Die Verortung der größten Leipziger Sportstätten beinhaltet etwas Besonderes: Bedingt durch den 20 Kilometer langen, mal schmaleren, mal breiteren, durchgängigen Grünzug vom Süden in den Nordwesten des Stadtgebiets bot sich die Gelegenheit, Sport und Natur nahe miteinander zu kombinieren. Die „grüne Lunge“ der Großstadt weitete sich zum vorteilhaften Ort für zentrumsnahe, gut erreichbare Stadionbauten und Trainingsplätze in gesunder Umgebung. So entstand das Sportforum, und die Arena Leipzig komplettierte das weitläufige Ensemble.
Die passende Halle am Sportforum
Sportforum – das war seit der Mitte der 1950er Jahre die funktionale Kombination aus dem Zentralstadion, der Festwiese davor und dem Schwimmstadion mitsamt den exakt gezogenen, bewachsenen Wällen und den drumherum platzierten Trainingsstätten. Was der Sportstadt Leipzig jedoch fehlte, war eine große, moderne Sporthalle mit ausreichend Platz für Athleten und Zuschauer.
Zehn Jahre nach der deutschen Einheit und der Bewältigung mancher umstellungsbedingter Friktionen nahte der Zeitpunkt für ein erstes Durchatmen und für den Einstieg in entspanntere Projekte. Die fehlende Multifunktionshalle sollte endlich eine spürbare Lücke schließen. Als Bauherr fungierte die Stadt Leipzig. Den Entwurf schufen die Architekten des Stuttgarter Büros asp Arat, Siegel und Partner.
Der bevorzugte Ort? Das Entree zum Sportforum, also das bis dahin unbebaute südöstliche Areal des Geländes. Vom Stil her gab es einen Bruch. Während das Sportforum in seiner ursprünglichen Gestalt bewusst die antikisierende Klassik mit Säulen, Toren und Galerien nachahmte, war für die Arena ein moderner Baukörper mit einer umlaufenden, ebenerdigen Kombination aus Funktionsbereichen mit großen, verglasten Flächen und einem dominanten Zentralbereich vorgesehen. Seit dem Jahr 2000 gewann die kommende Halle Konturen. Über den künftigen Funktionsräumen im Souterrain reckten sich schon bald mächtige Kranarme in die Höhe, um die weit ausgreifenden Dachbinder für das gewölbte Dach zu montieren.
Multifunktional bis in den letzten Winkel
Nach zwei Jahren Bauzeit und Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro folgte am 11. Mai 2002 die Eröffnung. Entstanden war die größte Multifunktionshalle der gesamten Stadt, bestehend aus Haupthalle, Allgemeinsporthalle und Judohalle.
Jede Menge Technik wurde hineingepackt: Überhöhte Kurven für die Laufbahn anlässlich von Leichtathletik-Nutzung, wechselnde Tribünen-Varianten für optimale Sichtverhältnisse, versenkbare Bühnen für Konzert- und Show-Nutzung und natürlich das gesamte Arsenal an elektronischen Zutaten, an Beleuchtungs- und Beschallungstechnik, das selbstverständlich zur Abrundung der nervenkitzelnd spannenden wie der emotionalen Genüsse bei verschiedenen Veranstaltungsformaten dazugehört.
Für die Eröffnungsfeier wurden sämtliche Register gezogen, um den Anwesenden zu zeigen, was sie nun an Sport und Unterhaltung in jeweils angepasster Raumnutzung erwarten können. Steht Leichtathletik auf dem Programm, passen rund 4.000 Besucher in die Haupthalle, gibt es eines der gefragten Konzerte, sind maximal 12.000 Besucher zugelassen. Allgemeinsporthalle und Judohalle sind kleiner gehalten und fassen jeweils nur wenige hundert Zuschauer. Für Flexibilität der Nutzung ist also gesorgt.
Große Emotionen im Hallenoval und auf der Bühne
Gleich nach der offiziellen Eröffnung stieg die Arena als Ort der Wahl in den Reigen nationaler und internationaler Sportereignisse ein. Handball, Basketball, Volleyball und Fechten waren mit Meisterschaften verschiedener Ränge bereits mehrfach zu Gast. Deutsche Leichtathletik-Hallenmeisterschaften gastierten in der Arena ebenfalls schon einige Male. Und wenn eine lokale bzw. regionale Mannschaft in einer Ballsportart in der jeweiligen Bundesliga spielt, ist die Arena Leipzig der angesagte Ort für die Heimspiele, wie jüngst bei den Männern des Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig.
Ein Riesen-Publikumsrenner ist die Arena Leipzig für mitreißende Live-Musik-Konzerte aller Geschmacksrichtungen. Das üppig lange Spektrum der Akteure, die hier schon auf der Bühne gastierten, reicht von Ost-Legenden wie Karat und Puhdys über Udo Lindenberg, Helene Fischer und Rosenstolz bis zu Rammstein. Bob Dylan, Britney Spears, Iron Maiden und viele andere zauberten internationales Flair unter das Hallendach.
Ambitionierte Hallenpläne
The show must go on – und deshalb ging auch ein weiterer Trend des Veranstaltungshallen-Business nicht an der Arena Leipzig vorüber: Im Zuge eines Namens-Sponsoring heißt der funktionale Bau seit Oktober 2019 offiziell Quarterback Immobilien Arena, benannt nach einer Leipziger Branchengröße.
Und ein bisschen „Wäre schön gewesen …“ gehört ebenfalls zu den Begleitern der Arena-Historie. Bereits kurz nach ihrer Eröffnung nahm die Halle einen festen Platz in der Leipziger Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 ein. In gewisser Weise war die Arena damals das neueste Aushängeschild moderner Sportstätten, die für die Spiele nicht extra hätten errichtet werden müssen. Die pure Nachhaltigkeit eben.
Folgerichtig war die Olympia-Uhr, die den Zeitraum rückwärts zählte, der bis zur erhofften Eröffnung der Spiele in Leipzig verblieb, für jedermann sichtbar vor der Arena aufgebaut. So inspirierend der Olympia-Traum für die gesamte Stadt und die mitteldeutsche Region auch war – er fiel dann doch eine Größenordnung zu ambitioniert aus, und die Uhr verschwand still und leise.
Apropos: Als die Arena entstand, war Leipzig gerade wieder im Kreis der deutschen Halbmillionenstädte angekommen. Zwanzig Jahre später zählt die begeisterungsfähige Sportstadt bereits mehr als 600.000 Einwohner. Zeit für eine weitere große Multifunktionshalle, befinden viele Entscheider. Eine passende Idee, stimmen erwartungsfreudige Nutzer zu. Indes, im Sportforum reicht der Platz dafür nicht mehr aus. Dieser prominente Ort bleibt der Arena in der Leipziger Sportstättengeschichte vorbehalten.
Stand: 25.05.2022