Zunftkeller

Dresdner Straße 11-13 | Ortsteil: Zentrum-Ost

Das Restaurant „Zunftkeller“ befindet sich im Haus des Handwerks, auch „Brandstetterhaus“ genannt. Dort hat auch die Handwerkskammer zu Leipzig ihren Sitz. Die Räumlichkeiten gehörten einst zum Druckerei- und Verlagsimperium des Kaufmanns und Verlegers Oscar Brandstetter. Der heute bereits von Weitem erkennbare monumentale und reich verzierte Neubaukomplex in Form eines fünfgeschossigen Stahlbetonbaus wurde zwischen 1906 und 1907 nach Entwürfen des Architekten Curt Nebel errichtet. Von den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg verschont, lief der Betrieb in dem Druckhaus in der DDR bis 1994 weiter. Nach einer umfassenden Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes zwischen 1995 und 1996 wurde der Zunftkeller zu Beginn des Jahres 1997 im ehemaligen Papierlager der Druckerei eröffnet. In den historischen Räumlichkeiten können die Gäste gutbürgerliche deutsche Küche genießen.

„Meisterlich arbeiten, zünftig speisen“ in der ehemaligen Druckerei


Die Fassade des Haus Gebäudes gestaltete Curt Nebel aufwändig mit 38 plastischen Darstellungen zum Thema Buchgewerbe und verbildlichte somit die Leipziger Polygraphiegeschichte auf einmalige Weise. Abgebildet sind unter anderem Symbole des Notenstichs, der Lithographie und der Buchbinderei sowie Darstellungen aus dem Arbeitsalltag des Buchgewerbes. Der Eingang des Zunftkellers wird von zwei Reliefs, welche Arbeiterszenen abbilden, umrahmt: Eines linkerhand des Portals trägt die Inschrift „Buchbinderei“, oberhalb der Eingangstür steht das Wort „Lithographie“ geschrieben. Zwischen den Reliefs hat sich der Architekt an der Fassade namentlich verewigt. Ein weiteres in die Fassade eingelassenes Relief bildet einen Bienenkorb ab, welcher an das gleichnamige Gasthaus von 1847 erinnert. Im Eingangsbereich des Restaurants befand sich früher der Stapelwender.

Das historische, gemütliche Stammkneipenflair wird den Gästen bereits nach dem Betreten des Zunftkellers mit Blick auf den urigen Tresen in seiner dunklen Holzverkleidung vermittelt. Unter dem Motto „Meisterlich arbeiten – zünftig speisen.“ werden gut bürgerliche deutsche Gerichte wie Rinderroulade, Zanderfilet, Bauernfrühstück und Schnitzel angeboten. Abgerundet wird das Angebot von einer Auswahl regionaler Weine, Bier vom Fass und Leipziger Spezialitäten wie Allasch, Gose und Brotschnaps.

Das sich neben dem Restauranteingang befindliche „Meisterzimmer“ bietet Platz für bis zu 25 Personen, in der Gaststube selbst gibt es bis zu 80 Plätze.

Stand: 15.09.2024

Zoo Leipzig / Zoologischer Garten

Pfaffendorfer Straße 29 | Ortsteil: Zentrum-Nordwest

Der Zoo Leipzig gehört zu den ältesten und artenreichsten Zoos der Welt. Er wurde 1878 von Ernst Pinkert gegründet und beheimatet auf einer Gesamtfläche von rund 26 Hektar knapp 600 Tierarten. Laut des Sheridan-Rankings gilt er seit mehreren Jahren als beliebtester Zoo Deutschlands und – nach dem Tiergarten Schönbrunn/Wien – als zweitbeliebtester Zoo in Europa.

Vom Ratsgut Pfaffendorf zum Zoologischen Garten von Weltrang


Die traditionsreiche Anlage des Zoologischen Gartens befindet sich heute zum Teil auf geschichtsträchtigem Terrain. Der westliche Abschnitt des Zoos gehörte einst zum Rosental, gemeinsam mit dem
Schweizerhäuschen, welches heute unter dem Namen Hacienda Las Casas eine von zahlreichen gastronomischen Einrichtungen im Zoo Leipzig ist. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1824 und war bis zu seiner Eingliederung in den Zoo 1927 ein beliebtes Café und Ausflugsziel mit angrenzendem Konzertgarten im Rosental.

In den an das Rosental angrenzenden Pfaffendorfer Feldern besaß der Gastwirt und spätere Gründer des Zoos Ernst Pinkert zu dieser Zeit das Gasthaus Zum Pfaffendorfer Hof. Um sein Lokal für Ausflügler noch attraktiver zu gestalten, stellte er ab 1876 exotische Tiere aus, die er von seinem Partner Carl Hagenbeck, einem Hamburger Tierhändler, bezog. Pinkerts tierische Ausstellungen mündeten im Jahr 1878 schließlich in die Gründung eines privaten zoologischen Gartens auf dem Ratsgut Pfaffendorf. Die Anlage mauserte sich zu einer beliebten Freizeiteinrichtung. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung wurde erstmals ein Löwe geboren, was zu dieser Zeit eine echte Sensation war. 1882 wurde die Anlage um eine Radrennbahn erweitert. Im Jahr 1899 wurde das Privatunternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und durch die damit verbundene finanzielle Stärkung erweitert. Es wurden viele der heute noch erhaltenen historischen Ausstellungsgebäude errichtet: Das älteste Raubtierhaus, heute das „Entdeckerhaus Arche“, stammt noch aus dem Jahr 1878.

Die Architektur des Leipziger Zoos spiegelt sich in vier Entwicklungsabschnitten wider. 1900 wurden das Neue Raubtierhaus, das Affenhaus und das Aquarium im neugotischen Stil erbaut. Diese erste Bauetappe betonte die exotische Herkunft der tierischen Bewohner. Nachdem der Zoo in den Folgejahren des Ersten Weltkriegs mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wurde er im Jahr 1920 von der Stadt Leipzig übernommen. In der zweiten großen Bauphase in den 1920er und 1930er Jahren entstanden die künstlerisch bedeutenden Bauten des norddeutschen Klinker-Expressionismus. Charakteristisch war vor allem der Verzicht auf Gitter und Absperrungen. Zu den neuen Bauten zählten das 1926 entstandene Dickhäuterhaus, die Bärenburg aus dem Jahr 1929 und neue Flugkäfige. 1934 wurden die Anlagen für Rhesusaffen und Paviane sowie die Pinguinanlage ergänzt. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Zoos wurde 1928 zur Erinnerung an den Zoogründer das Ernst-Pinkert-Denkmal eingeweiht.

Nach Schließung des Zoos im Zweiten Weltkrieg wurde er am 6. Mai 1945, genau zwei Tage vor dem offiziellen Kriegsende, wiedereröffnet und zwei Jahre später auf 16 Hektar erweitert. Der dritte Entwicklungsschritt des Zoos wurde ab 1976 durch die Tiergartenbiologie des Schweizer Zoologen Heini Hediger gekennzeichnet. Es entstanden die Australienanlage, die Robbenanlage und das Pandarondell in einem weiträumigen und naturnah gestalteten Gehege. Anlässlich des 100. Gründungstags 1978 wurde im Vorhinein 1976 das Zooschaufenster übergeben. Tiefe Gräben anstatt von Sichtbarrieren ermöglichten einen Einblick vom Rosental in das Tiergehege der Kiwara-Savanne.

Auf dem Weg zum „Zoo der Zukunft“

Im Jahr 2000 wurde nach Plänen von Zoodirektor Jörg Junhold vom Stadtrat das Projekt „Zoo der Zukunft“ bewilligt, der in fünf Bauabschnitten entstehen sollte: Kernpunkt des Projektes war zu dem Zeitpunkt die Umgestaltung und Einteilung des Zoos in einen Naturerlebnispark, bestehend aus den Themenbereichen Afrika, Asien, Südamerika, Gründer-Garten, Pongoland und Gondwanaland. Das Konzept sah außerdem einen simulierten Lebensraum vor, in dem die Tiere möglichst naturnah und artgerecht gehalten werden und den Besuchern ein authentische Besuchserlebnis geboten wird.

Expedition durch die Erlebniswelten


Bereits beim Passieren des Eingangsportals ist die geschichtsträchtige Atmosphäre des Gründer-Gartens mit Gebäuden aus den Gründerjahren des Zoos zu spüren. Diese tragen die Handschrift von Ernst Pinkert, der einst den Grundstein für den Zoo legte. Zum historischen Gebäude-Ensemble gehören das Entdeckerhaus Arche, das Koala-Haus sowie das Aquarium mit angeschlossenem Terrarium. 

Seit 2001 gab es in diesem Zusammenhang und im Zuge des vierten großen Entwicklungsabschnitts mehrere Neueröffnungen von Anlagen. 2001 wurden die Löwensavanne Makasi Simba und die weltgrößte Menschenaffenanlage Pongoland eröffnet. In tropischer Hitze und üppiger Regenwaldvegetation kann man Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos auf Kletterbäumen beobachten. Statt einer Abgrenzung durch Gitter sind die Affen durch Trocken- und Wassergräben sowie Panzerglas von den Besuchern getrennt. Besonders einmalig ist das Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Zoo und dem Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, welches vor Ort Forschungen zu vergleichenden Verhaltensbeobachtungen der Affen durchführt.

