Börner, Ronald

Bauingenieur, Bauleiter | geb. am 24. März 1951 in Leipzig

Schon als Junge ist er im Winter auf dem Hang zum Völkerschlachtdenkmal gerodelt oder hat mit seinen Freunden dort gespielt. Damals konnte sich Ronald Börner sicherlich nicht vorstellen, dass er einmal die Sanierung des Kolosses leiten wird. Doch sein Planungsbüro überträgt dem Bauingenieur diese anspruchsvolle Aufgabe. Immerhin hat der Marienbrunner sie schon vorher bei der Sanierung der Leipziger Universitätsbibliothek mit seinen Leistungen überzeugt.

Schon als Kind am Völkerschlachtdenkmal


Geboren wird Ronald Börner am 24. März 1951 in Brandenburg/Havel. Als Zehnjähriger zieht er mit den Eltern nach Marienbrunn, geht dort in die 30. Oberschule, die damals gerade eingeweiht wird. Als Kind spielt er oft am Völkerschlachtdenkmal und in den
Etzoldschen Sandgruben. Vom Großvater, einem Kaufmann aus Dresden, hört er viel über das Denkmal, dessen Bau diesen in der Jugend fasziniert. Nach der 10. Klasse beginnt Börner eine Lehre als Baufacharbeiter beim volkseigenen Bau- und Montagekombinat (BMK) Süd.

Dort ist er beteiligt an den Bauarbeiten fürs Kraftwerk Lippendorf und für das Robotron-Gebäude in der Gerberstraße, das inzwischen abgerissen wurde. Dort befindet sich seit 2021 das Gebäude der Sächsischen Aufbaubank (SAB). Er spezialisiert sich auf Montagebau.1969 wird Börner zur Nationalen Volksarmee einberufen. Danach arbeitet er als Monteur. Sein Betrieb delegiert ihn zur Arbeiter- und Bauernfakultät in Freiberg, um das Abitur nachzuholen. 1973 lernt er seine spätere Frau Heidrun kennen. Börner studiert konstruktiven Ingenieurbau an der Bauhochschule in Leipzig (später Technische Hochschule). Nach dem Abschluss kehrt er zurück ins BMK Süd, um dort als Technologe und Bauleiter zu arbeiten. Nach der Friedlichen Revolution 1989 wird das volkseigene Kombinat umstrukturiert. Daran wirkt Börner aktiv mit und wird im Montagebau Grimma schließlich Marketingleiter.

Der Wiederaufbau der Universitätsbibliothek


1991 fragt ihn das neugegründete Architekturbüro HJW & Partner, ob er die Leitung für den Wiederaufbau der
Universitätsbibliothek übernehmen wolle. Die Bibliotheca Albertina in der Beethovenstraße ist damals in einem maroden Zustand. Ein Teil des Gebäudes ist eine Ruine, in der schon die Bäume wachsen. Damals sind nur ein kleiner Lesesaal sowie Arbeitsräume unter widrigen Bedingungen nutzbar. Börner reizt diese Aufgabe. „Ich wollte wieder die Nähe zum konkreten Bauen“, blickt er zurück. Als Bauleiter erstellt er beispielsweise das Konzept, koordiniert die Arbeiten und überwacht den Ablauf.

Für das Architekturbüro und die Bauausführenden wird es eine Herausforderung, eine moderne Bibliothek bei laufendem Betrieb in das alte Gemäuer zu integrieren und zu erweitern. Auch für die Beschäftigten der Bibliothek. Börner betreut „nebenbei“ noch andere Baustellen, etwa den Umbau des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg für die Ottonen-Ausstellung.

Seit 1998 folgen erste, kleinere Aufgaben am Völkerschlachtdenkmal. 2004 wird ihm die Mammutaufgabe übertragen, als Bauleiter die Sanierung des Denkmals zu koordinieren. Dass es dazu kommt, ist ohnehin nur dem Engagement der Leipziger Bürgerschaft zu verdanken. 1998 gründen diese einen Förderverein mit dem Ziel, den fortschreitenden Verfall des Leipziger Wahrzeichens aufzuhalten und es instand zu setzen. Sie können die Politik überzeugen, die Aufgabe anzugehen.

Am Denkmal sind selbst Kriegsschäden nur notdürftig repariert. Fugen sind undicht. Dadurch kann Regen ins Denkmalsinnere eindringen. Netze verhindern, dass Steinbrocken auf die Besucher fallen. Selbst das Plateau ist damals eine Stolperfalle. Zu DDR-Zeiten wird nur das Nötigste repariert. Das Denkmal ist dennoch eine technische Meisterleistung. Erstmals wird hier in großem Stil Beton verbaut. „Da steckt sehr viel deutsche Ingenieurskunst drin, das verfolgte beim Bau des Denkmals die ganze Welt!“, betont der Bauingenieur.

