Karl-Liebknecht-Straße

Karl-Liebknecht-Straße | Ortsteil: Zentrum-Süd / Südvorstadt / Connewitz

Die Karl-Liebknecht-Straße verläuft auf rund 2,5 Kilometern vom Peterssteinweg bis zum Connewitzer Kreuz durch den Süden Leipzigs. Mit zahlreichen kleinen Läden, Cafés, Restaurants und einer ausgeprägten Szenekultur gilt sie als eine der belebtesten Magistralen Leipzigs und eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kneipenmeile. Ihren Namen trägt die Straße seit 1. August 1945 nach dem Leipziger Rechtsanwalt, SPD-Politiker und Mitbegründer der KPD, Karl Liebknecht.

Von der Handelsstraße zur Szenemeile


Die Karl-Liebknecht-Straße, im Volksmund auch „KarLi“ genannt, ist bekannt für ihr buntes Treiben entlang der sich aneinanderreihenden Cafés, Bars und Kneipen. Ihre Entstehung geht auf den Bauboom Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die heutige Bebauung mit der promenadenartigen Gestaltung erfolgte größtenteils bereits zu dieser Zeit. Zuvor verlief sie als kaum befestigter Weg entlang der heutigen Kochstraße und war die Verbindung zwischen dem Stadtteil Alt-Connewitz und der Leipziger Innenstadt. Der bereits im Mittelalter existierende nördliche Straßenabschnitt zwischen dem Martin-Luther-Ring und dem Südplatz lag einst als bedeutende Verkehrsader auf der Handelsstraße Via Imperii und hieß zwischen 1839 und 1933 Zeitzer Straße. Den Anfang des Straßenabschnitts bildete bis 1856 das
Äußere Peterstor, während der sich stadtauswärts in Richtung Connewitz anschließende Teil zwischen 1874 und 1933 Südstraße genannt wurde. Im Jahr 1933 wurden beide Straßenteile vereint und aus der Zeitzer Straße und der Süßstraße wurde die Adolf-Hitler-Straße. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde diese während der amerikanischen Besatzung am 18. Mai 1945 in die Südstraße zurückbenannt. Nur wenige Monate später erhielt sie am 1. August 1945 unter sowjetischer Besatzung ihren heutigen Namen Karl-Liebknecht-Straße. Karl Liebknecht war ein SPD-Politiker, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sowie ein Leipziger Rechtsanwalt. Als damals erster und vorerst einziger Reichstagsabgeordneter positionierte er sich 1914 gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Am 13. August 1871 wurde er in Leipzig in der Braustraße 15 geboren. Im heutigen Liebknecht-Haus diente die Erdgeschosswohnung viele Jahre als Aktionszentrum der deutschen Sozialdemokratie. Das Wohnzimmer der Familie Liebknecht ist heute Bestandteil der Gedenkstätte. Zwischen 1881 und 1890 lebte Liebknecht am Südplatz 11, der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 69. Er wurde am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet. Im November 2002 wäre die Karl-Liebknecht-Straße beinahe in die Straße des 17. Juni umbenannt worden, was die Mehrheit der Anwohner und die Leipziger Bevölkerung verhinderten, so dass die Straße noch heute Karl Liebknechts Namen trägt.

Die noch aus den 1970er Jahren stammenden Gleise der Straßenbahnlinien 10 und 11 sowie die Straße und Fußwege wurden 2014 umfassend saniert. Ziel war es, eine moderne Verkehrsstraße für Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen zu schaffen und dabei zugleich den boulevardartigen Charakter der „KarLi“ zu wahren. Noch heute laden breite Fußwege sowie viele Läden, Kneipen und Restaurants zum Flanieren, Einkaufen oder Verweilen ein.

Die KarLi lebt: Streifzug entlang der Kulturhäuser und Szenelokale


Von alternativ bis intellektuell, von linksliberal bis aufgeschlossen konservativ: Dieser bunte und individuelle Mix macht den eigenständigen Charme aus, durch welchen die „KarLi“ und ihr Milieu geprägt sind. Auf der rund 2,5 Kilometer langen Straßenmeile reihen sich Szenekneipen, Straßencafés und individuelle Geschäfte aneinander. Die Freisitze sind besonders in den lauen Sommermonaten über den ganzen Tag hinweg, aber vor allem in den Abendstunden bis in die Nacht hinein, bis zum letzten Tisch gefüllt. Die Karl-Liebknecht-Straße ist ebenfalls für ihr studentisches Treiben bekannt, was sich neben ihrem Charme auch durch die Nähe zur
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) am Connewitzer Kreuz erklären lässt.

Viele der ansässigen Mode-Läden haben sich auf alternative und extravagante Mode spezialisiert, darunter Mrs. Hippie und Tranquillo an der Ecke Alfred-Kästner-Straße. Auch an angesagten Bars und Restaurants mit individuellem Charme mangelt es nicht. Sehr beliebt sind zum Beispiel die Weinstube Renkli, das traditionsreiche Volkshaus, das Café Puschkin, die nostalgisch eingerichtete Gaststätte Kollektiv, die urigen Irish Pubs Killywilly und Mc Cormacks, das charmante Jugendstil-Lokal Café Maître, die Cocktailbar La Boum oder die am Connewitzer Kreuz gelegene Südbrause. An Restaurants mit internationaler Küche mangelt es ebenfalls nicht. Seit vielen Jahren bei Hungrigen beliebt sind unter anderem das indische Restaurant Safran, das karibische Lokal La Cosita und das italienische Restaurant L’Angolo d’Italia.

Neben den zahlreichen Geschäften und Lokalen bietet die Kar-Liebknecht-Straße auch eine Vielfalt an Kulturangeboten. Dazu zählt etwa das Kulturzentrum Feinkost Leipzig auf dem ehemaligen Fabrikgelände, wo heute regelmäßig Flohmärkte sowie in der warmen Jahreszeit Sommerkino und Sommertheater stattfinden. Auch die 1973 errichtete Leuchtreklame Löffelfamilie der VEB Feinkost mit darunter befindlichem Biergarten gilt heute als einzigartiges Kulturdenkmal und ist von der „KarLi“ nicht mehr wegzudenken. Die am Südplatz gelegene naTo wurde zu DDR-Zeiten ursprünglich als sozialpolitisches Zentrum für die „Nationale Front“ erbaut und für politische Versammlungen genutzt. Heute finden in dem markanten Gebäude Konzerte, Film- und Theatervorführungen sowie Lesungen und politische Veranstaltungen statt. Auch in der am Connewitzer Kreuz gelegenen Kulturfabrik Werk II finden in den denkmalgeschützten Fabrikhallen Veranstaltungen verschiedener Art, darunter Märkte sowie Konzerte unterschiedlicher Genres statt. Das nur wenige Meter entfernte, auf der Wolfgang-Heinze-Straße gelegene UT Connewitz, gilt als das älteste noch erhaltene Lichtspieltheater Leipzigs und zählt zu einem der ältesten seiner Art in Deutschland. Heute wird hier in morbider Atmosphäre ein abwechslungsreiches Programm an Konzerten, Filmvorstellungen und Theater dargeboten.

Bis 2018 fand acht Mal an einem Samstag das Straßenfest KarliBeben statt. Es handelte sich um eine gemeinsame Aktion der Händler der Karl-Liebknecht-Straße, zu der tausende Menschen strömten und bis in den frühen Morgen feierten. 

Stand: 17.12.2023

Bildergalerie - Karl-Liebknecht-Straße

Historisches Bildmaterial - Karl-Liebknecht-Straße

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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