Im Herbst 2001 folgte unmittelbar die Eröffnung der Erdmännchen-Anlage in den Rosental-Freianlagen. Das Neue Raubtierhaus aus dem Jahr 1902, Heimstätte der weltberühmten Leipziger Löwenzucht, in dem bis dato mehr als 2.300 Löwen geboren wurden, wurde 2002 unter dem Namen „Entdeckerhaus Arche“ wiedereröffnet. Ebenfalls im Jahr 2002 wurde die Lippenbärenschlucht im Staudengarten ausgestaltet, gefolgt von der Tiger Taiga 2003. Hierfür zogen die Armurtiger aus der alten „Tigerfarm“ in die neu eröffnete Anlage.

Seit 2003 ist im Fernsehen die Doku-Serie „Elefant, Tiger & Co.“ zu sehen, die von Geschichten der Zoobewohner abseits der Besucherpfade erzählt.
2004 wurde die neu gestaltete Kiwara-Savanne mit dem Restaurant Kiwara-Lodge und angeschlossener Tüpfelhyänen-Anlage auf dem Boden der ehemaligen Rosental-Freianlagen eröffnet. Seitdem kann man hier wie in freier Wildbahn Giraffen, Strauße und Zebras vom Zooschaufenster aus beobachten. Im Jahr 2006 erfolgte die Fertigstellung des Elefantentempels Ganesha Mandir. Je nach Wetterlage können die asiatischen Dickhäuter im Tempelbau oder im weitläufigen Außengehege beobachtet werden. Mit etwas Glück kann man den Elefanten durch die Unterwasserscheibe im Tempelkeller beim Baden zusehen. 2012 eröffnete die Hochgebirgslandschaft Himalaya, in der Schneeleoparden, Schopfhirsche und Rote Pandas zu Hause sind. Die beeindruckende Felskulisse ist der schroffen Heimat der Tiere originalgetreu nachempfunden.

Tropenerlebniswelt Gondwanaland


Zwischen 2007 und 2011 wurde die 35 Meter hohe Tropenhalle mit Erlebniswelt Gondwanaland erbaut. Im tropischen Regenwaldklima Afrikas, Asiens und Südamerikas leben etwa 200 verschiedene exotische Tiere und rund 500 verschiedene Pflanzenarten. Über verschlungene Dschungelwege, einen Baumwipfelpfad mit begehbarer Totenkopfaffen-Insel und Hängebrücken kann der Besucher die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hautnah miterleben. Auf dem Urwaldfluss Gamanil kann man sich mit dem Boot auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte bis hin zur Entstehung des Regenwalds begeben.

Stand: 02.02.2025

Bildergalerie - Zoo Leipzig / Zoologischer Garten

Historisches Bildmaterial - Zoo Leipzig / Zoologischer Garten

Eisenbahnobelisk

Goethestraße / Oberer Park | Ortsteil: Zentrum

Der Eisenbahnobelisk befindet sich im Oberen Park am Schwanenteich hinter dem Opernhaus an der Goethestraße. Er erinnert an den Bau und die Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Jahr 1939 als erste deutsche Fern-Eisenbahnstrecke von Leipzig über Oschatz und Riesa nach Dresden. Das Denkmal wurde auf Initiative von Wilhelm Theodor Seyfferth und nach Entwürfen des Architekten Carl Gustav Aeckerlein aus Rochlitzer Porphyr errichtet und am 20. Oktober 1878 eingeweiht.

Von der Postkutsche zur Eisenbahn


Leipzig spielt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Eisenbahn. Der Volkswirtschaftler
Friedrich List formulierte bereits im Jahr 1833 seine Pläne für ein sächsisches Eisenbahn-System und stellte Leipzig und die Region durch ihr flaches, festes Terrain als idealen Ausgangspunkt heraus. Inspiriert vom amerikanischen Eisenbahnwesen, gelang es List, den Leipziger Unternehmern und Kaufleuten die Bedeutung des Schienenverkehrs für die Entwicklung der Messe- und Handelsstadt näherzubringen. In Zusammenarbeit mit Carl Lampe, Gustav Harkort, Wilhelm Theodor Seyfferth und Albert Dufour-Feronce gründete Friedrich List die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie. Der Startschuss für den Bau der Strecke Leipzig-Dresden fiel im Jahr 1936. Nur ein Jahr später, am 24. April 1837, legte die Lokomotive „Blitz“ mit insgesamt acht Wagen ihre Jungfernfahrt vom Dresdner Bahnhof in Leipzig bis nach Althen östlich der Stadt zurück. Der erste Meilenstein der Eisenbahn war gelegt. Der Ausbau der gesamten Strecke von Leipzig über Wurzen, Oschatz und Riesa nach Dresden war am 7. April 1839 beendet. Die Fahrtzeit auf der 116 Kilometer langen ersten deutschen Fern-Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden betrug nur noch drei Stunden und vierzig Minuten im Vergleich zur vorherigen zweitägigen Postkutschenfahrt.

Seit der Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Jahr 1839 wurde die Weiterentwicklung der Eisenbahn stetig vorangebracht. Dazu zählten die Inbetriebnahme des Bayerischen Bahnhofs 1842 als heute ältester erhaltener Kopfbahnhof der Welt sowie die feierliche Eröffnung des Leipziger Hauptbahnhofes von der Sächsisch-Königlichen Staatseisenbahn und der Preußischen Staatseisenbahn 1915. Noch heute prägen die Eisenbahnspuren auch abseits der Stationen und Bahndämme das Stadtbild. In der Eisenbahnstraße befand sich vor der Versetzung der Bahnanlagen in Richtung Norden einst der ursprüngliche Gleiskörper der Dresder Bahnstrecke. Heute rollen mehrere Straßenbahnlinien der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) durch die Straße. In die Fassade des Kosmoshauses in der Gottschedstraße eingelassen, befindet sich neben diversen Symbolen der Kommunikation und des Verkehrswesens eine Dampflok. Heute beherbergt das Kosmoshaus das Hotel INNSIDE by Meliá Leipzig. Oberhalb der Einfahrt in Oelßners Hof in der Ritterstraße ist in der unteren rechten Ecke innerhalb des prachtvollen Wappens ein Güterzug abgebildet, welcher durch einen Tunnel fährt.

Statt Riesaer Hügel Leipziger Schwanenteich: der Obelisk entsteht


An den Bau der ersten deutschen Fernbahnstrecke Dresden-Leipzig zwischen 1836 und 1839 erinnert in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof auch der Eisenbahnobelisk in der Schwanenteichanlage hinter dem Opernhaus. Das Denkmal entstand anlässlich des Übergangs der privat geführten Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie in Staatshände im Jahr 1878. Der diesem Übergang zugrundeliegenden Bürgerinitiative sollte ein Denkmal gesetzt werden in Erinnerung daran, dass die Leipziger Bürger ohne fremde Unterstützung und aus eigener Kraft heraus den ersten großen Schienenweg Deutschlands eröffneten. Nach dem Wunsch des Bankiers und Mitglied des Eisenbahndirektoriums Wilhelm Theodor Seyfferth sollte dieses in Form eines Obelisken auf einem Hügel nahe Riesa in Erinnerung an die Eisenbahnstrecke entstehen. Der Rat zu Leipzig konnte Seyfferth stattdessen von einem Standort in Leipzig überzeugen. In der Folge erhielten der Architekt
Carl Gustav Aeckerlein und der Gartenbaudirektor Otto Carl Wittenberg von der Stadt den Auftrag zur Unterbreitung von Vorschlägen für einen geeigneten Standort. Neben der zwischen Bahnhof und Neuem Theater, heute Opernhaus, gelegenen Goethestraße standen auch der Roßplatz sowie der Platz vor dem Leipzig-Dresdner Bahnhof zur Debatte. Die Wahl fiel schließlich auf die Goethestraße. Begründet wurde diese Entscheidung mit der Nähe zum Bahnhof sowie der Tatsache, dass der Bahnhofsvorplatz kein städtisches Eigentum war und durch den anvisierten Bau der Staatsbahn ein möglicher Abbruch des Denkmals befürchtet wurde.

Das überlebensgroße Denkmal aus Rochlitzer Porphyr wurde nach Entwürfen auf einem runden Podest aus Beuchaer Granit errichet und am 20. Oktober 1878 eingeweiht. Die zur Goethestraße gerichtete Westseite trägt die Inschrift „Leipzig-Dresdner Eisenbahn“. Auf Bronzetafeln an allen vier Seiten des Obelisken befinden sich Inschriften zur Geschichte, wichtigen Initiatoren und Wegbereitern der Eisenbahnstrecke. Im Jahr 1966 musste der Eisenbahnobelisk im Zuge der Verbreiterung der Goethestraße auf eine weniger prominente Rasenfläche am Straßenrand versetzt werden. 2015 kehrte das Denkmal an seinen ursprünglichen Standort zurück.

