Das City-Hochhaus wurde von 1968 bis 1972 als Universitätshochhaus vom Berliner Architekten Hermann Henselmann im Stil der DDR-Moderne erbaut. Es entstand im Zuge der Neugestaltung der Universität Leipzig und diente als Sitz verschiedener Fakultäten und Sektionen. Im Rahmen seiner Sanierung von 1999 bis 2002 wurde es zum modernen Bürohochhaus umfunktioniert. Mit einer Höhe von 142,5 Metern ist es das höchste Gebäude Mitteldeutschlands, von dessen Aussichtsplattform sich ein beeindruckender Rundblick über die Stadt und das Umland bietet. Im Volksmund wird das Gebäude nach wie vor als Uni-Riese bezeichnet.
Universitätskomplex als aufgeschlagenes Buch
Uni-Riese, Weisheitszahn, Panorama Tower – im Laufe der Jahre entwickelten sich zahlreiche inoffizielle Bezeichnungen für das heutige City-Hochhaus. Da die Hauptmieter des Gebäudes ihre Logos an die obere Fassade montieren dürfen, bürgerte sich auch fälschlicherweise der Name MDR-Hochhaus ein. Tatsächlich befindet sich das eigentliche MDR-Hochhaus im Süden der Stadt in der Media-City. Das City-Hochhaus prägt gemeinsam mit dem Turm des Neuen Rathauses die Silhouette der Leipziger Innenstadt.
Die Idee, Leipzigs Stadtkern mit einer Reihe von Hochhäusern zu begrenzen, wurde bereits im Generalbebauungsplan von 1929 festgehalten. Nach der Errichtung der ersten beiden Hochhäuser Leipzigs – dem Krochhochhaus und dem Europahaus – wurden die alten Pläne in den 1960er Jahren wieder aufgegriffen. Die Errichtung des City-Hochhauses geht auf die Neugestaltung der Universität Leipzig zurück. Die Ausschreibung zum Neubau der teils zerstörten Universität sah unter anderem die Errichtung eines Y-Hochhauses vor, dessen Bauauftrag Hermann Henselmann erhielt. Dem Architekten wurde bereits durch seine Federführung beim Bau des „Haus des Lehrers“ in Berlin als einem der wenigen Hochhausprojekte in der DDR sowie der „Karl-Marx-Allee“ in der Hauptstadt große Beachtung zuteil. Der Grundstein für das Hochhaus wurde am 4. Oktober 1968 gelegt. Nach seiner Fertigstellung 1972 im Stil der DDR-Moderne war das City-Hochhaus für wenige Wochen das höchste Gebäude Deutschlands. Die äußere Form des Hochhauses sollte ein aufgeschlagenes Buch symbolisieren, dessen oberer Abschluss die Philosophie der Universität – eine Entwicklung der Wissenschaft vom Niederen zum Höheren – widerspiegeln sollte. Der Architekt beschrieb die äußere Form des Hochhauses als eine sich entrollende Fahne.
Vom Turm der Wissenschaften zum modernen Bürohochhaus
Das damalige Universitätshochhaus bildete funktionell den Mittelpunkt der Universität und diente seit seiner Errichtung als Sitz verschiedener Fakultäten und Sektionen. In den oberen Geschossen befanden sich ein Café und das Restaurant Panorama mit einer Aussichtsplattform. Im Zuge der Neugestaltung des Augustusplatzes nach 1990 wurde auch über die zukünftige Nutzung der dort gelegenen Universitätsgebäude debattiert. Diese wurden als nunmehr unzureichend für den Anspruch moderner Lehre erachtet. Der Sanierungsaufwand des City-Hochhauses wurde auf 240 bis 300 Millionen DM geschätzt und stellte somit hohe finanzielle Aufwendungen für die Universität Leipzig dar. Deshalb wurde ab 1994 in Betracht gezogen, das Gebäude separat zu verkaufen. Im Jahr 1998 besiegelte die Universität den Entschluss, das City-Hochhaus als universitären Standort aufzugeben und die dort ansässigen Fakultäten auf andere Standorte in der Stadt zu verteilen. Mit dem Ende der DDR entstanden aus den 20 Sektionen bis 1994 14 Fakultäten, welche neu oder wiederbegründet wurden. Die Universität Leipzig kehrte zu einem klassischen Lehrbetrieb zurück. Nach dem Auszug der Universität aus dem Universitätshochhaus wurde das Gebäude offiziell in City-Hochhaus umbenannt. 1999 verkaufte die Universität Leipzig das Hochhaus an private Investoren, welche es bis 2002 umfassend restaurieren und zu einem modernen Bürogebäude umbauen ließen. Die städtebauliche Planung für die Neugestaltung des Hochhauses und der Probensäle hatte das Büro Peter Kulka Köln/ Dresden inne. In diesem Zuge wurde die ursprüngliche emaillierte Aluminiumfassade durch grauen Granit und Glas ersetzt. 2007 gelangte es in den Besitz der US-amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch. Zu den Mietern des Gebäudes zählen unter anderen der Mitteldeutsche Rundfunk sowie die Europäische Strombörse EEX.