Die große Herausforderung Sanierung


In die Jahre gekommen, wirkt das Anfang der 1990er Jahre von einer Patina aus Ruß, Dreck und Kohlestaub überzogene Denkmal schon rein äußerlich auf viele abschreckend. Trotzdem lieben die Leipziger ihr Denkmal, das sie ihren Gästen gerne zeigen und mit ihnen auf die Aufsichtsplattform steigen. Fachlich gesehen ist der Ruß nicht das Problem. Die Denkmalschutzbehörde wollte die Schicht, so erklärt Börner, allerdings beibehalten. Doch Börner findet ein für die Steine schonendes Reinigungsverfahren, bei dem das Strahlgut vorher im Wasser „aufgemischt“ wird. Bei geringerem Druck entstehen Risse in der Schmutzschicht. Der gelöste Schmutz kann so vom Untergrund einfach abgewaschen werden. Und Börner kann die Behörde überzeugen.

Saniert wird das Denkmal in verschiedenen Abschnitten. Das Besondere: Das notwendige Gerüst wird abschnittsweise von oben nach unten versetzt. Nach der grundlegenden Entscheidung des Büros erstellt Börner das Gerüstkonzept „Wir haben verschiedene Varianten untersucht. Ich war auch in Dresden, um mir die Ideen beim Bau der Frauenkirche anzuschauen“, erklärt Börner. Die Aufgabe ist gewaltig: So müssen neben der Außenhülle allein ca. 40 Kilometer Fugen abgedichtet sowie die Feuchte-Schäden im Inneren des Denkmals beseitigt werden.

Anders als bei der Universitätsbibliothek macht er für das Denkmal viele Ausschreibungen für die Bauleistungen. Dabei sind Steinmetzarbeiten, wie das Verfüllen der Fugen, abhängig vom Wetter und der Jahreszeit. „Es ist eine Herausforderung, Fachfirmen zu finden, die das auch in guter Qualität können.“

Überzeugungsarbeit für moderne Ausstattung


Die Millionenbeträge sind nur für die Sanierung des eigentlichen Baukörpers bewilligt. Das bringt Bauleiter Börner und die Arbeitsgemeinschaft oft in eine Zwickmühle. Da muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Wenn das Gerüst schon mal in der Stifterkuppel hängt, ist es sinnvoll, gleich die Haustechnik zu erneuern. Die Stadt als Bauherr akzeptiert vieles nicht, um Kosten zu sparen. Und Börner gibt zu, dass hin und wieder ein wenig getrickst wurde. „Wir wussten, wenn das Plateau wieder geschlossen ist, kommt keine Leitung mehr ins Denkmal hinein.“ Deshalb wurden vorsichtshalber und vorausschauend unterm Plateau gleich Kabel und Leerrohre verlegt. Das musste im Budget verankert werden. Ebenfalls wird ein Beleuchtungskonzept angeregt, für das eigentlich kein Geld vorhanden ist, aber ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben wird. Doch die Sieger-Firma wirft nach der Ausschreibung das Handtuch. Deshalb hat ein kleines Team um Börner die Beleuchtungsideen umgesetzt, die jetzt viele Leute allabendlich begeistern.

Börner liegt es ebenso am Herzen, das Denkmal barrierefrei zu erschließen. Für Blinde- und Sehbehinderte entsteht sogar ein Modell. Seit 2016 ist er im Rentenalter. Danach vollendet der Bauingenieur beispielsweise noch die Sanierung des Wasserbeckens. Bis Ende 2025 ist er im Minijob beschäftigt, Unterlagen und Dokumente rund um die Sanierung zu archivieren sowie mögliche Gewährleistungen zu organisieren.

Börner ist Marienbrunner mit Leib und Seele. Deshalb arbeitet er im Vorstand des Vereins der Freunde von Marienbrunn mit. Und ist sehr an der Historie seines Stadtteils interessiert, die er seinen Gästen gerne erklärt. Etwa die Geschichte der Marienquelle, eines versteckten Kleinods. Börner reist viel, um sich andere Gartenvorstädte und Werksiedlungen anzuschauen. Darüber verfasst er auch Texte für die Website des Vereins. Eines der nächsten Projekte des Vereins ist die denkmalgerechte Gestaltung des Arminushofes – des Zentrums der Gartenvorstadt Marienbrunn – mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer.

Stand: 28.07.2025

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