Stand: 10.11.2024

Bildergalerie - Eisenbahnobelisk

Historisches Bildmaterial - Eisenbahnobelisk

Denkmal der Panzerspuren

Salzgässchen | Ortsteil: Zentrum

Das Denkmal der Panzerspuren befindet sich im Salzgässchen zwischen Riquet-Haus und Markt auf Höhe der Alten Handelsbörse. In den Boden sind unscheinbar und dezent jeweils zwei Meter lange und 40 Zentimeter breite Spuren des sowjetischen Panzers des Typs T-34 in Form von Bronzeplatten eingelassen. Das Mahnmal erinnert an den DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Bis zu 80.000 Demonstranten strömten an diesem Tag in Leipzig ins Stadtzentrum, wo sie für ihre demokratischen Freiheiten und bessere Lebensbedingungen gegen das Regime protestierten. Der Aufstand wurde von der Polizei und der Sowjetarmee gewaltsam niedergeschlagen. Das Denkmal der Panzerspuren wurde 50 Jahre später am 9. November 2003 von einem eigens für diesen Zweck gegründeten Verein eingeweiht. Seitdem erinnert es an den Mut der Aufbegehrenden von 1953 sowie an den Wert der Freiheit.

Panzerspuren aus Bronze am Alten Rathaus


Die in Bronze gegossenen und auf dem Fußweg in das Pflaster eingelassenen Abdrücke fallen nur bei genauerem Betrachten auf. Bei dem Denkmal der Panzerspuren handelt es sich um eines von Leipzigs unscheinbarsten Denkmälern. Als Mahnmal erinnern die Abdrücke der Panzerketten an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953, bei welchem sowjetische Panzer des Typs T-34 durch die Leipziger Innenstadt rollten. An diesem Tag fanden in mehr als 700 Orten der DDR Protestaktionen gegen das Regime statt. Seit dem Morgen des 17. Juni 1953 strömten in Leipzig zehntausende Demonstranten aus allen Richtungen ins Stadtzentrum, wo sie für ihre demokratischen Freiheiten und bessere Lebensbedingungen protestierten. Das Aufbegehren richtete sich gegen die politische Organisation, welche als Teil des Machtapparats der SED fungierte. Die Demonstranten forderten unter anderem den Wegfall von Zollgrenzen, geheime und freie Wahlen, den Rücktritt
Walter Ulbrichts sowie die Freilassung aller politischen Häftlinge. Es wurden zentrale Verwaltungsgebäude besetzt, darunter die FDJ-Zentrale, einige zum Teil schwer beschädigt. Ein Teil der Demonstranten versuchte, in die Haftanstalt an der Beethovenstraße einzudringen. Der Aufstand fand – entgegen von Behauptungen der DDR-Machführer – ohne zentrale Führung statt und wurde erst in den Abendstunden durch die Präsenz der sowjetischen Panzer unterbunden. Allein in Leipzig kostete das brutale Vorgehen der Polizei und der Sowjetarmee gegen die bis zu 80.000 Demonstranten dreizehn Menschen das Leben, knapp 100 weitere wurden verletzt. Die Todesopfer wurden von der Stasi heimlich eingeäschert und die Urnen im hintersten Winkel des Südfriedhofs unauffällig bestattet.

Das Denkmal der Panzerspuren – auch Panzerkettendenkmal genannt – erinnert noch heute an den Mut der Aufbegehrenden. An der Stelle des Denkmals am Markt befand sich ein Pavillon der Nationalen Front auf einem kriegszerstörten Grundstück im Salzgässchen, welcher von Protestanten angezündet wurde.

Mit dem Ziel der Errichtung eines Denkmals in Erinnerung an den 17. Juni 1953 wurde ein Förderverein gegründet, welcher im Jahr 2003 ein solches Mahnmal installieren ließ: In den Boden gelassene Bronzeplatten symbolisieren seitdem die jeweils zwei Meter langen und 40 Zentimeter breiten Spuren der sowjetischen Panzer, welche das Rohr auf den Markt gerichtet hatten. Das Denkmal wurde 14 Jahre nach der Friedlichen Revolution und 50 Jahre nach dem Volksaufstand am 9. November 2003, dem Tag des Mauerfalls 1989, eingeweiht. Es wurde bewusst dezent gehalten und markiert vergangenes, aber nicht vergessenes Geschehen in Leipzig. Dem ebenerdigen Denkmal liegt der Gedanke zugrunde, dass darauf gesellschaftliches Leben stattfindet. Passanten laufen seither sinnbildlich als freie Menschen ungehindert über die Spuren der Gewalt hinweg. Während der Leipziger Markttage oder des Leipziger Weihnachtsmarktes fällt es zwischen den zahlreichen Hütten gar nicht auf. Die Panzerspur soll jedoch auch künftige Generationen an den Wert der Freiheit erinnern, in der sie heute leben.

Stand: 13.01.2025

Bildergalerie - Denkmal der Panzerspuren

Leipziger Bierbörse

Straße des 18. Oktober 100 | Ortsteil: Probstheida

Bei der 1987 in Leverkusen gegründeten Veranstaltungsreihe „Bierbörse“ handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird. Mittlerweile wird die Bierbörse in etwa 20 deutschen Großstädten ausgetragen.

Veranstalter aus Leipzig ist Organisator der Leipziger Bierbörse


Die erste Leipziger Bierbörse fand vom 9. bis 11. Juli 1999 am
Völkerschlachtdenkmal mit rund 80.000 Besuchern statt. Präsentiert wurden ca. 500 verschiedene Biersorten aus 60 Ländern. Als eines der Highlights zum Auftakt wurde das „Ceve Creek“, ein Chilibier aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Arizona, mit einer echten rot-grünen Chilischote in der Flasche präsentiert. Weiterhin wurden beispielsweise ein Schokoladenbier sowie Biergelee angeboten. Kleinere, rekordverdächtige Wettbewerbe wie die Kürung der kleinsten Bierflasche oder des stärksten Bieres der Welt sowie ein Musikprogramm mit Live-Bands rundeten die Veranstaltung ab. Seit ihrer Premiere 1999 fand die Leipziger Bierbörse – mit Ausnahme der Corona-Pandemie – alljährlich an einem Sommerwochenende am Völkerschlachtdenkmal bzw. im Jahr 2022 an der Galopprennbahn Scheibenholz statt. Sie wird seither traditionell mit dem Fassbieranstich eröffnet. Jedes Jahr präsentieren etwa 50 verschiedene Aussteller rund 500 verschiedene Biersorten aus aller Welt in gemütlicher Atmosphäre. Seit ihrer Premiere sind die Kriterien für eine Teilnahme als Aussteller an der Leipziger Bierbörse hochgesteckt: Zugelassen sind ausschließlich originale Brauereistände mit Biergarten bzw. Pavillon und passenden Trachten zur Gewährleistung des hohen Veranstaltungsniveaus. Im Zentrum des Events steht der Biergenuss, weshalb auch etwa zwei Drittel der Stände Bierausschank- und ein Drittel Speisegeschäfte ausmachen. Die angebotenen Bierspezialitäten können auch für den heimischen Genuss als Flaschenbiere käuflich erworben werden. Seit 1999 wird die Leipziger Bierbörse vom örtlichen Veranstalter, der Eventagentur Kay Rohr, organisiert. Der Eintritt ist für alle Besucher frei.

Aus vergorenem Brotteig wird Bier


Hefe, Wasser, Getreide und Hopfen: Die Zutaten für das Bierbrauen sind die gleichen und dennoch hat jedes Bier eine andere Geschmacksnote. Da das Nationalgetränk der Deutschen vorrangig aus Gerste gebraut wird, ist es im Volksmund auch unter der Bezeichnung „Gerstensaft“ bekannt. Das erste Bier-ähnliche Erzeugnis erstand vor mehr als 6.000 Jahren in Mesopotamien. Der Überlieferung nach ließ um 4.000 vor Christus ein sumerischer Bäckermeister den Brotteig zu lang in der Sonne stehen. Der durch die Hefekulturen ausgelöste Gärprozess ließ eine vergorene, klebrige Masse mit berauschender Wirkung entstehen. Dabei handelte es sich um den Vorläufer des heutigen Bieres. Wie Wandmalereien und Schriftzeichen belegen, war das Bier bereits bei den Ägyptern bekannt. Zahlreiche Funde von Bieramphoren um 800 vor Christus zeugen auch von einer Bekanntheit unter den Germanen, wo traditionell die Frauen für das Bierbrauen verantwortlich waren. Die Kunst des Bierbrauens wurde insbesondere im frühen Mittelalter in den Klöstern weiterentwickelt. Die Mönche konsumierten das gebraute Bier während ihrer wochenlangen Fastenzeit. Der Überlieferung nach wurde eine Probe des gebrauten Bieres über die Alpen nach Rom gesendet. Dort sollte der Papst höchstpersönlich von der Eignung des Gebräus für den Konsum während der Fastenzeit überzeugt werden. Da das Bier nach dem weiten Weg als saure Brühe in Rom eintraf, empfand er dessen Genuss vielmehr als Buße anstatt einer Wohltat und gab ohne Widerworte seinen päpstlichen Segen.

