Der Zoo Leipzig gehört zu den ältesten und artenreichsten Zoos der Welt. Er wurde 1878 von Ernst Pinkert gegründet und beheimatet auf einer Gesamtfläche von rund 26 Hektar knapp 600 Tierarten. Laut des Sheridan-Rankings gilt er seit mehreren Jahren als beliebtester Zoo Deutschlands und – nach dem Tiergarten Schönbrunn/Wien – als zweitbeliebtester Zoo in Europa.
Vom Ratsgut Pfaffendorf zum Zoologischen Garten von Weltrang
Die traditionsreiche Anlage des Zoologischen Gartens befindet sich heute zum Teil auf geschichtsträchtigem Terrain. Der westliche Abschnitt des Zoos gehörte einst zum Rosental, gemeinsam mit dem Schweizerhäuschen, welches heute unter dem Namen Hacienda Las Casas eine von zahlreichen gastronomischen Einrichtungen im Zoo Leipzig ist. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1824 und war bis zu seiner Eingliederung in den Zoo 1927 ein beliebtes Café und Ausflugsziel mit angrenzendem Konzertgarten im Rosental.
In den an das Rosental angrenzenden Pfaffendorfer Feldern besaß der Gastwirt und spätere Gründer des Zoos Ernst Pinkert zu dieser Zeit das Gasthaus Zum Pfaffendorfer Hof. Um sein Lokal für Ausflügler noch attraktiver zu gestalten, stellte er ab 1876 exotische Tiere aus, die er von seinem Partner Carl Hagenbeck, einem Hamburger Tierhändler, bezog. Pinkerts tierische Ausstellungen mündeten im Jahr 1878 schließlich in die Gründung eines privaten zoologischen Gartens auf dem Ratsgut Pfaffendorf. Die Anlage mauserte sich zu einer beliebten Freizeiteinrichtung. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung wurde erstmals ein Löwe geboren, was zu dieser Zeit eine echte Sensation war. 1882 wurde die Anlage um eine Radrennbahn erweitert. Im Jahr 1899 wurde das Privatunternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und durch die damit verbundene finanzielle Stärkung erweitert. Es wurden viele der heute noch erhaltenen historischen Ausstellungsgebäude errichtet: Das älteste Raubtierhaus, heute das „Entdeckerhaus Arche“, stammt noch aus dem Jahr 1878.
Die Architektur des Leipziger Zoos spiegelt sich in vier Entwicklungsabschnitten wider. 1900 wurden das Neue Raubtierhaus, das Affenhaus und das Aquarium im neugotischen Stil erbaut. Diese erste Bauetappe betonte die exotische Herkunft der tierischen Bewohner. Nachdem der Zoo in den Folgejahren des Ersten Weltkriegs mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wurde er im Jahr 1920 von der Stadt Leipzig übernommen. In der zweiten großen Bauphase in den 1920er und 1930er Jahren entstanden die künstlerisch bedeutenden Bauten des norddeutschen Klinker-Expressionismus. Charakteristisch war vor allem der Verzicht auf Gitter und Absperrungen. Zu den neuen Bauten zählten das 1926 entstandene Dickhäuterhaus, die Bärenburg aus dem Jahr 1929 und neue Flugkäfige. 1934 wurden die Anlagen für Rhesusaffen und Paviane sowie die Pinguinanlage ergänzt. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Zoos wurde 1928 zur Erinnerung an den Zoogründer das Ernst-Pinkert-Denkmal eingeweiht.
Nach Schließung des Zoos im Zweiten Weltkrieg wurde er am 6. Mai 1945, genau zwei Tage vor dem offiziellen Kriegsende, wiedereröffnet und zwei Jahre später auf 16 Hektar erweitert. Der dritte Entwicklungsschritt des Zoos wurde ab 1976 durch die Tiergartenbiologie des Schweizer Zoologen Heini Hediger gekennzeichnet. Es entstanden die Australienanlage, die Robbenanlage und das Pandarondell in einem weiträumigen und naturnah gestalteten Gehege. Anlässlich des 100. Gründungstags 1978 wurde im Vorhinein 1976 das Zooschaufenster übergeben. Tiefe Gräben anstatt von Sichtbarrieren ermöglichten einen Einblick vom Rosental in das Tiergehege der Kiwara-Savanne.
