Museum der bildenden Künste Leipzig

Katharinenstraße 10 | Ortsteil: Zentrum

Abends wird die Beethoven-Skulptur sogar illuminiert. Das Hauptwerk von Max Klinger gehört zu den herausragenden Kunstwerken des Museums der bildenden Künste Leipzig. Es soll in der Katharinenstraße von außen erlebbar sein. Der drei Meter hohe und über sechs Tonnen schwere „Beethoven“ begrüßt die Besucher inzwischen im Eingangsbereich. Das Museum möchte schon im Erdgeschoss einen lebendigen Kunstort präsentieren. Von einem Mosaik aus 625.000 Glassteinchen (Künstler: Stephan Huber) schauen im Foyer zudem Mäzene des Museums würdevoll herab. Es sind Menschen, die 1837 einen Kunstverein gründen, sowie spätere großzügige Gönner. Ein großer Teil der Sammlung setzt sich aus den Schenkungen und Nachlässen kunstsinniger Leipziger Bürger zusammen. Sie haben den Grundstock für eins der ältesten Kunstmuseen Deutschlands gelegt. Leipzig besitzt daher heute zahlreiche Kunstschätze, die ihresgleichen suchen.

Kunstverein eröffnet ein städtisches Museum


Der „gläserne Kubus“ des Museums an der Katharinenstraße mit mehr als 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird erst 2004 eröffnet. Mit ihm endet eine lange Odyssee. Der
Kunstverein errichtet sein „Städtisches Museum“ 1848 zunächst in der Ersten Bürgerschule. Zehn Jahre später kann die Kunstsammlung 1858 einen Neubau am Augustusplatz (Architekt: Ludwig Lange) beziehen. Es wird ein sehr repräsentatives Gebäude, das sich auf dem Areal des heutigen Gewandhauses zu Leipzig befindet. Finanziert wird das eigene Gebäude durch die Stiftung des Leipziger Kaufmanns Adolf Heinrich Schletter. Der kunstsinnige Kaufmann verfügt, dass die Stadt Leipzig seine Sammlung erhält, wenn sie innerhalb von fünf Jahren ein Museum dafür baut. Das schafft sie kurz vor Ablauf der Frist. Doch der Platz im neuen Haus reicht nicht lange. Schon zehn Jahre später entsteht ein Anbau, den Stadtbaumeister Hugo Licht realisiert und den Stifter Franz Dominic Grassi ermöglicht.

Die Odyssee einer Kunstsammlung


Beim
Luftangriff der Alliierten am 4. Dezember 1943 brennt das Gebäude vollständig aus. Die Kunstbestände sind zum Glück nicht betroffen, sie wurden vorher fast vollständig ausgelagert. Die Ruine wird dann 1962 beseitigt. Das Museum bekommt zwischen 1946 bis 1952 zunächst ein Interimsdomizil in der ehemaligen Reichsbank in der Petersstraße. Danach bezieht es seine Räume im Reichsgericht am Georgi-Dimitroff-Platz (heute: Simsonplatz). Diese kann es bis Dezember 1997 nutzen, muss dann jedoch dem Bundesverwaltungsgericht weichen. Das soll nach der deutschen Einheit in Leipzig angesiedelt werden. Das Museum kommt für sieben Jahre im Messehaus Handelshof in der Grimmaischen Straße unter. Am 4. Dezember 2004, genau 61 Jahre nach Zerstörung des alten Hauses am Augustusplatz, wird der Neubau in der Katharinenstraße 10 feierlich eröffnet.

Neubau wird durch winkelförmige Bauten eingerahmt


Die Berliner Architekten
Karl Hufnagel, Peter Pütz und Michael Rafaelian haben das neue Bildermuseum entworfen. Das überragt mit seiner Höhe von 36 Metern die umgebende Bebauung. Gänzlich unumstritten ist die Architektur zwar nicht – zumal die Randbebauung den Museumswinkel erst seit 2017 komplettiert. Der Quader steht zunächst als Solitär auf dem Platz. Inzwischen ist er durch winkelförmige Bauten, darunter Katharinum, Bernstein Carré und Haus Böttchergässchen, an allen vier Ecken eingerahmt. Höfe und Terrassen greifen das Prinzip der Leipziger Passagen auf. Im Inneren sind die Ausstellungsräume weit und großzügig gestaltet. Sichtachsen ermöglichen Blicke in die Stadt hinein. Kunst und Architektur wird ebenso bei der Präsentation von raumbezogenen Installationen erlebbar. Leipzig hat sich den quaderförmigen Neubau des Museums 74,5 Millionen Euro kosten lassen.

Das A und O ist natürlich die Sammlung des Museums, zu der 4.600 Gemälde, 1.800 Plastiken, Skulpturen, Medaillen und Plaketten, mehr als 5.000 Fotografien sowie über 70.000 Arbeiten auf Papier gehören. Das Museum der bildenden Künste, von den Einheimischen einfach Bildermuseum genannt, gehört zu den umfangreichsten Kunstsammlungen in Deutschland.