Einer Chronik aus dem Jahr 820 nach Christus zufolge handelte es sich beim Schweizer Kloster St. Gallen um die erste von Mönchen geleitete Brauerei. In den klösterlichen Hopfengärten wurde der Geschmack des Biers fortlaufend verfeinert und intensiv daran gearbeitet, ein starkes und nahrhaftes Bier zu brauen. Zahlreiche Klöster wurden durch das boomende Geschäft mit dem hauseigenen Bier wohlhabend und ihre Braukunst berühmt. Im Zuge der Erschließung internationaler Handelswege versuchten sich immer mehr Bürger am Brauen. Um die damit einhergehende Bierpanscherei zu regulieren, erließen Herzog Wilhelm IV. von Bayern und sein Bruder Ludwig X. am 23. April 1516 eine landesweite Verordnung – das deutsche Reinheitsgebot. Dieses besagt, dass zur Herstellung von Bier lediglich Hopfen, Gerstenmalz und Wasser verwendet werden dürfen.

Das erste „Autofahrerbier“ entsteht


Neben der Entwicklung des Gerstensafts hat auch der Versuch zur Herstellung eines alkoholfreien Biers eine lange Tradition. Ein solches, welches auch als „alkoholfrei“ bezeichnet werden durfte, entstand erst in den 1970er Jahren. Der Braumeister
Ulrich Wappler beschäftigte sich in der damaligen DDR für die in Berlin ansässige VEB Engelhardt-Brauerei mit einem Verfahren zur Herstellung von alkoholfreiem Bier. Das erste sogenannte „Autofahrerbier“ wurde unter dem Namen „Aubi“ im Jahr 1972 auf der Leipziger Messe präsentiert. Dieses wurde vorerst an Autobahnraststätten in der DDR in 0,5-Liter-Flaschen für je 0,75 Mark verkauft. Seit 1998 handelt es sich bei dem „Aubi“ um eine geschützte Marke der in Thüringen beheimateten Dingslebener Privatbrauerei Metzler, wo es mit weniger als 0,5 Volumenprozent Alkoholgehalt hergestellt wird.

Auch die Messestadt Leipzig verfügt über eine vielfältige Bierlandschaft, welche man bei einem Streifzug durch die gemütlichen Biergärten und urigen Kneipen entdecken kann. Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist die Gose, eine mit Koriander und Salz gebraute Bierspezialität. Traditionell kann diese vom Fass in der Gosenschenke Ohne Bedenken genossen werden oder auch in der Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei Leipzig. Beide Gasthäuser brauen die Gose selbst. Selbstgebrautes Bier in historischer Atmosphäre gibt es auch im Brauhaus Napoleon. Eine unscheinbare kleine, kreative Brauerei mit wechselnden Biersorten namens Cliff’s Brauwerk ist im Waldstraßenviertel beheimatet. Seit 2017 beheimatet Leipzigs Brauereien-Landschaft im Süden das „Synde Bräu“, dessen Sortiment von röstigen Dunklen bis zu frischen Ales reicht. Im Ratskeller der Stadt Leipzig im Neuen Rathaus können Gäste das nach modernster Brautechnik hergestellte „Lotteraner“ probieren. Im Stadtteil Reudnitz befindet sich die Sternburg-Brauerei, deren Bier unter dem Spitznamen „Sterni“ weit über die Stadtgrenzen hinaus Kultstatus hat. Das nordöstlich von Leipzig gelegene Krostitz ist für sein in der Krostitzer Brauerei GmbH hergestelltes, feinherbes „Ur-Krostitzer“ in ganz Deutschland bekannt.

Leipzigs süffigstes Fest zu Ehren des Gerstensafts


In den 1980er Jahren stieg in Deutschland die Nachfrage nach einem Fest, welches ausschließlich dem Lieblingsgetränk der Deutschen gewidmet werden und es den Besuchern ermöglichen sollte, diverse Biere aus aller Welt zu verkosten. Die erste Bierbörse in Deutschland wurde im Leverkusener Stadtteil Opladen im Oktober 1987 auf die Beine gestellt. Im Zuge der Gründung eines Franchisesystems für eine Durchführung der Veranstaltungsreihe auf nationaler Ebene durch das Eventbüro Werner Nolden im Jahr 1997 etablierte sich die Bierbörse auch über die Leverkusener Ortsgrenzen in deutschen Großstädten. Bei dem Veranstaltungsformat handelt es sich in ganz Europa um das erste Open-Air-Event, welches im Franchisesystem ausgerichtet wird.


In den Folgejahren wurden das Angebot an verschiedenen Biersorten und in diesem Zuge auch die Anzahl der Bierstände stetig erweitert, die Besucherzahlen stiegen und die Bierbörse erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Dabei zeichnet sich die Bierbörse durch ein deutschlandweit einheitliches Konzept und Auftreten aus.

Stand: 04.07.2024

Philippuskirche

Aurelienstraße 54 | Ortsteil: Lindenau

Die zwischen 1907 und 1910 nach Plänen des Architekten Alfred Müller erbaute Philippuskirche befindet sich im Leipziger Stadtteil Lindenau am Karl-Heine-Kanal. Die neobarocke Fassadengestaltung mit markantem Kirchturm steht im Kontrast zum im gemäßigten Jugendstil gestalteten Innenraum. Nachdem die Philippuskirche seit 2002 gemeindlich kaum mehr genutzt wurde, wurde das Gebäudeensemble im Jahr 2012 dem Berufsbildungswerk (BBW) Leipzig zur Nutzung übertragen. Nach einer umfangreichen Umgestaltung des denkmalsgeschützten Gebäudeensembles eröffnete am 1. März 2018 in den Räumlichkeiten Leipzigs erstes Integrationshotel mit Biergarten. Der Kirchsaal wurde zu einem kulturellen, multifunktionalen Veranstaltungszentrum umfunktioniert.

Gemäßigter Jugendstil in neobarocker Hülle


Der markante, 62,5 Meter hohe Kirchturm der Philippuskirche mit neobarocker Kuppel ragt bereits von Weitem sichtbar über die Dächer des Stadtteils Lindenau und prägt diesen optisch. Nach dem starken Wachstum der Gemeinde Lindenau im Jahr 1906 gründete man im südlichen Teil die „Philippusgemeinde“. Bereits ein Jahr später wurde ein Wettbewerb zum Bau eines entsprechenden Gebäudekomplexes, bestehend aus Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus, an der Aurelien-/ Helmholtzstraße ausgeschrieben. Den Bauzuschlag erhielt der Leipziger Architekt Alfred Müller, welcher bereits durch den Bau der Michaeliskirche bekannt wurde. Der ungewöhnliche und zugleich interessante Entwurf sah für das Gebäudeensemble einen Winkelbau vor, dessen Blickpunkt der an der Ecke platzierte, knapp 63 Meter hohe Kirchturm mit geschwungener, neobarocker Haube einnahm. Die beiden Gebäudeschenkel werden von dem rückwärtigen Gemeindehaustrakt verbunden. Trotz des auf den ersten Blick sehr massiv wirkenden Baus, erscheinen die Baumassen bei näherem Hinsehen Dank ihrer geschickten Gliederung sehr ausgewogen und harmonisch.

Gegenüber der niederländisch geprägten neobarocken Fassadengestaltung der Philippuskirche ließ Alfred Müller den Innenraum im gemäßigten Jugendstil gestalten. Eine Besonderheit stellt hier der nur äußerlich kreuzförmig erscheinende, überkuppelte Hauptraum dar. Hierbei orientierte sich Müller an der liturgischen Anordnung des Wiesbadener Programms aus dem Jahr 1891, welches einen Zentralraum forderte, in welchem sich die Gemeinde um Altar, Orgel und Kanzel herum „auf Augenhöhe“ versammelte. Die pneumatisch betriebene Jehmlich-Orgel, die Kanzel und der Altar wurden stufenförmig hintereinander angeordnet, während sich das Gestühl in halbkreisförmig ansteigenden Reihen um die liturgische Mitte gruppiert und auf gleicher Ebene wie die Kanzel und der Altar liegt. Dieser barocken Tradition entsprechend orientierte sich bereits George Bähr beim Bau der Dresdner Frauenkirche. Bei der Philippuskirche handelt es sich in Leipzig und der Region um den einzigen, nach diesem Prinzip entwickelten Sakralbau. Der reich geschmückte Innenraum der Kirche verfügt weiterhin über Messinglampen, welche sowohl mit Strom als auch mit Gas funktionieren. Nach drei Jahren Bauzeit von 1907 bis 1910 wurde die Kirche mit 730 Plätzen am 16. Oktober 1910 geweiht. Während der Kirchweihe spielte Paul Gerhardt auf der von ihm mitentwickelten Jehmlich-Orgel. Im Jahr 1999 vereinigten sich die Gemeinden der Philippuskirche und der Heilandskirche zur Kirchgemeinde Lindenau-Plagwitz. Seit 2002 fanden die Gottesdienste ausschließlich in der Heilandskirche statt.

