Forchner, Ulrich

Karikaturist, Grafiker, Illustrator, Porträtzeichner | geb. am 1. Dezember 1949 in Krossen-Tauchlitz (Thüringen)

Ein schwarzer oder weißer Hut, ein roter Schal und natürlich das Skizzenbuch samt schnellem Zeichenstift sind Ulrich Forchners Markenzeichen. Seit mehr als 50 Jahren ist er in Leipzig als freischaffender Künstler unterwegs. Um die 15.000 Menschen soll der Grafiker und Karikaturist schon porträtiert haben. Dazu gehören Politiker und Künstler, aber ebenso Leute wie „du und ich“. Nach wie vor ist der Zeitchronist mit seiner spitzen Feder präsent. So bietet der Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst seine Dienste als Porträtzeichner bei Hochzeitsfeiern und Firmenfeiern an.

Geboren wird Ulrich Forchner am 1. Dezember 1949 in Krossen-Tauchlitz in Thüringen. In Gera wächst er als Sohn eines Lehrers sowie einer Tarifeurin beim Kraftverkehr auf, besucht dort die Polytechnische Oberschule. „Ich wollte nicht in einer Fabrik arbeiten, sondern mich mit der Natur und Grünanlagen beschäftigen“, erzählt er. Deshalb beginnt er eine Lehre in Leipzig-Markkleeberg, um Landschaftsgestalter zu werden. Gezeichnet hat er schon als Kind. 

Von der Grünanlage in die Hochschule


Wie der Zufall es will, wird Ulrich Forchner zur Pflege der Grünanlage vor der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig eingeteilt. Neugierig geworden schaut er sich das Gebäude näher an und landet gleich in einer Vorlesung, bei der es um die Malerei der Renaissance geht. Er fasst den Entschluss, sich an der Hochschule zu bewerben und Grafiker zu werden. Zunächst wird er jedoch zum Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee einberufen, die ihn in Halle/Saale stationiert. Von dort aus bewirbt er sich an der Hochschule, an der er dann von 1970 bis 1975 Buchkunst studiert. Ursprünglich sollte es Malerei sein, doch da wird er zu seinem Bedauern abgelehnt. An der Hochschule trifft er Menschen, die ihn ganz besonders beeinflusst haben. Dazu gehört der Leipziger Maler
Werner Tübke, den er verehrt. „Er war ein Gigant, er gehört zu meinen Vorbildern“, sagt Forchner. Aber auch Dietrich Burger, Walter Schiller und Albert Kapper zählt er auf.

Die Berliner Harald Kretzschmar und Herbert Sandberg haben in Leipzig Vorlesungen gehalten, über sie ist die Karikatur als „Seitenlinie“ an die Leipziger Hochschule gekommen. Bereits im ersten Studienjahr schickt Forchner seine Zeichnungen ans Satireblatt „Eulenspiegel“ oder „Das Magazin“. Mit Christina Forchner, seiner ersten Frau, baut er ein Atelier in Mölkau auf.

Für die DDR-Lebensmittelindustrie entstehen ab 1978 ebenfalls Zeichnungen. Die Absatzleiter suchen schon in der Hochschule nach neuen Talenten, die ihre Produktverpackungen ansehnlicher gestalten, damit diese auch auf dem Westmarkt ankommen. Forchner steuert den Entwurf für die Süßwaren von Bambina bei. Die sind bekannt durch das lachende Mädchen und die beiden grasenden Kühe. Doch auch für Creck und Sonni-Schlecks sowie für Eierteigwaren aus Waren an der Müritz entwirft Forchner Lebensmittelverpackungen.

Der studierte Diplomgrafiker gestaltet außerdem Plakate und illustriert Bücher. Er lernt Bernd-Lutz Lange kennen und bekommt Kontakt zum Kabarett academixer, für das er ebenfalls wie für die Leipziger Pfeffermühle Programmhefte und einzelne Plakate gestaltet. Bei einer Ausstellung karikiert er sogar SED-Politbürogrößen wie Kurt Hager.

