Orte der Friedlichen Revolution – Stelenprojekt

Stadtraum | Ortsteil: Zentrum (drei weitere Standorte befinden sich außerhalb des Zentrums)

Das Stelenprojekt für die „Orte der Friedlichen Revolution“ markiert seit dem 9. Oktober 2010 insgesamt 20 Originalschauplätze der Aktionen des politischen Widerstands gegen das SED-Regime zwischen dem 15. Januar 1989 und dem 18. März 1990. Initiator des Projektes ist das Bürgerkomitee Leipzig e.V., das auch Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker ist. Es möchte mit den Stelen die geschichtlichen Ereignisse für Leipziger und Touristen vergegenwärtigen und an die Kraft des Demokratie-Gedankens erinnern. Die Umsetzung des Projekts erfolgte in Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Freistaat und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die 20 Stelen informieren chronologisch auf deutsch-englischen Tafeln mit historischen Fotos über die Aktionen und machen die zeitliche sowie räumliche Dimension der Protestbewegungen in Leipzig erlebbar.

Lebendige Stadtgeschichte im Zeichen der Friedlichen Revolution


Die Idee zum Stelenprojekt geht auf das Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit zurück. Dieses stellte bereits anlässlich des 50. Jahrestags des Volksaufstandes von 1953 am 17. Juni 2003 an elf Orten im Stadtgebiet Stelen auf, die an wichtige Ereignisse des Aufstandes erinnerten. Das Bürgerkomitee sah diese nicht als Denkmale, sondern als Kennzeichen für markante Punkte der Stadtgeschichte an. Die Stelen sollten anfangs nur kurze Zeit stehen, wurden jedoch so gut angenommen, dass einer Weiterentwicklung des Projektes nichts im Weg stand. Im Jahr 2004, dem 15. Jahrestag der
Friedlichen Revolution, kamen zwei weitere Stelen hinzu. Anschließend entstand der Plan, im Jahr 2009 an insgesamt 25 Orten der Friedlichen Revolution Stelen zu positionieren. Diese Zahl wurde schließlich auf 20 reduziert. Die ersten Stelen wurden am 9. Oktober 2010 aufgestellt und sukzessive ergänzt. Neben der Vergegenwärtigung der geschichtlichen Ereignisse sollen die Stelen vorrangig an die Kraft des Demokratie-Gedankens erinnern, welcher die Bürger der DDR zur eigenen Befreiung aus der Diktatur befähigte. Ferner soll auf die Bedeutung der Zivilcourage aufmerksam gemacht und die Beweggründe der Akteure in der Friedlichen Revolution und ihr Kampf für einen freien und demokratischen Staat ins Gedächtnis gerufen werden.

20 Originalschauplätze: Von der ersten Demonstration für demokratische Grundrechte zur ersten freien Volkskammerwahl


Die drei Meter hohen Stelen sind aus sogenanntem Steckmetall gefertigt. Das Material wurde einst für Grenzbefestigungen an der deutsch-deutschen Grenze verwendet. Der Entwurf für die Stelen stammt vom Frankfurter Studio KW.Kommunikationsdesign, welches aus dem Gestaltungswettbewerb als Sieger hervorging. Auf den Stelen angebrachte Tafeln vermitteln die Besonderheit und Komplexität der Friedlichen Revolution mit deutschen und englischen Texten sowie entsprechenden Fotos. Durch die historischen Fotografien lässt sich auch der Stadtwandel seit 1989 nachvollziehen. Die Idee zu den Informationstafeln entstand in Anlehnung an Ausdruckweisen der Erinnerungskultur, welche nach einschneidenden Erlebnissen an zahlreichen Orten des Geschehens in Form von beispielsweise ausgehangenen Zetteln, Schildern, Kerzen oder Blumen zu finden sind und die Gefühle zum Ausdruck bringen. Dies war auch im Herbst 1989 der Fall, als die Leipziger Bürger an der
Nikolaikirche auf diese Weise die Freilassung von politischen Inhaftierten forderten.

Durch die Stelen wird die zeitliche und räumliche Dimension der Friedlichen Revolution in Leipzig erlebbar. Sie markieren nicht nur die 20 wichtigsten Punkte, sondern bilden zugleich eine Chronologie der Ereignisse ab, angefangen am 15. Januar 1989 mit der ersten Demonstration für demokratische Grundrechte (Station 1) bis zur ersten freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 (Station 20). An der Ecke der Ritterstraße wird beispielsweise an das Friedensgebet und die Ausreisedemonstration während der Frühjahrsmesse 1989 erinnert (Station 2), während auf Höhe der Goethestraße eine Stele zu den landesweiten Protesten im Zuge der Feiern zum 40. Jahrestag der DDR aufgestellt ist (Station 12). Am südlichen Eingang zum City Tunnel auf dem Markt wird an die gefälschte Kommunalwahl und die anschließenden Proteste am 7. Mai 1989 erinnert. Die Stele 11 befindet sich am Tröndlinring und vergegenwärtigt die Montagsdemonstration am 2. Oktober 1989, aus der sich mit 20.000 Teilnehmern eine Massenbewegung entwickelte. Gegenüber dem ehemaligen Alten Landratsamt erinnert Station 15 an die größte Leipziger Montagsdemonstration am 6. November 1989. Den Höhepunkt der Friedlichen Revolution am 9. Oktober 1989 markieren die Stationen 13 und 14 auf dem Augustusplatz bzw. dem Willy-Brandt-Platz.

Individueller Stadtrundgang mit der App „Leipzig `89“


Seit 2015 können die 20 Originalschauplätze auch digital mit der App „Leipzig ’89“ in Form eines mehrsprachigen Audioguides abgerufen werden. Somit ist es möglich, dass die Nutzer des GPS-gestützten Rundgangs den Stadtwandel direkt vor Ort auf individuelle Weise erkunden. Anhand von QR-Codes an den Stelen kann die App auf mobile Endgeräte heruntergeladen werden. Die einzelnen Stationen können auch direkt aufgerufen werden. Zusätzlich zur deutschen Version ist die App auch in englischer, französischer, spanischer, italienischer, niederländischer und arabischer Sprache erhältlich. 

Stand: 27.09.2023

Bildergalerie - Orte der Friedlichen Revolution – Stelenprojekt

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Sophie Weinhold
Die gebürtige Leipzigerin studierte in Passau und Marseille Internationales Management und besitzt ein Faible für Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch spricht sie fließend spanisch und italienisch. Bereits als Zwölfjährige führte sie internationale Austauschschüler durch die Stadt und begeisterte sie für Leipzigs Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Liebe zu Leipzig bestimmt nach wie vor ihre Freizeitgestaltung. Ob Museumsbesuche, Konzerte oder Fahrradtouren in die Umgebung – die kreative Lokalpatriotin findet immer ausreichend Anregungen, um darüber zu schreiben.
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