„Costa Cospuda“ ist sicherlich selten zu hören. Aufgrund seines Mittelmeerflairs hat der Cospudener See als der für die Leipziger sehr nahe gelegene Badesee am südlichen Stadtrand dieses Attribut verdient. Der „Cossi“, wie ihn viele liebevoll nennen, hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt und bietet das ganze Jahr über vielfältige Reize. Den fast elf Kilometer langen asphaltierten Rundweg um den See nutzen zahllose Radfahrer, Inlineskater und Spaziergänger. Besonders an den Wochenenden wird es daher eng.
Segler und Surfer nutzen die Winde
Hauptziel der Erholungssuchenden ist die etwa 436 Hektar große Wasserfläche, die Platz für zahlreiche Wassersport- und Freizeitaktivitäten bietet. Typisch für den See sind Segler und Windsurfer, die sich den anspruchsvollen Winden von Frühjahr bis in den Herbst stellen. Zunehmend prägen Stand-Up-Paddler das Bild vom See, in dem es sich laut EU-Badegewässerrichtlinie bei sehr guter Wasserqualität schwimmen lässt. Der „Cossi“ ist ein Modellprojekt, welches eindrucksvoll beweist, wie aus einer Bergbaufolgelandschaft ein attraktiver Naherholungsort werden kann.
Der ehemalige Braunkohltagebau fördert bis zum 20. April 1990 etwa 87 Millionen Tonnen Rohbraunkohle, bevor er nach massiven Forderungen aus der Bevölkerung stillgelegt wird. Dafür hat sich auch die Bürgerinitiative „Stoppt Cospuden“ stark gemacht, die die Fläche buchstäblich dem Bagger abgerungen hat.1993 beginnt die Flutung des Restlochs mit Grundwasser und Wasser aus den Tagebauen Zwenkau, Profen und Schleenhain. Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau eröffnen den See als Korrespondenz-Projekt der EXPO 2000, die den Wandel in den Mittelpunkt stellt und auch an verlorene Orte erinnert, die wie Cospuden, Prödel oder Lauer dem Energiehunger der DDR weichen müssen.
Pier 1 ist das Herzstück
Mit dem Hafen Zöbigker, auch Pier 1 genannt, ist auf der Markkleeberger Seite das wassertouristische Zentrum des Sees mit skandinavisch anmutenden Gebäuden entstanden. Zahlreiche weiße Segelboote ziehen schon von Weitem die Aufmerksamkeit auf sich. Wer Lust hat, kann von hier aus mit Wassertretern, Ruderbooten und Kanus den See erkunden. In den Wassersportschulen erlernen Interessierte Tauchen, Segeln und andere Sportarten bei professionellen Anbietern wie dem Club Nautique.
Vom Hafen aus starten die Rund- und Sonderfahrten mit den Motorschiffen MS Cospuden und MS Neuseenland, dem Charter- und Hochzeitsschiff. Von der Terrasse der Restaurants aus können Gäste den Sonnenuntergang beobachten. Einen Panoramablick haben Gäste der Außensauna ebenfalls und direkten Seezugang bietet die Sauna im See als regionale Besonderheit.
Es gibt ebenfalls einen Wasserwanderrastplatz am Oststrand samt „Cospudener Combüse“ mit Bootsverleih und kulinarischen Angeboten. Einladend ist die Strandbar Seeteufel im weißen Gebäude in Nähe eines viel zu kleinen Spielplatzes. Golfspieler finden in Sichtweite ebenfalls ihr Paradies.
Turm auf Bistumshöhe bietet schöne Aussicht
Der Aussichtsturm Bistumshöhe, sichtbar im Südwesten des Sees, besitzt eine Höhe von 35 Metern. Bei der Stahl-Holz-Konstruktion haben sich die Architekten von Schloten und Schornsteinen einer Industrielandschaft inspirieren lassen. Erklommen werden kann der Turm, der eine gute Sicht auf den benachbarten Freizeitpark Belantis mit der Pyramide und der Achterbahn Huracan und den See selbst bietet, über eine Wendeltreppe. Auf der Shambala-Bistumshöhe gibt es eine Crêperie, in welcher kulinarische Leckerbissen zubereitet werden. Shambala steht als Ort für Gemeinschaft und Begegnungen, auch Konzerte und Lesungen werden hier angeboten.
Auf dem Rundweg geht es auf einer kleinen Safari unter anderem vorbei an zahlreichen Gehegen, in denen Bisons, Rehe, Hirsche oder Esel zu beobachten sind. Eine Schäferin hält Ziegen und Schafe in wandernden Gattern.
Von Leipziger Seite aus erfolgt der „Eintritt“ zum See über die Kelchsteinlinie, über die auch der Bus vom Ziegeleiweg zum See fährt. Beim EXPO-Pavillon am Parkplatz beginnt die Erlebnisachse und ein weiterer Weg, der im Zuge der Neugestaltung des ehemaligen Waldgebietes Lauer auch zum Waldsee führt. Die Lauer mit ihren alten Bäumen, sumpfigen Flächen und Teichen war seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für die Leipziger. Zur Expo 2000 wurden sechs runde Gärten angelegt, von denen aber nur noch Reste existieren. Lediglich der von einer Hecke umschlossene Paradiesgarten ist noch gut zu erkennen. In einem Arboretum können auch Holz-Versteinerungen besichtigt werden. Verschwunden ist am Ende der Erlebnisachse auch der Wasserspielplatz, der bei Kindern sehr beliebt war.
Am Nordstrand gibt es die Hacienda Cospuden, die für größere Firmen- und Privatevents gebucht werden kann. Unterschiedliche Kioske wie „Strandblick“ oder „Beachlounge“ versorgen die Strandbesucher. Neu entstanden ist ein durch zwei Schilder separierter FKK-Bereich. Einen Hundestrand gibt es ebenfalls. Ein behindertengerechter Badesteg ermöglicht Rollstuhlfahrern den barrierelosen Zugang ins Wasser. Die Städte Leipzig und Markkleeberg wollen die Infrastruktur weiter ausbauen, etwa einen Camping-Caravan-Stellplatz einrichten und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verbessern.
Kanal zum Zwenkauer See bleibt Vision
Noch trennen den Cospudener See mehr als 500 Meter von seinem Nachbarn, dem Zwenkauer See. Eigentlich sollen beide Seen über den Harthkanal und eine Harthschleuse miteinander verbunden werden. Doch es gibt Probleme mit dem Boden, der aufwändig verfestigt werden musste. Mittlerweile sind die Kosten für die Seenverbindung nahezu explodiert. Der Tagebausanierer LMBV will die Verbindung aufgeben – doch die Politik drängt weiterhin darauf und sucht Lösungen. Ob und wann der Kanal realisiert wird, ist offen.
Die Vision bleibt eine Verbindung für Paddler, die vom Leipziger Stadthafen bis hinein in den Zwenkauer See fahren können. Bislang ist das nur über einen elf Kilometer langen Wasserweg über den Floßgraben und das ehemalige Waldbad Lauer bis in den „Cossi“ hinein möglich. Um den Eisvogel bei der Brut zu schützen, ist das Befahren allerdings nur zu eingeschränkten Zeiten gestattet. Private Motorboote sind auf dem See verboten, was Naturschützer auch künftig beibehalten wollen.
Im Sommer lädt das TH!NK? Festival, eines der größten elektronischen Musikveranstaltungen im mitteldeutschen Raum, zehntausende Musikfreunde an den Nordstrand.
Jährlich lockt das beliebte Freizeit- und Badeparadies Cospudener See, an dem sich Sachsens längster Sandstrand befindet, über 500.000 Besucher an.