Hinter der Mauer wird es ihm zu eng


Im Jahr 1988 wird es ihm in Leipzig zu eng. „Eine Frau war der Grund. Ich wollte unbedingt die Mona Lisa sehen“, erzählt er schmunzelnd. Das Eingesperrtsein, die Mauer, habe ihn regelrecht „angekotzt“, wie er sagt. Gemeinsam mit seinem Freund
Andreas J. Mueller nutzt er eine Ausstellung zu DDR-Karikaturen in Bergisch-Gladbach (Nordrhein-Westfalen) zur Flucht. Kabarettisten wie Gerhard Polt und Dieter Hildebrandt, die er aus Leipzig kennt, helfen, dass er in Bayern ansässig wird.

Fünf Jahre bleibt Forchner in München. Dort arbeitet er als Zeichner bei der Bild-Zeitung und der Süddeutschen Zeitung. Doch er will zurück nach Leipzig, da hier viele seiner Freunde leben. Inzwischen alleinerziehender Vater von Sohn Lucas, hat er es trotz toller Aufträge am Schliersee in Bayern schwer. 1993 kehrt der freischaffende Künstler heim. Er muss neue Wege gehen, um sein Einkommen zu sichern.

Als Porträtzeichner bei Festen


Fortan arbeitet er als Porträtzeichner bei Festivitäten und porträtiert die Gäste einer Feier in Minutenschnelle. Das kann sehr anstrengend werden, wenn er beispielsweise bei Hochzeiten neun Stunden und länger festlich gestimmte und manchmal mächtig beschwipste Gäste auf ein Blatt Papier bannt. „Da ist ein Höchstmaß an Konzentration nötig“, erzählt er. Bei Hochzeiten bietet er ein gebundenes Hochzeitsbuch an, zu dem ein Aquarell von der Lokalität mit Hochzeitsauto, Torte, Sägebock und mit weiteren Details gehören.

Mit seiner dritten Frau Conny, die er seit der Schule kennt, lebt Ulrich Forchner in Gohlis. Eine Zeitlang fertigt er lokalpolitische Karikaturen für die Leipziger Volkszeitung. Für den Sachsen-Sonntag greift Forchner seit 1993 zu seinen Stiften. Er pflegt Freundschaften, darunter am Gosestammtisch in der Gastwirtschaft Lutherburg und an einem der ältesten Stammtische Leipzigs namens Gogelmosch, den es seit 1984 gibt. Und hat ebenfalls viel Freude daran, zu illustrieren. Einige seiner Bilder sind in Büchern wie „Die Oma im Schlauchboot“ von Erich Loest, weitere im Buch „Liederliches Leipzig“ von Bernd-Lutz Lange zu finden.

Karikaturen von vielen Prominenten


In mehr als 40 Länder von Frankreich bis Brasilien hat er bislang Studien- und Malreisen unternommen. Allein die Reiseskizzen machen vier Regalmeter aus. Und viele Prominente, darunter
Angela Merkel, Kurt Biedenkopf, Gina Lollobrigida sowie Mario Adorf und Gloria Gaynor karikiert. Davon besitzt er nur noch Fotos, die Originale hat er jeweils den Prominenten geschenkt. Auch in Gaststätten sind tausende Zeichnungen entstanden. Vom Zoo kommt er schon als Kind nicht los, ist dort immer wieder mit dem Zeichenstift unterwegs.

Für seine Arbeiten hat er verschiedene Preise bekommen. Dazu gehören der „Silberne Hut“ des internationalen Cartoonfestivals Knokke-Heist (Belgien) im Jahr 1980 sowie die „Goldene Plakette“ des International Salon for Anti-War-Cartoon in Kragujewac (Jugoslawien) im Jahr 1985. Einen „bronzenen Satyr“ holt er im Jahr 1988 in Greiz.

Einige der Arbeiten des Karikaturisten, Illustrators, Cartoonisten, Grafikers sowie Plakatgestalters sind in Museen ausgestellt. Dazu gehören jene in Greiz, Hannover, Leipzig, Basel (Schweiz), Lahti (Finnland) und Jerusalem (Israel). Zu seinem Schaffen entstand ein reich bebilderter Katalog. „Ulrich Forchner – Mein Zeichnerleben“ erschien 2010 im Druckhaus Verlag Gera. Pläne hat er noch viele. Dazu gehört eine Arbeit über das Barockschloss Crossen mit seinen großen Sälen, das ihn schon als Kind begeistert hat.

Stand: 20.06.2025

Bildergalerie - Forchner, Ulrich

error: Dieser Inhalt ist geschützt! Es ist nicht gestattet, diesen Inhalt zu kopieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.