Blick hinter die Granitverkleidung
Das City-Hochhaus beherbergt in den untersten sechs Geschossen auf 4.000 Quadratmetern Fläche die Räumlichkeiten des Mitteldeutschen Rundfunks, darunter Probenräume für Ensembles, das Sinfonieorchester, den Rundfunk- und Kinderchor sowie Dirigentenräume und Stimmzimmer. Im Erdgeschoss des City-Hochhauses befindet sich der 20 x 17 Meter große Chorprobenraum, im 1. Obergeschoss der 22 x 32 Meter große Orchesterprobensaal. Vom 1. Obergeschoss aus verbindet eine 23 Meter lange Fußgängerbrücke auf 6 Metern Höhe das Hochhaus mit dem Gewandhaus zu Leipzig.
Am Fuße des City-Hochhauses zwischen Gewandhaus und Universitätsgebäude ist ein zweigeschossiger Komplex für die Klangkörper des Mitteldeutschen Rundfunks angesiedelt. Der rechteckige, fensterlose MDR-Kubus beherbergt Probensäle und ist im oberen Bereich, ebenso wie das City-Hochhaus selbst, mit schwarzen Glaspaneelen über chinesischem Granit gestaltet. Die Architekten lösten in diesem Zuge auch geschickt die schwierige Aufgabe, den 2002 erbauten, separaten Baukörper mit Probensälen vor dem City-Hochhaus zu platzieren. Der Komplex wird von einem sich auf schmalen Säulen befindlichen, trapezförmigen Dach nach oben hin abgeschlossen. Im Eingangsbereich tragen fünf Säulen den Dachüberstand, was optisch an das gestalterische Dachmotiv des Dresdner Landtags erinnert.
Beeindruckendes Panorama auf 142,5 Metern
Das City-Hochhaus erhebt sich über einem dreieckigen Grundriss. Die konkav gestalteten Seiten verringern zwar die Nutzfläche des Gebäudes, verleihen diesem jedoch trotz enormer Baumasse eine beeindruckende Eleganz und Leichtigkeit. Aufgrund der dominierenden Ästhetik des Baukörpers gegenüber dem Kommerz, wurde das City-Hochhaus im Jahr 2000 in die Denkmalliste aufgenommen. Durch die Farbnuancierung der einzelnen Granitplatten entsteht eine lebendige Oberflächengestaltung des Gebäudes. Im Gegensatz zur früheren Aluminiumfassade erscheint die Fassade edel und weist einen ästhetischen Eigenwert auf.
Mit dem Fahrstuhl gelangen die Besucher in die 29. Etage zum höchsten Restaurant Mitteldeutschlands, dem Panorama Tower auf 110 Metern. Zur Aussichtsplattform gelangt man gegen Eintritt über ein Drehkreuz. Von dort aus bietet sich auf 120 Metern Höhe ein beeindruckender Rundblick über die Stadt und ihr Umland, deren Silhouette auf den Schaubildern an der Brüstung erklärt ist. Mit der in Stahlfachwerkkonstruktion ausgeführten, ausgezogenen Spitze erreicht das City-Hochhaus eine Höhe von 142,5 Metern. Durch die aufgesetzte Antennenkonstruktion beträgt diese mittlerweile 155 Meter. Als Touristenmagnet und Wahrzeichen ist das Gebäude heute nicht mehr vom Augustusplatz oder aus der Stadtsilhouette wegzudenken.
Stand: 15.09.2021