Das im Juli 2015 errichtete Restaurant, Bar und Café „Kaiserbad Leipzig“ befindet sich in den Räumlichkeiten einer einstigen Eisengießerei auf dem ehemaligen Fabrikgelände des heutigen Kunst- und Gewerbequartiers Westwerk. Es spiegelt die Historie und Architektur der angrenzenden, zum Teil unter Denkmalschutz stehenden, Industriebauten wider.
Alles, was der Gaumen begehrt
Ob ein ausgedehntes Frühstück von 10 bis 12 Uhr, ein schnelles Mittagessen, Kuchen aus der hauseigenen Konditorei oder ein opulentes Abendessen bei gutem Wein mit Blick auf den Karl-Heine-Kanal – das Angebot des Lokals lässt kaum Wünsche offen. Auf der Speisenkarte stehen, Suppen, Salate, Burger und ca. zehn Hauptgerichte, darunter Wiener Schnitzel, Zanderfilet, Maishähnchenkeule oder Kaisers Allerlei. Auch verschiedene Pasta- und Kindergerichte werden angeboten. Die Speisenkarte wird von einer Wochenkarte mit saisonalen Gerichten ergänzt. Vielfältig ist auch die Getränkeauswahl. Neben ca. 20 Teesorten gibt es hausgemachte Limonaden, Aperitifs und zahlreiche Biere vom Fass, darunter Störtebeker Atlantik Ale, Eibauer, Spaten und Budweiser. Sogar Spezialitäten aus der Region wie Gose, Leipziger Allasch, Long Horn Gin, Spirituosen aus der Connewitzer Likörfabrik und eine große Auswahl an Cocktails, Shots und Weinen werden angeboten.
Rustikaler Industriecharme trifft auf gemütliche Moderne
Unmittelbar am Karl-Heine-Kanal gelegen sind das Gebäude sowie dessen Inneneinrichtung geprägt von einem rustikalen und zugleich modernen Industriecharme. Zwei Glastüren führen in den Gastraum mit seinem hohen Dachstuhl, einem Betonfußboden und roten Ziegelwänden. Zum auffallend schicken und zugleich gemütlichen Farbkonzept zählen bunte Polstermöbel, darunter Sofas in königsblau, grau und senfgelb sowie petrolfarbene Fliesen. Der im hinteren Bereich des Kaiserbads gelegene Saal kann für Veranstaltungen gemietet werden und bietet Platz für ca. 100 Gäste. Die sich unmittelbar über dem Karl-Heine-Kanal befindliche Sonnenterrasse als Teil des Kaiserbads ist in den Sommermonaten eine beliebte Anlaufstelle für Besucher.
Bei einer Bootsfahrt auf dem 3,3 Kilometer langen und von 15 Brücken überspannten Karl-Heine-Kanal können zahlreiche Denkmale der Industriearchitektur bewundert werden. Im Sommer sind die Treppenstufen an der nur wenige Meter vom Kaiserbad entfernten Philippuskirche ein beliebter Ort zum Verweilen. Wer eine besondere Anreise zum Kaiserbad möchte, der kann während der Saison am dafür vorgesehenen Bootssteg mit dem Kanu oder Kajak anlegen. Dank der ruhigen, zum Kanal gewandten Lage, lässt sich kaum vermuten, dass die Karl-Heine-Straße als beliebte und zugleich pulsierende Szenemeile nur wenige Meter entfernt liegt. Zu bekannten Kultureinrichtungen zählen der Felsenkeller mit dem Tanzlokal und Biergarten Naumanns Gaststube, die nur wenige Meter entfernte Schaubühne Lindenfels sowie das Da Capo Oldtimermuseum & Eventhalle.