Aus 100-jährigem Pfarrhaus wird modernes Integrationshotel


Nachdem die Philippuskirche über ein Jahrzehnt nicht mehr für Gottesdienste genutzt wurde, übertrug man das Gebäudeensemble im Jahr 2012 dem Berufsbildungswerk (BBW) Leipzig zur Nutzung. Das BBW plante für das denkmalgeschützte Gebäudeensemble eine Umgestaltung zum PHILIPPUS Leipzig Inklusionshotel mit Gastronomie und Freisitz direkt am Karl-Heine-Kanal. Die Idee dazu stammte ursprünglich aus Hamburg, wo 1993 Eltern von behinderten Kindern das Stadthaushotel in Altona gründeten. Entsprechend des „Philippus-Projektes“ begann unter der Leitung von Wolfgang Menz Anfang 2015 der Umbau der neobarocken Kirche zu einem 3-Sterne-Hotel. Ausgeführt wurde das Projekt vom Architekturbüro RKW. Ziel war es, die seit 2002 gemeindlich nicht mehr genutzte Philippuskirche zu einem multifunktionalen Veranstaltungsort umzuwandeln, ohne diese zu entweihen. Für die Umsetzung des Projektes stellte der Mitgliedsbetrieb des Diakonischen Werks insgesamt 4,2 Millionen Euro zur Verfügung, weitere 250.000 Euro wurden von der Fernsehlotterie „Aktion Mensch“ beigesteuert. Dabei handelte es sich um ein Förderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Zu den Festangestellten sollten mindestens 40 Prozent Behinderte zählen.

Die Eröffnung von Leipzigs erstem Integrationshotel fand am 1. März 2018 statt. Zur Verfügung stehen seitdem 28 Doppel- und ein Einzelzimmer in den Kategorien „Klassik“ mit etwa 18 Quadratmetern und „Komfort“ mit circa 25 Quadratmetern mit Ausblick auf den Karl-Heine-Kanal. 28 der insgesamt 29 Räume sind barrierefrei. Zum PHILIPPUS Leipzig Inklusionshotel gehören eine Catering-Abteilung mit gastronomischer Versorgung der Hotelgäste sowie die Philippuskirche. Das neue Konzept umfasst die drei „Bs“ Beherbergung, Bewirtung und Botschaft. Teil der regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen ist seit 2014 auch die Benefizreihe verschiedener musikalischer Stilrichtungen namens „Konzerte am Kanal“ im Kirchsaal.

Frisch gezapftes Philippus-Bräu und Flammkuchen im einstigen Kirchgarten


Um die Eingriffe in den denkmalgeschützten Bestand auf ein Minimum zu reduzieren, wurde an der Westseite des Pfarrhauses neben dem Eingang ein gläsernes Foyer mit gläsernem Außenfahrstuhl geschaffen. Im Souterrain der Kirche entstanden eine Küche, Seminar- und Besprechungsräume, während der Kirchsaal in ein kulturelles, multifunktionales Veranstaltungszentrum umgewidmet wurde, in welchem u.a. Hochzeiten, Theateraufführungen, Firmen- und Geburtstagsfeiern sowie an jedem letzten Freitag im Monat ein Gottesdienst stattfinden. Der ehemalige Gemeindesaal wurde zum Frühstücks- und Seminarraum mit unmittelbarem Gartenzugang umfunktioniert. Im Jahr 2019 waren die umfangreichen Sanierungsarbeiten im Inneren der Kirche abgeschlossen. Anschließend wurde das Ensemble mit moderner Technik ausgestattet sowie die mehr als 100 Jahre alte Jehmlich-Orgel fachmännisch überholt.

Den idyllischen Kirchgarten funktionierte man zum Philippus-Biergarten mit 40 Plätzen um. Er wird vom Inklusionshotel betrieben. Gelegen zwischen Philippuskirche und Karl-Heine-Kanal ist dieser von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und wird in den Sommermonaten zur Kulisse von Live-Musik und Theatervorführungen. Der Freisitz ist ebenfalls barrierefrei. Neben einem kleinen Imbissangebot, darunter saisonale Speisen, Flammkuchen und Brotzeitplatten, werden verschiedene warme und kalte Getränke sowie frisch gezapftes Philippus-Bräu angeboten. Der Biergarten verfügt zudem über eine kleine Bootsanlegestelle.

Stand: 28.09.2022

Bildergalerie - Philippuskirche

Historisches Bildmaterial - Philippuskirche

Leipziger Weihnachtsmarkt

Markt / Augustusplatz und weitere Plätze und Straßen der Innenstadt | Ortsteil: Zentrum

Der Leipziger Weihnachtsmarkt wird alljährlich von Ende November bis zum 23. Dezember auf dem Markt und in weiteren Bereichen der Innenstadt veranstaltet. Organisator ist das Marktamt der Stadt Leipzig. Die Tradition des Leipziger Publikumsmagneten reicht bis ins Jahr 1458 zurück, womit er einer der ältesten und mit über 2,5 Millionen Besuchern einer der größten Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland ist. Mit rund 300 Ständen wird ein einzigartiges kulturelles und kulinarisches Angebot geschaffen.

Deutsche Weihnachtsmarkttradition: Vom Fleischmarkt zum mehrwöchigen Event


Weihnachtliche Musik, hell erleuchtete Stände, Duft nach gebrannten Mandeln und Glühwein: Alljährlich in der Vorweihnachtszeit sind Weihnachtsmärkte für jedermann ein beliebtes Ausflugsziel. Die Wurzeln dieser Tradition reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. In Deutschland fanden erste Märkte bereits um das Jahr 1300 statt. Bereits zu früheren Zeiten galt die Versorgung der Besucher mit Speisen und Heißgetränken an diversen Verkaufsständen als wichtiger Bestandteil des Weihnachtsmarktes. Besonders beliebt waren schon damals Stollen, gebrannte Mandeln, Maronen, heiße Schokolade und Glühwein. An zahlreichen Buden wurden auch Weihnachtsartikel und Christbaumschmuck verkauft, während ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm aus Schauspiel- und Musikstücken das Spektakel abrundete. Im Zentrum des Weihnachtsmarktes standen ein riesiger Weihnachtsbaum oder eine große Weihnachtspyramide, die durch ihre festliche Beleuchtung für eine gemütliche Atmosphäre in der kalten Jahreszeit sorgten.

Weihnachtsmärkte sind heute über Deutschland hinaus auch in Österreich, der Schweiz, in Frankreich bis nach Italien und vereinzelt in Osteuropa verbreitet. Im englischsprachigen Raum sind die Kopien deutscher Weihnachtsmärkte unter der Bezeichnung „German Christmas Markets“ sehr populär. In Deutschland sind vor allem bayrische und sächsische Weihnachtsmärkte sehr bekannt. Der berühmteste – und zugleich einer der ältesten – ist der seit 1434 jährlich stattfindende Dresdner Striezelmarkt. Dabei handelte es sich ursprünglich um einen eintägigen Fleischmarkt, auf dem der Weihnachtsbraten ausgewählt werden konnte. Der älteste deutsche Weihnachtsmarkt ist nach dem Münchner Christkindlmarkt der Wenzelsmarkt in Bautzen, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1384 zurückreichen. Als Besuchermagnete über die nationalen Grenzen hinaus gelten auch die Erzgebirgischen Weihnachtsmärkte. Die größten befinden sich in Freiberg, Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg. Besonders bekannt sind diese für den Verkauf von typisch erzgebirgischer Volkskunst, darunter Schwibbögen und Räuchermännchen.

Tradition seit 1458 – und wie aus Mangelwirtschaft der Märchenwald wurde…


Der Leipziger Weihnachtsmarkt gilt als einer der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Wie aus dem „Leipzigschen Geschichtsbuch“ von 1714 durch den Historiker
Johann Jacob Vogel hervorgeht, reicht seine Tradition bis ins Jahr 1458 zurück: „Anno 1458 hat Churfürst Friedrich Marggraff zu Meissen und Hertzog zu Sachsen den Weynachtsmarckt öffentlich ausgeschrieben und die Stadt wegen der geleisteten treuen Dienste so Ihme von dem Rathe und der Bürgerschaft erweisen damit begnadiget.“

Sehr wahrscheinlich ist der Leipziger Weihnachtsmarkt sogar noch älter. Zu seiner Entstehungszeit fand er nur wenige Tage vor dem Fest statt. Da im Winter traditionell mehrmals geschlachtet wurde, versorgten sich die Leipziger hier vor allem mit Fleisch. Somit wurde die Versorgung der Bevölkerung, die oftmals nicht ausreichend Platz für die eigene Tierhaltung hatte, bis Ostern sichergestellt. Der Weihnachtsmarkt bot auch den Handwerksbetrieben die Möglichkeit, mit dem Verkauf ihrer selbst hergestellten Töpfe und Pfannen, gedrechseltem Spielzeug oder Schnitzerware in den auftragsarmen Wintermonaten dennoch genügend Umsatz zu machen. Vor allem Händler aus anderen Regionen kamen in die Stadt, um ihre Waren in der Vorweihnachtszeit feilzubieten. Somit wurde das Angebot des Leipziger Weihnachtsmarktes bedeutend ausgeweitet und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Verkaufsstände, die sich zunächst auf den Markt beschränkten, wurden auch in die umliegenden Gassen erweitert und der Brauch eines Weihnachtsbaums mit Lametta, Weihnachtsschmuck aus Glas und Lichterketten setzte sich durch. Zu dieser Zeit ähnelte der Weihnachtsmarkt bereits dem heutigen. Überlieferungen aus dem 19. Jahrhundert zufolge waren einige Besucher beinahe überfordert von der Vielzahl an Buden.

