Die Leipziger Ostermesse findet alljährlich am Osterwochenende auf dem Markt vor dem Alten Rathaus statt. In altbewährter Tradition bieten zahlreiche Händler und Handwerker in mittelalterlichen Kostümen ihre Waren feil. Die erste Historische Ostermesse fand 1996 statt, als es die Leipziger Messe vor die Tore der Stadt auf das neue Messegelände zog. Abgerundet wird das österliche Markttreiben von einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm und dem integrierten „Kleinen Ostermarkt“ mit einer Auswahl an österlichem Kunsthandwerk.
Von den mittelalterlichen „Jahrmärkten“ zu Leipzigs Messen
Der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Leipziger Messen war das Meilenprivileg des Stadtbriefes von 1165, dessen Frühgeschichte aufgrund von mangelnder Quellenüberlieferung unklar ist. Nachrichten von deutschen Märkten reichen bis ins Jahr 805 zurück. Im Jahr 1268 sicherte der wettinische Markgraf Dietrich von Landsberg der Leipziger Bürgerschaft in einer Urkunde zu, „daß alle Kaufleute, woher sie auch kommen mögen, wenn sie Kaufmannswaren in unserer Stadt kaufen oder verkaufen wollen“, vollen Schutz und jede Förderung genießen, selbst dann, wenn „wir mit den Landesherren dieser Kaufleute in offener Fehde liegen“. Bei diesem Privileg handelte es sich um eine wichtige wirtschaftliche Errungenschaft für Leipzig und eine Absicherung der städtischen Kaufmannschaft gegen feudale Willkür auf dem Land. In der Folge besuchten immer mehr Kaufleute die Leipziger Jahrmärkte. Die Wirtschaftskraft der Stadt wuchs und die Handelsbeziehungen zu Süddeutschlands Städten, dem Hanseraum, Polen, Böhmen und Schlesien in Kombination mit der landesherrlichen Förderung forcierten die Entwicklung der Jahrmärkte zu Warenmessen.
Im mittelalterlichen Leipzig fanden die lebenswichtigen Märkte jeweils dienstags und freitags statt. An den Ständen der Bürger und Bauern wurden Waren des täglichen Bedarfs verkauft. Dank eines Privilegs von 1359 unterlag die Bevölkerung von 21 umliegenden Dörfern der Zollfreiheit der Leipziger Wochenmärkte. Die Leipziger Messen wurden im Mittelalter grundsätzlich als „Jahrmärkte“ bezeichnet, wobei das Wort „Messe“ für die Leipziger erst im Jahr 1507 in einem von der kaiserlichen Kanzlei stammenden Schriftstück verwendet worden war. Obwohl bei den Messen und Jahrmärkten zu dieser Zeit der Handel eine zentrale Rolle spielte, waren diese Veranstaltungen nicht immer identisch. Bei den Messen überwog der überregionale, zum Teil internationale Charakter des Marktes sowie des Fernhandels. Der Warengroßhandel war besonders ausgeprägt und die Entwicklung des Geld- und Kreditverkehrs fortgeschritten. Zur Zeit der Erwähnung der Leipziger Jahrmärkte entstand auch die Frankfurter Herbstmesse und die Messen der Champagne galten als die führenden nördlich der Alpen.
Feilschen wie vor 500 Jahren: Leipzigs erste Historische Ostermessen
Die Ursprünge der Historischen Ostermesse reichen ins Jahr 1996 zurück, als die Leipziger Messe auf das neuerbaute Messegelände zog, während der alte Markt vor dem Alten Rathaus blieb. Vom 6. bis zum 14. April 1996 konnten rund 250.000 Besucher die ca. 85 Stände der Hökerer und Handwerker im Salzgäßchen und auf dem Markt besuchen. Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums zur Verleihung des Reichsmesseprivilegs durch Kaiser Maximilian I. wurde im Jahr 1997 unter dem Motto „Das Jahr der Veste“ vom 29. März bis zum 6. April 1997 ein vielfältiges Kulturangebot wie um 1497 geboten. Zwischen 1998 und 2000 fanden die Ostermessen der Romantik nach historischem Vorbild statt. Mit dem Übergang der Warenmessen auf dem Markt zur Mustermesse und den Rückzug in die Messehäuser blieben im Freien zahlreiche Schausteller, Handwerker und Krämer, die es verstanden, ihr Publikum zu unterhalten. Die Ostermesse 2001 stand ganz im Motto des Schwedenjahres. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Leipzig mehrfach besetzt und befand sich zeitweise unter schwedischer Administration. Die Messen wurden dementsprechend spartanisch gehalten. Um an diese Zeit zu erinnern, waren neben den Ständen der deutschen Handwerker und Hökerer auch schwedische Buden auf der Ostermesse 2001 präsent. Diese boten ihre Waren nach altem Brauch des 17. Jahrhunderts feil. Die Ostermessen zwischen 2002 und 2004 standen im Zeichen des „Renaissance-Mess‘-Spektakels“. Zu dieser Zeit verweilten Philipp Melanchthon und Martin Luther öfter in der Stadt und waren von der internationalen Strahlkraft der Leipziger Messen äußerst beeindruckt. Mit Einzug der Reformation in Leipzig 1539 konnten die Leipziger Buchdrucker nach Abschaffung des Druckverbotes von 1521 die Schriften der Lutheraner veröffentlichen und zur Messe präsentieren.
„Waren zum guten Gebrauche“: Buntes Ostertreiben im authentischen Flair
Heute bieten alljährlich am Osterwochenende ca. 80 Händler in altbewährter Tradition ihre „Waren zum guten Gebrauche“ feil. Seit 1996 stellt der Heureka-Zunftmarkt dar, wie die ausländischen Kaufleute des Mittelalters, darunter Handwerker und Kramer, ihr Gut vor dem Alten Rathaus anboten. An den Buden und Ständen kann ein vielfältiges Angebot von Keramikartikeln und Schmuck über Korbwaren und Feinkost erworben werden. Für ein authentisches historisches Flair auf dem Markt sorgen die Verkäufer in ihren mittelalterlich anmutenden Gewändern. An mehreren Ständen gibt es Met und Honigwein, aber auch saisonale Biere. Die kleinen Gäste können sich auf authentische Verkleidungen mit Holzschwertern, Armbrüsten und Ritterhelmen freuen. Auch eine Fahrt mit den per Kurbel angetriebenen Holzkarussells oder der Kletter-Heurekabahn sorgen für Spaß und Abwechslung. Wer nichts kaufen möchte, der kann einfach über die Ostermesse bummeln und das bunte Treiben bestaunen. Ein tägliches abwechslungsreiches Bühnenprogramm rundet die bis Ostermontag andauernde Veranstaltung ab. Der vom Marktamt der Stadt Leipzig organisierte und auf dem Nordflügel des Marktes in das Marktgeschehen integrierte „Kleine Ostermarkt“ präsentiert österliches Kunsthandwerk.
Stand: 17.12.2023