Das Westwerk: Von der Eisengießerei zum Industriedenkmal
Gelegen im Stadtteil Plagwitz in unmittelbarer Nähe zur König-Albert-Brücke am Karl-Heine-Kanal, reicht die Historie des Kaiserbads als einstiges Industrieareal bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Kaspar Dambacher ließ im Jahr 1872 eine Gießerei zur Metallverarbeitung sowie zur Herstellung von Kleinarmaturen errichten. Zwei Jahre später wurde der Betrieb um eine moderne Dampfmaschine erweitert. Unter den neuen Eigentümern Schumann und Koppe ab 1882 wurde das Werk sukzessive ausgebaut. In den darauffolgenden Jahren entstand neben neuen Produktionsflächen und entsprechenden Anbauten auch ein Wohnhaus. Im Laufe der 1890er Jahre spezialisierte man sich auf die Fertigung von massiven Armaturen, welche in Dampfanlagen in der Kraftwerkstechnik eingesetzt wurden. Ferner wurden Spezialanfertigungen für Absperr- und Sicherheitsventile, Entöler und Vorwärmer hergestellt, welche europaweit erfolgreich vertrieben wurden.
Aufgrund des boomenden Geschäftes mit rund 140 Beschäftigten in Plagwitz wurde um 1900 eine weitere Gießerei in Leutzsch erbaut. Im Jahr 1906 wurde mit dem deutschlandweit ersten Kokillenguss mit verbesserten Eigenschaften gegenüber dem Sandguss ein Meilenstein in der Fertigung erreicht. Im Ersten Weltkrieg diente der Betrieb der Gießerei gänzlich der Rüstungsindustrie und fungierte als Zulieferer für die ersten U-Boote. Auch der Maschinenbau, die anlaufende Autoindustrie und das Funkwesen bildeten gute Absatzmärkte.
Im Jahr 1946 folgte die Enteignung laut Volksentscheid. Im durch die sowjetische Militär-Administration in Deutschland neu gegründeten SAG „Podjomnik“ wurden in der Nachkriegszeit etwa 600 Personen beschäftigt. Das Werk wurde am 1. Januar 1950 in SAG „Transmasch“ umbenannt und war entscheidend für den Export sowie für die Reparationsleistungen an die Sowjetunion.
Aufgrund der Bedeutung des Betriebes wurde in einer Rekordbauzeit von lediglich acht Monaten 1952/1953 nach Entwürfen von Johannes Koppe und Otto Hellriegel eine neue, moderne Produktionshalle an der Karl-Heine-Straße errichtet. Diese wurde zeitgleich um den Bau eines Verwaltungsgebäudes ergänzt. Die architektonischen Merkmale der Modernen Sachlichkeit prägen noch heute das Westwerk. Am 31. Dezember 1953 ging das Werk unter dem Namen VEB „Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig“ in Volkseigentum über. Die etwa 1.000 Beschäftigen der modernsten Gießerei der DDR stellten diverse Ausrüstungen für Erdölleitungen sowie für die chemische Industrie her, welche auch für den Export von höchster Bedeutung waren.
Neuorientierung nach der Wiedervereinigung Deutschlands
Ab 1990 wurde das Werk von einem privaten Investor übernommen und der Betrieb unter dem Namen „Industriearmaturen Leipzig GmbH“ bis zur Einstellung der Produktion 1996 fortgeführt. Ab dem Jahr 2007 wurde das Areal durch die Westwerk Logistics GmbH für kulturelle Zwecke umgenutzt. Die größtenteils erhaltenen Gebäude lassen sich heute auf dem Gelände des Kunstquartiers „Westwerk“ in Form von unterschiedlichen Einrichtungen begutachten. Das Westwerk gilt als wichtiges und über die Stadtgrenzen hinaus bekanntes kulturelles Etablissement und ist Heimstätte diverser Veranstaltungen. Neben Hallenresten des einstigen Straßenbahnhofes der Leipziger Pferde-Straßenbahn von 1881 können die Mauerreste der ältesten erhaltenen Gießerei in Leipzig sowie die Fabrikgebäude in Form von charakteristischen roten Klinkerbauten besichtigt werden.
Stand: 12.01.2025