Der Kunstverein erwarb von Beginn an zeitgenössische Kunst. Aber auch Werke Alter Meister kommen hinzu. Frans Hals und Lucas Cranach d. J., aber auch der Romantiker Caspar David Friedrich sind dafür Beispiele. Im Zentrum der Gemäldesammlung Alter Meister stehen Arbeiten holländischer Künstler des 17. Jahrhunderts.

Malerstars von Max Klinger bis Neo Rauch


Einer der hervorragenden Kunstsammler ist
Maximilian Speck von Sternburg. Auf seinen Reisen in Europa trägt er einen wahren Gemäldeschatz zusammen, der heute als Dauerleihgabe der Stiftung seiner Nachfahren im Museum bewahrt wird. Wolf-Dietrich Speck von Sternburg, inzwischen Ehrenbürger Leipzigs, hat den Vertrag bekräftigt. Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung sind Leipziger Künstler, wie Max Beckmann und Max Klinger. Natürlich prägt auch Kunst der DDR das Museum. Die sogenannte Leipziger Schule um Bernhard Heisig, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer fehlt nicht. Ebenso ihre Nachfolger von der Neuen Leipziger Schule. Leipzigs Malerstar Neo Rauch hat hier 2010 seine erste große Retrospektive „Neo Rauch. Begleiter.“ Diese wurde von 99.023 Kunstliebhabern besucht und bescherte dem Museum einen Besucherrekord.

Die Sammlung präsentiert sich heute auf vier Etagen – in etwa 40 Räumen, die in Modulen miteinander verbunden sind. Das Museum hat seine Ausstellungsflächen neu sortiert. Im ersten Obergeschoss sind die Romantik, französische Malerei von Corot bis Monet sowie der „heimliche Star von Leipzig“, also Max Klinger mit der Kunst um 1900, zu sehen. „Das Urteil des Paris“ (1887), „Die Kreuzigung Christi“ (1890) und „Christus im Olymp“ (1897) – die monumentalen Hauptwerke Klingers werden gemeinsam präsentiert. Die zweite Etage widmet sich den Alten Meistern, darunter der holländischen Malerei. Aber auch bekannte Gemälde wie „Adam und Eva“ von Lucas Cranach dem Älteren geben sich die Ehre. Die Dauerschau in der ersten und zweiten Etage ist aufgrund eines Stadtratsbeschlusses seit 2024 ohne Eintritt frei zugänglich.

Reminiszenz an Leipziger Schule


Im 3. Obergeschoss des Museums hat die Malerei und Plastik aus Leipzig im 20. und 21. Jahrhundert ihren Platz, die Kunst der DDR und die sogenannten Leipziger Schulen. Die Sammlung hat einen großen Bezug zur
Hochschule für Grafik und Buchkunst. Dort gründete Bernhard Heisig 1961 eine Malereiklasse, deren Schüler wieder Lehrer geworden sind. Große Namen wie Hartwig Ebersbach und Wolfram Ebersbach, Arno Rink und Sighard Gille gehen da hervor, die „Neuen“ um Malerstar Neo Rauch folgen.

Unter dem Motto „Bilderkosmos“ ist zunächst eine Sonderausstellung entstanden, bei der die Besucher mitbestimmen können, welche Kunstwerke aus Leipzig sie künftig sehen wollen. Dem wird der „Bilderkosmos 2“ (zunächst bis August 2025) gerecht. Aber auch diese Ausstellung bleibt „in Bewegung“, um immer wiederum andere Schätze des Hauses zeigen zu können. Der Sammelbereich des 20. und 21. Jahrhunderts umfasst knapp 1.500 Werke – nur ein Bruchteil schafft es in die Ausstellung. Max Beckmann ist ein eigener Raum gewidmet. Auch die neue Künstler-Generation um Rosa Loy, Tilo Baumgärtel und Michael Triegel ist vertreten.

Außerdem gibt es im Museum einen Bereich für Sonderausstellungen, die sich durchaus hochkarätig abwechseln. Neben einer der jüngsten Schauen „Impuls Rembrandt“ (bis Februar 2025) haben sich hier schon Yoko Ono oder Udo Lindenberg die Ehre gegeben.

Wer vor oder nach dem Kunstgenuss entspannen möchte, kann das im Erdgeschoss. In einer lichtdurchfluteten Halle serviert das Café Treff frisch gemahlenen Kaffee, hausgebackene Kuchen und verschiedene Snacks in gemütlichem Ambiente. Über dem Café befindet sich seit Dezember 2014 das über 460 Quadratmeter große Deckengemälde „Leipziger Firmament“, das der in Leipzig geborene Künstler Ben Willikens schuf.

Stand: 18.03.2025

Bildergalerie - Museum der bildenden Künste Leipzig

Historisches Bildmaterial - Museum der bildenden Künste Leipzig

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