Bildlexikon Leipzig

Kugeldenkmal in Leipzig

Schnittpunkt von Inselstraße / Hans-Poeche-Straße / Chopinstraße / Reudnitzer Straße Ortsteil: Zentrum-Ost

Das Areal der ehemaligen Milchinsel, auf dem sich das Kugeldenkmal befindet, war während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 heiß umkämpft. Es zählt zu den ersten Stadtgebieten, die von den Verbündeten erobert wurden. An der früheren Hintergasse (heute Schützenstraße / Rosa-Luxemburg-Straße) befand sich das Hintertor. Dieses Stadttor wurde am 19. Oktober durch das III. preußische Korps erstürmt, das sich später am Hallischen Tor mit den Truppen des Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher vereinigte. 

Privatinitiative von Carl Lampe 


Die direkt vor dem Hintertor gelegene Milchinsel gehörte zum Grundstück des Unternehmers Carl Lampe. Dieser nahm die Erstürmung der Milchinsel durch die Verbündeten zum Anlass, um aus eigenen Mitteln ein Denkmal zu errichten. Anlässlich des Jahrestags des zweiten Einzuges der Verbündeten in Paris wurde das Denkmal am 5. Juli 1845 enthüllt. Auf ihm ruhten 20 Kanonenkugeln. Vor dem Denkmal wurde ein großer Stein platziert, der einst im Gartengelände der Milchinsel das Grab eines gefallenen preußischen Offiziers markierte. Weiterhin umgab ein Holzzaun mit 20 Säulen den Standort. Auf jeder Säule ruhte eine Kugel aus den Orten, die durch die Völkerschlacht besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Deshalb erhielt die Anlage bald den Namen Kugeldenkmal. Da das Denkmal und die Umzäunung im Laufe der Jahre verwitterten, veranstaltete Carl Lampe eine öffentliche Sammlung, mit der ein neues Denkmal mitfinanziert werden sollte. Für die Grundsteinlegung wählte man den 5. August 1863, da in Leipzig zeitgleich das 3. Allgemeine Deutsche Turnfest stattfand. Bei diesem spielte das bevorstehende Völkerschlachtjubiläum eine wichtige Rolle spielte. Über 1.000 Turner und Einwohner nahmen nach einem Festumzug an der Grundsteinlegung durch Bürgermeister Carl Willhelm Otto Koch teil. Die Festrede hielt Carl Lampe, der den Hauptanteil an der Finanzierung des Denkmals trug. 

20 Kanonenkugeln symbolisieren 20 zerstörte Dörfer


Vom alten Denkmal wurden die 20 Kugeln als symbolische Erinnerung an die 20 umkämpften Dörfer in Leipzigs Umgebung übernommen, ebenso deren Namen Meusdorf, Connewitz, Lindenau, Markranstädt, Stötteritz, Paunsdorf, Zweinaundorf, Reudnitz, Volkmarsdorf, Abtnaundorf, Schönefeld, Eutritzsch, Möckern, Wachau, Probstheida, Liebertwolkwitz, Güldengossa, Cröbern, Dölitz, Störmthal (umlaufend von Nord beginnend). Zusammen mit diesen 20 Kugeln waren insgesamt 57 zu sehen. Den zeichnerischen Entwurf für das neue Denkmal lieferte der Berliner Künstler H. Spielberg. Das Postament und das Denkmal entstanden aus Rochlitzer Porphyr. An der Nordseite des Denkmals ist auf einer Tafel vermerkt: 

ZUR ERINNERUNG
AN LEIPZIGS NOT UND RETTUNG
IM OKTOBER 1813
WURDE DIESES DENKMAL VON C. LAMPE GEGRÜNDET
AM 5. JULI 1845, DEM JAHRESTAG DES LETZTEN
BEFREIUNGSKAMPFES VON PARIS, UND MIT HILFE
ÖFFENTLICHER BEITRÄGE ERNEUERT IM JAHRE 1863
ZUR 50STEN GEDENKFEIER DER VÖLKERSCHLACHT.

Durch Beschädigungen verschwanden bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Gitter, die Schriftplatten und zahlreiche Kanonenkugeln. Anlässlich der 140-Jahr-Feier der Völkerschlacht 1953 sowie 1989 bis 1992 wurde das Kugeldenkmal gründlich restauriert. Das Gitter konnte bisher leider nicht wiederhergestellt werden.

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