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit hatten einen starken Einfluss auf die Vielfalt der angebotenen Waren. Aufgrund der Mangelwirtschaft in der DDR konnten Spielzeug und Weihnachtsschmuck nicht ausreichend angeboten werden. Deshalb beauftragte die Stadtverwaltung die Werbefirma DEWAG, einen neuen Anreiz auf dem Weihnachtsmarkt zu schaffen: In diesem Zuge ebnete Elke Herschel den Weg für den traditionellen und noch heute sehr beliebten Märchenwald. Die Grafikerin war seit dessen Beginn 1978 für die Gestaltung der Märchenszenen verantwortlich.

Von 1997 bis 2012 erregte der von Tourismusfachmann Richard Schrumpf initiierte Weltgrößte freistehende Adventskalender große Aufmerksamkeit bei Medien und Besuchern. Zuerst in der Richard-Wagner-Straße aufgestellt, später im Böttchergässchen, gelangte er mit einer Größe von 857 Quadratmetern ins Guinness-Buch der Rekorde.

Internationales Flair: Finnisches Dorf, Südtiroler Dorf und Alt Leipzig…


Der Hauptbereich des Weihnachtsmarktes ist der vor dem
Alten Rathaus gelegene Markt. Hier findet alljährlich das Eröffnungsprogramm mit den Auftritten des Thomanerchors sowie der Leipziger Ratspfeifer statt, die vom Rathaus-Balkon musizieren. Auf dem Markt befinden sich inmitten der zahlreichen Verkaufsstände eine rund 20 Meter hohe Tanne und die Marktbühne, auf der ein umfangreiches Weihnachtsprogramm präsentiert wird. Im Café Zimtstern mit Kinderbäckerei werden winterliche Kaffeespezialitäten und hausgemachtes Gebäck in gemütlicher Atmosphäre angeboten. Auf der Marktbühne finden außerdem die Sprechstunden des Weihnachtsmanns statt, der sich höchstpersönlich um die kleinen Besucher kümmert. Seine Ankunft mit einer historischen Dampflok auf dem Hauptbahnhof bejubeln vor allem die kleinen Besucher.

Im benachbarten Salzgässchen befindet sich das historisch nachempfundene Etagenkarussell. Der Historische Weihnachtsmarkt Alt Leipzig auf dem Naschmarkt zwischen Löwenbrunnen und Alter Handelsbörse bringt den Besuchern die Kunst- und Handwerkstradition Leipzigs vom Kerzenzieher bis zum Kunstschmied nahe. Hier werden deftige Spezialitäten und heißer Met angeboten. Auf dem Nikolaikirchhof befindet sich nicht nur Leipzigs größter Adventskranz, sondern auch die größte Weihnachtspyramide, an der heiße Feuerzangenbowle ausgeschenkt wird. Seit 2019 ist die Grimmaische Straße mit einem Magischen Wald geschmückt, bestehend aus leuchtenden Tierfiguren wie Reh, Hase und Fuchs. Internationale Vielfalt wird auf dem Augustusplatz geboten: Hier befindet sich das Finnische Dorf mit landestypischem Handwerk und Köstlichkeiten wie Glögi und Flammlachs. Im benachbarten Südtiroler Dorf vor der Universität Leipzig können die Besucher neben Winzer-Glühwein auch Schüttelbrot und Kaminwurzen genießen. Vor dem Opernhaus werden im Märchenwald Grimms bekannteste Märchen in Lebensgröße dargestellt. In den Motiven wurden Fehler eingebaut, bei deren richtiger Lösung Preise gewonnen werden können. Neben zwei Kinderkarussells befindet sich hier auch das rund 38 Meter hohe Riesenrad, von dem aus sich ein einzigartiger Blick über die weihnachtlich geschmückte Stadt bietet.

Stand: 10.01.2024

Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Nikolaistraße 1 / Grimmaische Straße 17 | Ortsteil: Zentrum

Das Fürstenhaus wurde 1558 vom Bildhauer Paul Wiedemann als prächtigstes Bürgerhaus Leipzigs im Stil der Renaissance für den Ratsherren Georg Roth errichtet. Es wurde leider mitsamt seiner beiden eindrucksvollen Runderker im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bei dem Fürstenhauserker am Eckhaus in der Grimmaischen Straße 17, Ecke Nikolaistraße, handelt es sich um eine nach historischem Vorbild vom Dresdner Bildhauer Christian Hempel und Steinmetzen des VEB Denkmalpflege Leipzig geschaffene Replik. Diese wurde in Form eines Runderkers aus Rochlitzer Porphyr im Jahr 1986 am neugebauten Eckhaus angebracht.

Sächsische Renaissance inmitten der Einkaufsmeile


Das Fürstenhaus galt einst als prächtigstes Bürgerhaus der Leipziger Renaissance und war eines der wichtigsten Bauten dieser Art in Mitteldeutschland. Erstmals erwähnt wurde einer seiner Vorgängerbauten im Jahr 1503 als Predigerkloster, gelegen am „Pauler Kirchhofe“. Zwischen 1540 und 1546 erwarb der Dekan der medizinischen Fakultät,
Sebastian Roth, diverse Grundstücke am „Pauler Kirchhofe“, darunter Überlieferungen nach auch das Fürstenhaus. Der Sohn des Dekans, Kaufmann Georg Roth, beauftragte später die Errichtung eines Neubaus auf den Grundmauern des Klosters und der einstigen Bürgerhäuser im spätgotischen Stil. An dieser Stelle entstand im Jahr 1558 nach Entwürfen des Steinmetzen Paul Wiedemann gegenüber des heutigen Eiscafés San Remo in der Grimmaischen Straße 30 das vornehme Bürgerhaus. Neben den Fürstenhauserkern schuf Paul Wiedemann im Jahr 1557 auch den Pfeiferstuhl im Festsaal des Alten Rathauses als herausragendes Zeugnis der Bildhauerkunst. Da einst vier Söhne des Herzogs Friedrich Wilhelm I. von Altenburg während ihres Studiums an der Universität Leipzig in dem Renaissance-Bau logierten, erhielt es im Jahr 1612 den Namen Fürstenhaus. Das Gebäude war optisch mit rechteckigen Fenstern und durchlaufenden Sohlbankgesimsen sowie die Stirnseiten jeweils mit einem vor das Dach gesetzten Ziergiebel gestaltet. Die Hauptfassade schmückten drei Zwerchhäuser. Besonders markant waren die beiden aufwändig verzierten Runderker aus Rochlitzer Porphyr an der Hauptfront, welche das von Giebeln bekrönte zweigeschossige Wohnhaus schmückten. Dabei handelte es sich zugleich auch um die eindrucksvollsten Bauplastiken jener Zeit in der Stadt, welche Profilbildnisse und Wappen in filigraner Ornamentik der Renaissance abbildeten. Historische Quellen belegen auch den Aufenthalt des Zaren Peter der Große im Gebäude im Jahr 1713. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Fürstenhaus bereits im Besitz der benachbarten Universität Leipzig, welche das Objekt im Jahr 1648 erwarb. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude meist vermietet, bevor es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Kaufhaus umfunktioniert wurde.

