Die figürlichen Teile sind aus Bronze gefertigt und wurden von der AG Gladbeck in Berlin gegossen. Im Brunnen sockelt ein kleineres Wasserbecken. Dieses wird von drei ineinander verschlungenen Delphinen gestützt, aus deren weit geöffneten Mündern Wasserstrahlen in das große Brunnenbecken spritzen. Im kleineren Becken steht ein nacktes Mädchen, das sich ihr Kleid über die Schulter geworfen hat und genüsslich aus einer Schale trinkt. Die ursprüngliche Bronzeplastik wurde 1942 eingeschmolzen, um im Zweiten Weltkrieg die Rüstungsindustrie zu unterstützen. 1989 schuf Ullrich Holland eine neue Bronzefigur, die jedoch 1992 gestohlen wurde und wiederholt ersetzt werden musste. Die detailgetreue Kopie – und heutige Plastik – schuf der Leipziger Bildhauer Markus Gläser im Jahr 2003.
Stand: 03.05.2024