Auf dem Weg zum „Zoo der Zukunft“
Im Jahr 2000 wurde nach Plänen von Zoodirektor Jörg Junhold vom Stadtrat das Projekt „Zoo der Zukunft“ bewilligt, der in fünf Bauabschnitten entstehen sollte: Kernpunkt des Projektes war zu dem Zeitpunkt die Umgestaltung und Einteilung des Zoos in einen Naturerlebnispark, bestehend aus den Themenbereichen Afrika, Asien, Südamerika, Gründer-Garten, Pongoland und Gondwanaland. Das Konzept sah außerdem einen simulierten Lebensraum vor, in dem die Tiere möglichst naturnah und artgerecht gehalten werden und den Besuchern ein authentische Besuchserlebnis geboten wird.
Expedition durch die Erlebniswelten
Bereits beim Passieren des Eingangsportals ist die geschichtsträchtige Atmosphäre des Gründer-Gartens mit Gebäuden aus den Gründerjahren des Zoos zu spüren. Diese tragen die Handschrift von Ernst Pinkert, der einst den Grundstein für den Zoo legte. Zum historischen Gebäude-Ensemble gehören das Entdeckerhaus Arche, das Koala-Haus sowie das Aquarium mit angeschlossenem Terrarium.
Seit 2001 gab es in diesem Zusammenhang und im Zuge des vierten großen Entwicklungsabschnitts mehrere Neueröffnungen von Anlagen. 2001 wurden die Löwensavanne Makasi Simba und die weltgrößte Menschenaffenanlage Pongoland eröffnet. In tropischer Hitze und üppiger Regenwaldvegetation kann man Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos auf Kletterbäumen beobachten. Statt einer Abgrenzung durch Gitter sind die Affen durch Trocken- und Wassergräben sowie Panzerglas von den Besuchern getrennt. Besonders einmalig ist das Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Zoo und dem Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, welches vor Ort Forschungen zu vergleichenden Verhaltensbeobachtungen der Affen durchführt.
Im Herbst 2001 folgte unmittelbar die Eröffnung der Erdmännchen-Anlage in den Rosental-Freianlagen. Das Neue Raubtierhaus aus dem Jahr 1902, Heimstätte der weltberühmten Leipziger Löwenzucht, in dem bis dato mehr als 2.300 Löwen geboren wurden, wurde 2002 unter dem Namen „Entdeckerhaus Arche“ wiedereröffnet. Ebenfalls im Jahr 2002 wurde die Lippenbärenschlucht im Staudengarten ausgestaltet, gefolgt von der Tiger Taiga 2003. Hierfür zogen die Armurtiger aus der alten „Tigerfarm“ in die neu eröffnete Anlage.
Seit 2003 ist im Fernsehen die Doku-Serie „Elefant, Tiger & Co.“ zu sehen, die von Geschichten der Zoobewohner abseits der Besucherpfade erzählt.
2004 wurde die neu gestaltete Kiwara-Savanne mit dem Restaurant Kiwara-Lodge und angeschlossener Tüpfelhyänen-Anlage auf dem Boden der ehemaligen Rosental-Freianlagen eröffnet. Seitdem kann man hier wie in freier Wildbahn Giraffen, Strauße und Zebras vom Zooschaufenster aus beobachten. Im Jahr 2006 erfolgte die Fertigstellung des Elefantentempels Ganesha Mandir. Je nach Wetterlage können die asiatischen Dickhäuter im Tempelbau oder im weitläufigen Außengehege beobachtet werden. Mit etwas Glück kann man den Elefanten durch die Unterwasserscheibe im Tempelkeller beim Baden zusehen. 2012 eröffnete die Hochgebirgslandschaft Himalaya, in der Schneeleoparden, Schopfhirsche und Rote Pandas zu Hause sind. Die beeindruckende Felskulisse ist der schroffen Heimat der Tiere originalgetreu nachempfunden.
Tropenerlebniswelt Gondwanaland
Zwischen 2007 und 2011 wurde die 35 Meter hohe Tropenhalle mit Erlebniswelt Gondwanaland erbaut. Im tropischen Regenwaldklima Afrikas, Asiens und Südamerikas leben etwa 200 verschiedene exotische Tiere und rund 500 verschiedene Pflanzenarten. Über verschlungene Dschungelwege, einen Baumwipfelpfad mit begehbarer Totenkopfaffen-Insel und Hängebrücken kann der Besucher die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hautnah miterleben. Auf dem Urwaldfluss Gamanil kann man sich mit dem Boot auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte bis hin zur Entstehung des Regenwalds begeben.
Stand: 02.02.2025