Bombenangriff auf Leipzig – 4. Dezember 1943

Leipzig

Mitteldeutschland bleibt in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges von schweren alliierten Luftangriffen zunächst verschont. Doch 1943 kehrt der von Deutschland entfesselte Krieg auch nach Leipzig zurück. Die Reichsmessestadt Leipzig gehört wegen ihrer Bedeutung als Standort namhafter Rüstungsbetriebe sowie als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt zu den ausgewählten Zielen der Alliierten – sie ist ab Oktober 1943 betroffen. Der schwerste Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 brennt sich tief ins kollektive Gedächtnis der Stadt ein.

Etwa 2.000 Menschen sterben an jenem schrecklichen Tag binnen weniger Stunden. Zugleich vernichtet eine Feuersbrunst große Teile der Innenstadt. Bis kurz vor Kriegsende 1945 erlebt Leipzig weitere Luftangriffe, denen insgesamt mehr als 5.000 Menschen zum Opfer fallen. Etwa 40 größere und kleinere Luftangriffe auf Leipzig hat es gegeben.

Leipzig wird durch Angriff zur Hölle


Der Angriff am 4. Dezember 1943 beginnt in den frühen Morgenstunden. Zwischen 3.50 und 4.25 Uhr überfliegen britische Bomberverbände der Royal Air Force die Messestadt. Dabei kommen mehr als 430 Maschinen in drei Wellen zum Einsatz. Sie werfen große Mengen an Brand- und Sprengbomben, darunter auch Phosphorbomben, auf das Stadtgebiet. Zwei Stunden nach den letzten Bombenabwürfen brennt es in der gesamten Innenstadt sowie in vielen Stadtteilen.

Eine Film-Ton-Installation „Bomben auf Leipzig“ auf dem Dachboden des Alten Rathauses erinnert daran. Turm, Dachstuhl und das zweite Obergeschoss des Alten Rathauses werden ebenfalls zerstört. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig vermittelt in seiner Ausstellung zumindest einen Eindruck, wie Leipzig regelrecht zur Hölle wird. Dabei projiziert ein Beamer Ausschnitte eines Dokumentarfilms der Royal Air Force über Lufteinsätze aus dem Zweiten Weltkrieg sowie privates Filmmaterial auf eine große Leinwand.

Gewaltige Zerstörungen in einer Nacht


Aufgearbeitet ist der Untergang des alten Leipzig am 4. Dezember 1943 ebenfalls in dem Buch „Leipzig brennt“ aus dem
Lehmstedt Verlag. Briefe, Tagebücher und Abbildungen zeigen das schreckliche Ereignis aus der persönlichen Sicht verschiedener Menschen. „Leipzig. Aus Ruinen auferstanden“ heißt ein weiteres Buch von Heinz Peter Brogiato aus dem Sax-Verlag, das zahlreiche Fotos vom Ende des Zweiten Weltkriegs aktuellen Fotos aus der gleichen Perspektive gegenüberstellt.

Die Zerstörungen jener Nacht sind gewaltig: Schwere Sprengbomben werden gezielt auf Gebäude geworfen. Brandbomben und Phosphorkanister erzeugen eine Vielzahl von weiteren Bränden. Dadurch können sich einzelne Brände rasch zu einem Flächenbrand entwickeln, welcher die Luft aus den umliegenden Straßenzügen saugt. Die Folge: Viele Menschen ersticken in den Kellerräumen und Bunkern, weil durch das Feuer der Sauerstoff in der Luft aufgezehrt ist. Viele Gebäude stürzen zudem ein und begraben Personen unter ihren Trümmern.

Tote, Verletzte und viele Bombenopfer


Es sind nahezu 2.000 Tote sowie fast 4.000 Verletzte zu beklagen. Neben den Einwohnern gehören dazu auch Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Evakuierte aus anderen Städten. Die Leipziger Behörden erfassen später ungefähr 140.000 Menschen als Geschädigte durch die Bomben, die neben ihren Wohnungen teilweise ihre gesamte persönliche Habe verloren.

Etwa 35.000 Gebäude werden bei der größten Katastrophe der Stadtgeschichte zerstört. Am 4. Dezember 1943 gehen mit 43.100 Wohnungen fast 20 Prozent des Bestandes verloren. Die Feuerwehr benötigt 13 Tage, um beispielsweise letzte Glutnester des Großbrandes am Brühl zu löschen. Vom früheren Weltzentrum des Pelzhandels steht danach so gut wie nichts mehr. Die Leipziger Feuerwehr kann nicht auf ihren kompletten Personalbestand zurückgreifen, weil viele Feuerwehrmänner zur Löschhilfe nach Berlin abgezogen sind.

Ruinen prägen das Bild der Stadt


Geschäftshäuser, Gewerbebauten, Schulen, Messepaläste, Gotteshäuser wie
Trinitatiskirche, Andreaskirche, Johanniskirche und Matthäikirche, Denkmäler werden zerstört. Schwer getroffen wird das Graphische Viertel, das Zentrum des deutschen Buchgewerbes. Die größten Verlagshäuser – darunter der F. A. Brockhaus Verlag, der Verlag Philipp Reclam jun. und Breitkopf & Härtel, der älteste Musikverlag der Welt – brennen aus.

Ruinen prägen das Bild auf den Straßen und Plätzen nicht nur in der Innenstadt, Tausende Gebäude weisen Schäden unterschiedlichen Grades auf. Auch an der Wasser-, Strom- und Gasversorgung sowie im Straßenbahnverkehr gibt es viele Schäden. Leipzig ist eine Trümmerlandschaft, nahezu das komplette städtische Leben kommt eine Zeitlang zum Erliegen. Das Alltagsleben ist zunehmend von Hunger, Not und Gewalt geprägt. Erst die Befreiung Leipzigs durch die Amerikaner im April 1945 sorgt für das Ende der Diktatur. Der Wiederaufbau der Stadt kann beginnen.

Stand: 25.02.2025

Historisches Bildmaterial - Bombenangriff auf Leipzig – 4. Dezember 1943

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