Bei einem verheerenden Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in der Nacht des 4. Dezember 1943 zerstört. Wie einige Fotoaufnahmen aus der Nachkriegszeit zeigen, ragte lediglich noch der Treppenturm aus dem Trümmerhaufen heraus. In der Folge wurden beim Abbruch der Ruine einige Überreste der beiden verhältnismäßig gut erhaltenen Erker aus dem Schutt geborgen und über mehrere Jahrzehnte in den Kellern der Moritzbastei eingelagert. In den 1980er Jahren beauftragte die Stadtverwaltung Leipzig den Dresdner Bildhauer Christian Hempel mit der Anfertigung einer vollständigen Kopie des Runderkers aus Rochlitzer Porphyr. Mit Unterstützung von Steinmetzen des VEB Denkmalpflege Leipzig fertigte Hempel eine originalgetreue Replik auf Grundlage einiger weniger geborgenen Fragmente sowie unter Zuhilfenahme von historischen Aufnahmen. Die Replik in Form eines prächtigen Runderkers wurde im Jahr 1986 am neugebauten Eckhaus in der Grimmaischen Straße 17 befestigt. Die Originalfragmente der im Krieg zerstörten Erker galten bis zu ihrer Wiederentdeckung 2006 auf dem Werkstoffhof des Dresdner Steimetzbetriebes als verschwunden und wurden im Jahr 2011 an die Universität Leipzig zurückgeführt. Nach umfassender Restaurierung sollen die Fragmente des Fürstenhauserkers ab Herbst 2024 im Rahmen eines Lapidariums im Seminargebäude der Universität Leipzig auf dem Campus Augustusplatz ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der festeste Turm ist der Name des Herrn…


Der zweigeschossige Fürstenhauserker aus Porphyrtuff mit seiner welschen, schiefergedeckten und geschwungenen Dachhaube wurde einst nach dem Vorbild der vom Baumeister
Kunz Krebs geschaffenen Runderker am Schloss Hartenfels in Torgau konzipiert. Die Brüstungsfelder des Erkers bilden im ersten Obergeschoss diverse Wappendarstellungen sowie im zweiten Obergeschoss Kartuschen mit Bildnissen der Besitzerfamilie ab. Oberhalb der sechs in für die Renaissance typischem Rollwerk gerahmten Fenstern ist die lateinische Inschrift „Turris fortissima nomen domini beati omnes qui confiunt in eo“ eingraviert. Übersetzt bedeutet dies „Der festeste Turm ist der Name des Herrn, glücklich alle, die sich zu ihm bekennen“. Weitere für den Architekturstil typische Elemente befinden sich am Erker in Form von Flechtbändern und hängenden Girlanden, welche die Fenster optisch voneinander trennen, ebenso wie Eierstabfries und Diamantquader unter dem Hauptgesims. Am Konsolstein sind die Initialen des Steinmetzes Paul Wiedemann angebracht. 

Stand: 28.2.2024

Bildergalerie - Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Historisches Bildmaterial - Fürstenhauserker / Fürstenhaus

Mendelssohn-Büste auf einer Stele

Mendelssohn-Ufer (zwischen Mozartstraße und Beethovenstraße) | Ortsteil: Zentrum-Süd

Die vom Leipziger Bildhauer Walter Arnold geschaffene Mendelssohn-Büste wurde am 4. November 1947 am ehemaligen Standort des abgetragenen Mendelssohn-Denkmals vor dem im Krieg stark beschädigten Zweiten Gewandhaus eingeweiht. Die Porträtstele besteht aus einem 2,28 Meter hohen Sockel aus Kalksandstein, auf welchem sich eine 61 Zentimeter hohe Bronzebüste von Felix Mendelssohn Bartholdy befindet. Seit 2007 befindet sich die Mendelssohn-Büste südwestlich des Mendelssohn-Ufers unweit der Mozartbrücke vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Keinen Komponisten ehrt die Musikstadt mit mehr Denkmälern…


Nach Wien blickt kaum eine andere Stadt auf eine so vielseitige musikalische Vergangenheit zurück, wie Leipzig. Die durch Unternehmen und Messe prosperierende Stadt ist Heimat des weltberühmten
Thomanerchores und war Wirkungsstätte vieler namhafter Komponisten und Musiker, welche sich hier zeitweise aufhielten oder lebten. Einer von ihnen war der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, der zwölf Jahre in Leipzig lebte und mit seinem Wirken einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung Leipzigs als Musikstadt mit internationaler Strahlkraft leistete. Von 1835 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1847 war er Gewandhauskapellmeister, entdeckte die Werke von Johann Sebastian Bach wieder und gilt als Begründer der ersten Musikhochschule Deutschlands im Jahr 1843. Das Conservatorium der Musik wurde später in Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig umbenannt und entwickelte sich seit seiner Gründung europaweit zu einer der renommiertesten Einrichtungen dieser Art. Mendelssohn lebte mit seiner Familie in der ersten Etage eines spätklassizistischen Bürgerhauses in der heutigen Goldschmidtstraße. In dem restaurierten Gebäude befindet sich heute das von Kurt Masur eröffnete Mendelssohn-Haus, welches die restaurierte und rekonstruierte Wohnetage mit Musiksalon sowie zwei weitere Ausstellungsetagen beherbergt. Geehrt wird Felix Mendelssohn Bartholdy auch mit den alljährlich über eine Woche um Mendelssohns Todestag herum stattfindenden Mendelssohn-Festtagen. Als Kooperation zwischen dem Mendelssohn-Haus und dem Gewandhaus zu Leipzig wird im Rahmen von vielfältigen Konzertveranstaltungen an beiden authentischen Orten das umfassende Repertoire aufgeführt, darunter Kammer- und Chormusik sowie Sinfonien.

Für keinen anderen Komponisten gibt es mehr Denkmäler in Leipzig, wie für Felix Mendelssohn Bartholdy. Dazu zählt das 2008 gegenüber der Thomaskirche errichtete Mendelssohn-Denkmal als drei Meter hohe Bronzestatue. Dabei handelt es sich um eine Replik des von Werner Stein entworfenen Mendelssohn-Denkmals, welches sich einst an der Ostseite des Zeiten Gewandhauses befand. Aufgrund von Mendelssohns vermeintlicher jüdischer Abstammung wurde das Denkmal 1936 auf Geheiß des stellvertretenden Leipziger Bürgermeisters, Rudolf Haake, abgebrochen.

Altes Denkmal am neuen Standort


Ein weiterer Ort, der den berühmten Komponisten namentlich ehrt, befindet sich in Form einer Grünanlage im
Musikviertel unweit des Bundesverwaltungsgerichtes. Im Rahmen der Offenlegung des Pleißemühlgrabens zwischen 2006 und 2007 und dem Bau einer Tiefgarage unterhalb des Areals wurde von 2005 bis 2012 das sogenannte Mendelssohn-Ufer geschaffen. Eine begrünte Treppenanlage führt hinunter zum Pleißemühlgraben, während die sich auf den Stufen befindlichen Sitzkuben Noten auf Notenlinien symbolisieren. Die lockere Verteilung dieser soll die ersten beiden Takte aus Mendelssohns Violinkonzert e-Moll darstellen. Die grüne Sitztreppe wird von Anwohnern und Studenten in der benachbarten Universitätsbibliothek gleichermaßen als beliebter Aufenthaltsort genutzt.

An der Südwestecke des Mendelssohn-Ufers befindet sich seit dem Jahr 2007 die Mendelssohn-Büste. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Untergang des Nationalsozialismus setzte sich besonders Rudolf Fischer als Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik – Mendelssohn-Akademie (ab 1972 Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig) für eine erneute öffentliche Würdigung von Felix Mendelssohn Bartholdy ein. Mit den vorhandenen Mitteln wurde zunächst am 2. Oktober 1946 ein Gedenkstein mit Namen und Lebensdaten des Komponisten am Standort des 1936 von den Nationalsozialisten abgetragenen Mendelssohn-Denkmals vor den Überresten des stark beschädigten Alten Gewandhauses eingeweiht. Dank einer großzügigen Spende der „Leipziger Zeitung“ über 11.200 Mark konnte der Gedenkstein durch eine von Walter Arnold geschaffene Stele ersetzt werden. Auf einem 2,28 Meter hohen Sockel aus Kalksandstein fertigte der Leipziger Bildhauer eine 61 Zentimeter hohe Bronzebüste an, welche Felix Mendelssohn Bartholdy abbildete und von der Bronzegießerei Noack geschaffen wurde. Die Mendelssohn-Stele wurde am 4. November 1947 durch Erich Zeigner, den damals amtierenden Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, feierlich am einstigen Standort des abgetragenen Mendelssohn-Denkmals in der Grassistraße eingeweiht. 

Auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung hin wurde die Stele am 25. Oktober 1967 an das westliche Ende der Fritz-von-Harck-Anlage verlegt, wo sie bis 1999 verblieb. Aufgrund der Umgestaltung der Grünanlage vor dem Bundesverwaltungsgericht wurde die Mendelssohn-Büste zwischenzeitlich auf das Areal des Mendelssohn-Hauses verlegt, bevor sie 2007 ihren endgültigen Standort südwestlich des Mendelssohn-Ufers unweit der Mozartbrücke erhielt. Der ursprüngliche Plan, die Stele nach Fertigstellung des neuen Universitätskomplexes auf dem Areal des Zweiten Gewandhauses zu platzieren, wurde verworfen.

Stand: 18.01.2024

Bildergalerie - Mendelssohn-Büste auf einer Stele

Thüringer Hof

Burgstraße 19 | Ortsteil: Zentrum

Der „Thüringer Hof“ ist Leipzigs älteste Traditionsgaststätte. Seinen heutigen Namen erhielt der Gasthof 1838 vom aus Thüringen stammenden Gastwirt Friedrich Pietzsch. Besondere Bekanntheit erhielt der Thüringer Hof durch die geistige Elite, die ihrerzeit in den Gemäuern verkehrte, darunter Martin Luther, Robert Schumann und Friedrich Gottlob Klopstock. Im Traditionshaus werden thüringische, fränkische und sächsische Spezialitäten serviert.

