Foto: Leipzig – Apels Garten

Apels Garten

Kolonnadenstraße 2 | Ortsteil: Zentrum-West
Inhalt des Beitrags
Audiobeitrag: Apels Garten

Das im Kolonnadenviertel gelegene Gasthaus Apels Garten wurde am 8. Februar 1989 im Erdgeschoss eines DDR-Plattenbaus eröffnet. Apels Garten gilt als Klassiker unter den Leipziger Gaststätten mit sächsischer und gut bürgerlicher Küche. Der Name „Apels Garten“ geht auf Leipzigs Historie der barocken Gartenanlagen zurück, welche im 18. Jahrhundert den Innenstadtring begrünten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde für den Großkaufmann Andreas Dietrich Apel am Dorotheenplatz ein prachtvoller Barockgarten angelegt. An die Grünanlage erinnert heute nur noch der Name des Gasthauses sowie die strahlenartige Form der vom Dorotheenplatz verlaufenden Straßen, welche die einstige Anordnung der Barockgärten widerspiegeln.

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Fotogalerie - Apels Garten

Zwischen Gründerzeit- und Plattenbau: Herr Apel grüßt stilecht mit Samtrock und Perücke


Die barocken Parkanlagen aus dem 19. Jahrhundert sind heute vollständig aus dem Stadtbild verschwunden. Die Grundstücke wurden sukzessive für andere Zwecke genutzt und später im Zuge der Industrialisierung und des damit einhergehenden Bevölkerungswachstums mit Wohnsiedlungen bebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Kolonnadenviertels zerstört. Die schwer beschädigten Gründerzeitbauten wurden im Zuge des Wiederaufbaus ab 1982 umfänglich restauriert. In die entstandenen Baulücken wurden architektonische Neuinterpretationen in Form von Plattenbauten gesetzt. Dies entsprach dem Wohnungsbauprogramm der DDR, welches für das Viertel eine Mischung aus Altbauten und DDR-Plattenbauten vorsah. Ab dem Jahr 1985 konnten die Mieter im mit Erkern geschmückten Plattenbau günstig wohnen oder von der Fernwärme im Altbau profitieren. Das Kolonnadenviertel vereint heute die beliebte Kneipenmeile in der
Gottschedstraße und die alternative Künstlerszene entlang der Kolonnadenstraße.

Auf letzterer, direkt am Dorotheenplatz gelegen, befindet sich das Gasthaus Apels Garten als eines der letzten neu eröffneten Restaurants in der DDR. An den bekannten Barockgarten des Leipziger Großkaufmannes erinnert heute mit dem Restaurant nur noch sein Name. Es wurde am 8. Februar 1989 vom damaligen Inhaber Rudolf Müller im Erdgeschoss eines DDR-Plattenbaus eröffnet. Apels Garten gilt als Klassiker unter den Leipziger Gaststätten mit sächsischer und gut bürgerlicher Küche. Wenige Stufen hinauf führen auf die begrünte, überdachte Terrasse mit rund 60 Sitzplätzen. Beim Betreten des Gasthauses empfängt die Gäste eine überlebensgroße Figur mit dem Antlitz des Namensgebers Andreas Dietrich Apel, stilecht dargestellt mit rotem Samtrock und prachtvoller Lockenperücke. Neben dem geräumigen Gastraum bietet das Musikzimmer Platz für ca. 10 Gäste und der Salon für bis zu 35 Personen. Auf der Speisekarte von Apels Garten sind neben saisonalen Gerichten regionale Klassiker zu finden, darunter Sächsischer Sauerbraten und Sächsische Kartoffelsuppe sowie Quarkkeulchen und Leipziger Lerche für den süßen Abschluss. Bei „Meister Apels Leibgericht“ handelt es sich um ein mit Käse und Ei ummanteltes Schweinerückensteak mit Bratkartoffeln.

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Vom starken August und dem Fischerstechen


Im 18. Jahrhundert war Leipzigs Altstadt von einem grünen Ring aus barocken Gartenanlagen umschlossen. Die von der reichen Bevölkerungsschicht angelegten und vom Adel inspirierten Gärten dienten dem Flanieren inmitten von Springbrunnen, Pavillons und Skulpturen. Die insgesamt ca. 30 Gärten wurden traditionell nach ihren Besitzern benannt, darunter etwa der
Großbosesche Garten und der Kleinbosesche Garten auf der Südseite des Grimmaischen Steinwegs vom Ratsherrn Georg Bose aus dem Jahr 1692. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts veränderte sich das zuvor barocke Erscheinungsbild der beliebten Gartenanlagen. Der sich in der nach ihm benannten Löhrstraße unweit des heutigen Zoo Leipzig befindliche Garten des Bankiers Eberhard Heinrich Löhr erinnerte etwa an einen Englischen Landschaftspark. Ein Relikt der Leipziger Gartenkultur ist der Johannapark. Diesen ließ der Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth in Gedenken an seine verstorbene Tochter im englischen Stil anlegen und stiftete ihn später der Stadt Leipzig.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde für den Großkaufmann Andreas Dietrich Apel in der inneren Westvorstadt ein Barockgarten angelegt, welchen Johann Wolfgang Goethe als „königlich“ bezeichnete. Apels Garten war einst Schauplatz des alljährlich stattfindenden Fischerstechens. Das Volksfest fand erstmals anlässlich des 44. Geburtstages des Kurfürsten August dem Starken im Jahr 1714 statt. Hierfür wurde ein Festzug aus Schaustellern in italienischen Kostümen sowie geschmückten Kähnen mit Musikern organisiert. Für die Feierlichkeiten wurden außerdem Gondelführer aus Venedig nach Leipzig geladen. Das bunte Treiben untermalte das eigentliche Spektakel, bei welchem junge Fischer versuchten, sich mit erhobenen Stangen gegenseitig von ihren Booten zu stoßen. Der sichtlich entzückte August der Starke gab daraufhin seine Erlaubnis zur jährlichen Ausrichtung des Festes und steuerte in den Anfangsjahren jeweils eine Tonne Merseburger Bier und einen Hirsch bei.

Spuren der Vergangenheit


Noch heute lässt sich anhand des Verlaufs der Straßen rund um das Zentrum von Apels Garten, den Dorotheenplatz, die einstige strahlenartige Form der Anlage erkennen. Die damals den Garten schmückenden Kanäle, Teiche und Alleen finden sich wiederum in Anbetracht der Plattenbebauung im Stadtbild nicht mehr wieder. Auf dem Dorotheenplatz befinden sich seit 1994 die beiden mythologischen Figuren
Juno und Jupiter. Dabei handelt es sich um Kopien der zwei von Balthasar Permoser geschaffenen Plastiken.

Stand: 08.12.2024

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Historisches Bildmaterial - Apels Garten

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