Über 500 Jahre Historie: Leipzigs ältestes Traditionsgasthaus


Begrüßt wurden die Gäste einst in der Vorhalle mit dem Wandspruch „Wo einst die Ritter rüstig gezecht, Da zecht’s sich noch heutigen Tages nicht schlecht! Frisch fröhlicher Sang durchhallt das Gewölbe, Die Zeiten sind andre, der Durst ist derselbe!“ Der Thüringer Hof galt einst als volkstümlichste Biergaststätte der Stadt. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1454 zurück. 

1519 kam Martin Luther nach Leipzig, besuchte auch den Thüringer Hof und hielt seine berühmte Disputation mit Johannes Eck in der benachbarten Pleißenburg, auf deren Grundmauern sich heute das Neue Rathaus befindet. Dieses Ereignis wird heute im Thüringer Hof als Lutherspektakel in Szene gesetzt. Keine andere Leipziger Gaststätte – außer Auerbachs Keller – weist derartig bleibende geschichtliche Spuren auf. 

Das ursprüngliche Gebäude des Thüringer Hofs wurde 1454 von Dietrich von Buckendorf erbaut. 1466 eröffnete die Gaststätte erstmals unter dem Namen „Studentenburse“. 1515 wurde Dr. Heinrich Schmiedeberg, Professor und Kanzler des Bistums Naumburg sowie Freund Martin Luthers, Eigentümer des Gasthofs. Im Jahr 1552 verlieh Herzog Moritz Curfürst von Sachsen dem Wirtshaus ein vom Künstler Lucas Cranach geschaffenes Hauswappen. Zwischen 1561 und 1606 befand sich der Thüringer Hof im Besitz von Erasmus von Könneritz und dem Freiherrn von Pflugk. Im Jahr 1813 wurde das Gasthaus Zeuge von Napoleons Flucht aus Leipzig durch die Burgstraße nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Seinen heutigen Namen „Thüringer Hof“ erhielt es 1838 vom aus Thüringen stammenden Gastwirt Friedrich Pietzsch, auch bekannt unter dem Namen „Tigerwirt“, der auch Inhaber des „Goldenen Tigers“ am Brühl war.

Geistige Elite in „Grimpe-Stube“, „Burgverlies“ und „Lutherhalle“


1858 wurde Johann August Grimpe neuer Eigentümer. Nach der Übernahme des Gasthauses 1877 durch seinen Sohn Georg Grimpe, einem der populärsten Bürger der Stadt, erhielt der Thüringer Hof durch die neue, originelle Gestaltung, seine Bekanntheit und erfuhr seine Blütezeit. Das Gasthaus bot in etwa 17 Räumlichkeiten Platz für rund 1.200 Gäste. Die „Luther-Halle“, die „Grimpe-Stube“, der „Karzer“, das „Refektorium“, die „Vordere Wolfsschlucht“ und „Hintere Wolfsschlucht“, die „Cantorei“, das „Burgverlies“ und die „Gute Stube“ sowie die nach Richard Wagner, Johann Sebastian Bach und Theodor Körner benannten Zimmer verliehen dem Thüringer Hof sein individuelles Flair. Nach der baulichen Einbeziehung des Freihauses wurden die Gasträume um die großzügige „Lutherhalle“, den überdachten Hof „Staubfreier Garten“ und den „Freyhaus-Saal“ erweitert. 

Das Geschichtsinteresse von Georg Grimpe und die Tatsache, dass er größten Wert auf Historie legte, traf genau den Zeitgeschmack. Der Gastwirt ließ einige bedeutsame Begebenheiten aus der Stadtgeschichte vom Künstler Adolf Lehnert in einem geschnitzten Wandrelief darstellen. Stolz präsentierte er den Gästen außerdem einen Originalbrief von Martin Luther, den der Reformator an den vormaligen Hausbesitzer Dr. Heinrich Schmiedeberg, zu welchem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, schrieb.

Aus alt wird neu: Historische Bausubstanz im neuen Gewand


Durch den Erwerb der beiden Nachbargrundstücke Nummer 19 und 23 durch Georg Grimpe im Jahr 1888 wurde der Thüringer Hof zu einer volkstümlichen Großgaststätte mit legendärem Ruf. Es erfolgte eine umfassende Rekonstruktion sowie eine prunkvolle Ausgestaltung mit Architekturmalerei, kunstvollen Wand- und Deckenvertäfelungen, Bleiglasfenstern und Kunstschmiedearbeiten. Nach dem Kauf des Thüringer Hofes mit Grund und Boden durch die Würzburger Hofbräu AG im Jahr 1911 wurde die Gaststätte ein Jahr später von Andreas Hermann und dessen Frau als Pächter übernommen. Seit diesem Jahr ist der Thüringer Hof Spezialausschank der Würzburger Hofbräu AG. Zwischen 1930 und 1933 wurde die Lutherstube im Restaurant unter Einbeziehung des Pflugkschen Freihauses ausgebaut. Dank den beiden Pächterfamilien Hermann und Börner sowie der Würzburger Hofbräu AG entwickelte sich die Lutherhalle zu einem besonderen und einzigartigen Anziehungspunkt. Der Raum wurde mit diversen künstlerischen Motiven aus dem Leben und Wirken von Martin Luther ausgestaltet: Ein großes Rundbogenfenster mit Glasgemälde zeigte den Reformator auf dem Reichstag zu Worms, während in den Kunstverglasungen von acht weiteren Fenstern Städtebilder aus Luthers Zeit illustriert waren. Der Raum war außerdem mit zwölf an den Steinpfeilern angebrachten Plastiken in Form von Charakterköpfen bedeutender Frauen und Männer aus Luthers Zeit ausgestaltet. 

Durch einen schweren Bombenangriff im Jahr 1943 wurde der traditionsreiche Gebäudekomplex des Thüringer Hofes beinahe vollkommen zerstört. Zwischen 1948 und 1949 begann der Wiederaufbau des Gasthauses im Erdgeschoss, wobei einige Überreste und Details der alten Bausubstanz gerettet und in den Neubau integriert werden konnten. Im Jahr 1952 wurde Robert Sauer Pächter des Thüringer Hofes, bevor dieser 1972 durch die Gaststättenorganisation Gastronom Leipzig übernommen wurde. 1993 startete nach Abriss des alten Gebäudes der Wiederaufbau sowie die gesamte Rekonstruktion. Am 4. Mai 1996 wurde der Thüringer Hof nach dreijähriger Bauzeit wiedereröffnet.

Schlemmen wie zu Luthers Zeiten


Die Thüringer Hof zu Leipzig GmbH lädt heute als junges thüringisch-sächsisches Unternehmen zum Speisen und Verweilen ein. Begrüßt werden die Gäste an der Hausecke des Thüringer Hofes von einer fröhlichen, bronzenen Gambrinusfigur. Gemeinsam mit riesigen, schmiedeeisernen Auslegern und Kandelabern, dem historischen Eingangsportal und der dem Original nachempfundenen historischen
Handschwengelpumpe aus dem Jahr 1984 zählt diese zu den Wahrzeichen des Gasthauses. Neben der thüringischen Küchentradition werden auch sächsische und fränkische Spezialitäten angeboten. Die wohl bekannteste Speise des Thüringer Hofes ist das „Luthergericht“. Dabei handelt es sich um gepökeltes Eisbein mit hausgemachtem Sauerkraut und Thüringer Klößen. Neben frisch gezapftem Pils und Schwarzbier sind auch Thüringer Edelobstbrände und Spezialitäten wie der Leipziger Allasch nicht aus der Getränkekarte wegzudenken. 

Das Herzstück des Thüringer Hofes, der Luthersaal, bietet Platz für 200 Gäste und präsentiert sich mit eindrucksvollem Kreuzgewölbe und Säulenverkleidung in dunklem Eichenholz, gemütlichen Nischen, schmiedeeisernen Lüstern und Wandbildern des Leipziger Malers Emil Block, die Städtemotive aus Luthers Zeiten zeigen. Diese Motive dienten auch als Vorlage für ehemalige Bleiglasfenster in der Lutherhalle. In diesem Raum spüren die Gäste noch immer den Zeitgeist, als berühmte Persönlichkeiten, Akademiker der Universität, Bischöfe und studentische Burschenschaften in dem Haus verkehrten. 

Der glasüberdachte Innenhof des Restaurants mit 40 Plätzen stellt mit seinen üppigen Grünpflanzungen einen neuzeitlichen Kontrast zum restlichen, historischen Ambiente des Thüringer Hofes dar und erinnert an eine Orangerie. Hierbei handelt es sich um einen beliebten Ort für einen Kaffeeklatsch mit frischem Blechkuchen, einem Stück Eistorte oder kleineren Veranstaltungen. 

Stand: 27.2.2024

Bildergalerie - Thüringer Hof

Historisches Bildmaterial - Thüringer Hof

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